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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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eine andere Geschichte«, sagte Stephen mürrisch. »Du wurdest mir vom König zur Frau bestimmt. «
    »Und Fiona wurde mir als Geschenk überreicht! « warf Miles mit großer Leidenschaft dazwischen. »Alicia, bin ich in deinem Schloß willkommen? Wenn nicht, werde ich mit meinen Leuten deine Burg wieder verlassen — mit Lady Fiona. «
    »Du weißt, daß du bei mir willkommen bist«, sagte Alicia mit weicher Stimme. »Wenn Chatworth nicht auf einen Krieg vorbereitet ist, wird er niemals die MacArrans angreifen. « Sie wandte sich Stephen zu. »Und was Gavin betrifft, so bin ich froh, daß er Chatworth gefangenhält. Hast du vergessen, was Chatworth deiner Schwester Mary antat; oder daß er mich monatelang gefangenhielt? «
    Fiona glitt weiter zum Ausgang, nachdem sie diese Worte vernommen hatte. Sie würden bald feststellen, daß sie nicht ein so friedlicher Gefangener war, wie sie das angenommen hatten.
    Draußen rollte ein Nebel vom Meer herein, und sie lächelte, während sie dem Herrgott im stillen für seine Hilfe dankte. Zuallererst brauchte sie ein Pferd, denn sie konnte Schottland nicht zu Fuß verlassen. Sie stand still, lauschte gebannt und suchte herauszufinden, in welcher Richtung sich die Ställe befanden.
    Fiona war recht geschickt im Stehlen von Pferden; sie hatte in ihrem kurzen Leben viel Übung darin erworben. Pferde waren wie Kinder. Man mußte freundlich mit ihnen reden, schlicht und ohne rasche Bewegungen. Sie sah zwei Männer am anderen Ende des Stalles, die sich lachend mit leiser Stimme ihrer letzten Liebesabenteuer brüsteten.
    Lautlos schlich Fiona zu einem mit einem Halfter versehenen Pferd, das sich in ihrer Nähe befand. Sie hob einen Sattel von einem Balken herunter und wartete, bis sie das Pferd aus dem Stall geführt hatte, ehe sie dem Tier das Lederzeug überwarf. Sie dankte dem Himmel dafür, daß so viele Menschen auf so kleinem Raum lebten und es daher verhältnismäßig laut auf der Burg zuging. Ein Wagen rumpelte knarrend vorbei; ein Mann führte vier Pferde an einer Leine, band sie unweit an, und sogleich begannen zwei der Pferde, sich mit gebleckten Zähnen zu bearbeiten. Das erzeugte einen Tumult, und drei Männer ließen ihre Peitschen knallen und brüllten den Pferden etwas zu. Keiner von den Leuten, die sich auf dem Hof bewegten, warf auch nur einen Blick auf die zierliche Gestalt im Schatten der Stallwand, die ihren Kopf mit dem Plaid verdeckt hielt.
    Fiona stieg auf das gestohlene Pferd und folgte gemächlich dem Wagen durch die offenen Burgtore hinaus. Sie hob, wie der Kutscher, stumm die Hand, um die Torwächter über sich zu grüßen. Die Wächter wohnten im Torhaus, um fremde Personen am Betreten der Burg zu hindern, aber nicht, um sie dort zurückzuhalten.
    Die einzige Möglichkeit, in die Festung der MacArrans zu gelangen, war eine beängstigend schmale Landbrücke. Fionas klopfendes Herz wurde zu einem Dröhnen, daß ihre Rippen zu zerspringen drohten. Der Wagen vor ihr war ungewöhnlich schmal, und trotzdem hingen die Eisenreifen der Räder zur Hälfte über dem Abgrund; es genügte eine kleine Abweichung nach links oder rechts, und der Mann würde mit Roß und Wagen in die Tiefe stürzen.
    Als sie das andere Ende der Felsbrücke erreichte, atmete sie erleichtert auf: einmal hatte sie diesen tückischen Pfad hinter sich gebracht, und zum zweiten war in der Burg kein Alarm geschlagen worden.
    Der Kutscher sah über die Schulter und grinste. »Bin immer froh, wenn ich diesen Pfad hinter mir habe. Reitest du in diese Richtung? «
    Geradeaus führte eine bequeme Straße an den Hütten der Kleinbauern vorbei, wo man sie sehen würde und einem Suchtrupp genaue Angaben machen konnte. Zu ihrer Rechten lag die Straße an der Steilwand, auf der sie mit Miles hierher gekommen war. Nachts am Rand des Abgrunds entlangzureiten…
    »Nein! « sagte sie mit ihrer dunkelsten Stimme zu dem Wagenkutscher. Zweifellos wollte der Mann mit ihr einen Schwatz halten, wenn sie in die gleiche Richtung ritt. Sie deutete mit dem rechten Arm zur Klippe.
    »Diese jungen Kerle! « meinte der Mann glucksend. »Nun, viel Glück, mein Junge. Es ist eine mondhelle Nacht; aber der Weg ist tückisch. « Dann trieb er sein Pferd mit einem Schnalzen voran und entfernte sich in der Dunkelheit.
    Fiona verlor keine Zeit damit, sich Angstvorstellungen hinzugeben, sondern trieb ihre Mähre auf das schwarze Nichts vor ihr zu. Nachts sah der Klippenpfad noch schlimmer aus als sie ihn in der Erinnerung hatte.

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