Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
bleibt uns das zumindest erspart.« Sein Lachen erstarb. »Da ist noch etwas anderes.«
»Ich will dich nicht enttäuschen. Diese ganze Sache, schon von Geburt an … Ich habe nie, ich meine, ich …«
Tris legte den Kopf so weit zurück, dass er ihr in die Augen sehen konnte. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mich enttäuschst – egal, auf welche Weise«, meinte er. »Wir sind hier. Zusammen. Verheiratet. Das wollte ich, seit wir in Westmark waren, selbst, als es noch so schien, als könne ich nicht darauf hoffen.« Er machte eine Pause. »Ich habe eine Idee.«
Er stand auf und ging zu dem großen Himmelbett hinüber. Er ließ die Vorhänge herab, sodass sie das Bett darin völlig verhüllten. »Schließ die Augen«, sagte er und zog sie zu dem verdunkelten Bett hinüber. »Jetzt stell dir vor, wir wären wieder auf der Straße – zwei Niemande von Nirgendwoher. Wir sind in einer Herberge, einer von den schöneren, mit einem guten Feuer und einem guten Abendessen. Wir sind völlig sicher. Die anderen sind für den Abend ausgegangen.«
Kiara lachte laut auf. »Als ob das je passieren könnte!«
»Du weißt nicht, wie oft ich mir gewünscht habe, dass es so wäre. Hier sind wir jetzt, zwei Gesetzlose auf der Straße, niemand Wichtiges, mit einem Abend für uns. Hast du irgendeine Idee, wie wir uns die Zeit vertreiben können?«
Die Leidenschaft ihres Kusses überraschte ihn und er zog sie in seine Arme. Er ließ sich rücklings in die Dunkelheit der Bettvorhänge fallen. Seine Frage brauchte keine Antwort.
Später in der Nacht saß Carina am Feuer der leeren, großen Halle und beobachtete die glühenden Kohlen. Sie sah auf, als sich Schritte näherten.
»Hier bist du«, meinte Cam. »Ich habe deine Nachricht bekommen. Was ist los?«
Carina streckte eine Hand aus und Cam machte es sich auf der Bank bequem, die Carina ans Feuer gezogen hatte. Die Kohlen waren heruntergebrannt, aber der Kamin war so groß, dass er selbst jetzt beinahe zu warm war, um nahe daneben zu sitzen. »Du gehst morgen nach Isencroft zurück.«
»Das ist nicht neu.«
Carina seufzte. »Nein. Aber bis jetzt war es nur eine Idee. Letztes Jahr, als wir dachten, du wärst bei der Attacke der Sklavenhändler gestorben, wusste ich nicht, wie ich weitermachen sollte. Wir mussten uns so vielen Gefahren stellen – die Sklavenhändler, dann die Geister im Ruune Videya –, es war keine Zeit zum Nachdenken. Jeder hatte andere Sorgen. Ich war nicht daran schuld, aber ich konnte nicht schlafen. Ich konnte nicht essen. Ich habe dich schrecklich vermisst.«
»Ich wusste nicht, wo du warst«, sagte Cam still und strich ihr eine Strähne ihres dunklen Haars aus den Augen. »Soterius und Harrtuck zogen mich aus den Trümmern der Karawane. Ich wäre gestorben, wenn sie mich nicht zu einer Heilerin geschleppt hätten. Sie gehörte zur Schwesternschaft und sie brachte mich zu einer kleinen Zitadelle, die Jared noch nicht gefunden hatte. Sie hatten das Elixier, das wir brauchten, um Donelan am Leben zu erhalten.« Er nahm Carinas Hand in seine. »Das war das Schwerste, was ich je in meinem Leben tun musste – mich zu entscheiden, ob ich dich suchen oder ob ich den König retten wollte. Ich war nur aus einem Grund stark genug, nach Isencroft zu gehen: Weil Soterius und Harrtuck versprachen, dich danach suchen zu gehen.«
»In einer Nacht, in der wir in Westmark waren, ließ ich Tris nach dir suchen«, flüsterte Carina. »Ich war so erleichtert, als er sagte, du seiest nicht unter den Toten. Aber ich wusste nicht, ob ich dich je wiedersehen würde. Und jetzt gehe ich schon wieder weg.«
»Ich mag es nicht, wenn ich nicht bei dir bin. Du weißt, was wir immer gesagt haben – du bist das Hirn und ich die Muskeln. Ohne dich muss ich selbst mit den Dingen fertig werden.« Cam lächelte. »Und nach allem, was Jonmarc erzählt, hast du das Kämpfen gelernt. – Carina, es ist an der Zeit. Wir müssen unsere eigenen Wege gehen. Du hast ein Leben in Dark Haven, das auf dich wartet. Ich habe die Aufgabe, Donelan zu bewachen. Das ist wichtiger als je zuvor, jetzt, wo es zu Hause diese Unruhen gibt. Und ich vertraue niemandem mehr als Jonmarc, auf dich aufzupassen.« Er grinste. »Und ich gebe zu, die Tochter des Braumeisters ist ganz mein Fall.« Er hob ihr Kinn, um ihr in die Augen zu sehen. »Du wirst Jonmarc irgendwann nach Isencroft bringen. Und ich werde kommen, um dich zu besuchen – wenn du dich eingelebt
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