Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Verschmelzung der hiesigen Blutlinien sprach. Carina sah der Frau in die violetten Augen und für einen Moment fuhr ihr das Bild eines großen Wolfs durch den Kopf.
»Das sind Yestin und seine Gefährtin Eiria«, sagte Gabriel, als beide Neuankömmlinge eine flüchtige Verbeugung machten. »Du hast sie schon auf deiner Reise gesehen.«
Carina schnappte nach Luft. »Die Vyrkin. Natürlich.«
Yestin grinste. »Es machte Mühe, bei Eurer Geschwindigkeit zu folgen. Ich denke, ich habe doppelt so viel Hirschfleisch gegessen, wie ich wiege, um mitzuhalten!«
»Solange Mikhail mit Tris in Shekerishet ist, ist Yestin Gabriels Zweiter«, erklärte Jonmarc.
Eiria lächelte Carina an und Carina bemerkte, dass sie keine langen Augzähne besaß wie die Vayash Moru. »Ihr seid sehr willkommen, Lady Vahanian. Die Berichte über Eure Gaben sind Euch vorausgeeilt. Es ist sehr lange her, dass es in Dark Haven eine Heilerin mit Euren Gaben gegeben hat. Die Bewohner sind schon sehr begierig, dass Ihr Euch hier niederlasst.«
»Ich werde froh sein zu tun, was ich kann, wenn ich erst einmal ausgepackt habe«, murmelte Carina und war überrascht über diesen unerwarteten Ruhm.
»Natürlich. Und wir müssen uns auch erst von der Reise er holen.« Eiria rieb die Hände aneinander und Carina sah, dass sie ganz schrundig waren. »Schnee ist hart auf den Pfoten.«
»Darf ich?« Carina nahm Eirias Hände in ihre. Im selben Moment heilte die rote, wunde Haut unter ihrer Berührung. Yestin hatte keine Scheu, um denselben Gefallen zu bitten.
»Ich danke Euch, m’Lady«, sagte Eiria. »Es ist uns eine große Ehre. Viele Heiler wollen unsereinen nicht berühren.«
»Ich würde der Lady keine Ehre machen, wenn ich meine Gabe zurückhalte«, erwiderte Carina. Doch in der Berührung hatte etwas anderes gelegen, etwas, nach dem Carina Jonmarc später fragen wollte. Aber bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, gesellte sich Laisren zu ihnen.
»Es freut mich, Euch wiederzusehen, m’Lady«, begrüßte er Carina. Er erinnerte sich an das gemeinsame Training mit Tris in der Zitadelle der Schwesternschaft in Fahnlehen. »Lord Gabriel hat mich gebeten, Euch morgen Abend ein richtiges Fest auszurichten, aber es gibt heute schon einen kleinen, spontanen Empfang in der großen Halle. Warme Speisen und gewürzter Wein für Euch, und frisches Ziegenblut für uns andere. Kommt!«
Sie folgten dem entfernten Klang der Musik. Carina konnte auf der Steinmauer gut die Stellen erkennen, die erst kürzlich repariert worden waren, und sie bewunderte das, was in den letzten Monaten hier erreicht worden war. Viele der Möbel waren alt und Carina nahm an, sie gehörten ursprünglich auch hierhin. Die neueren Stücke waren funktional, auch wenn ihre Form von der Kunst der örtlichen Handwerker sprach, und Carina war sicher, dass Gabriel bei der Auswahl die Hand im Spiel gehabt hatte. Tapisserien hingen an manchen Wänden, um die Kälte abzuhalten, mit reichen Mustern verziert, aber ohne die allgemein üblichen Szenen von höfischen Sagen oder lang vergangenen Schlachten. Auffällig war, dass kaum Gemälde von Ahnen an den Wänden hingen, wie in den meisten Herrenhäusern. Dark Havens Schmuck war gut gearbeitet und zweckmäßig, aber ohne Prahlerei, wie sein Herr.
Während die Eingangshalle und die Räume an der Front des Hauses große Fenster besaßen, war die große Halle fensterlos. Carina fiel erst einen Moment später ein, dass das Herrenhaus gebaut worden war, um sowohl Sterbliche als auch Untote zu beherbergen.
Carina war überwältigt von der Menschenmenge und bemerkte sofort, dass – ungleich jedem anderen Herrenhaus – dieser Empfang nicht aus besuchendem Adel bestand. Es waren Kaufleute und reiche Gutsbesitzer aus dem nahen Dorf, genau wie Vayash Moru, Vyrkin und die Dienerschaft des Hauses. In einer Ecke des Saals saßen drei Musikanten, die aussahen, als habe man sie erst gerade aus einem Dorfgasthaus geholt, um hier ein paar lustige Wirtshauslieder zu spielen. Entsprechend Laisrens Worten war eine Auswahl von herzhaften Speisen auf einem langen Tisch aufgetragen worden: Fleischpasteten, Hackbraten, Kuchen mit in Likör eingelegten Früchten, Würstchen, Käse und frisch gebackenes Brot. Der Raum duftete nach gewürztem Wein und warmem Apfelwein. Für die Vayash Moru stand eine großzügige Anzahl von Karaffen mit Ziegenblut an einem Ende des Tisches bereit, zusammen mit Platten von rohem Fleisch für die Vyrkin.
»Ich möchte dir Cathel
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