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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Ihr Pferd schlug nervös mit dem Kopf, nach kurzem Zögern stieg sie ab und begann, das Tier am Zügel zu führen.
    »Tod und Verdammnis über Miles Montgomery! « murmelte sie. Warum hatte er sie zu einem so wilden Ort entführen müssen? Wenn er schon eine Frau in Gefangenschaft hielt, hätte er das wenigstens in zivilisierter Umgebung tun können.
    Das Heulen eines Wolfes direkt über ihrem Kopf ließ ihr den Atem in der Kehle stocken. Über der Felswand zeichneten sich die Silhouetten dreier Wölfe im Mondlicht ab, die mit gesenkten Köpfen auf sie herabsahen. Das Pferd begann zu tänzeln, und Fiona wand sich die Zügel um das Handgelenk. Während sie weiterging, blieben die Wölfe stets auf ihrer Höhe. Noch einer stieß zu dem Rudel.
    Es kam Fiona so vor, als wäre sie meilenweit gereist, konnte aber dennoch nicht das Ende der Klippenstraße erkennen. Eine Sekunde lang lehnte sie sich gegen die Felswand und versuchte, ihr rasendes Herz zu beruhigen.
    Die Wölfe, die offenbar glaubten, ihr Opfer gäbe seine Niederlage zu, begannen im Chor zu knurren. Das Pferd scheute und entriß Fiona den Zügel, und als sie versuchte, das Tier wieder einzufangen, verlor sie den Halt unter den Füßen und rutschte über den Rand der Klippe. Das Pferd sprengte mit hängendem Zügel den Pfad hinunter.
    Sie lag einen Moment still und versuchte, ihre Fassung wiederzugewinnen und sich zu überlegen, wie sie aus dieser gefährlichen Lage herauskam. Ein Bein hing über dem Abgrund, das andere stand geknickt auf dem Pfad und versuchte, ihr Körpergewicht in die Höhe zu ziehen. Mit ihren Armen umschlang sie den Fels und drückte das Kinn nach unten. Sie bewegte den linken Arm, und im gleichen Moment bröckelte der Fels unter ihr. Mit einem entsetzten Keuchen tastete sie mit ihrem rechten Bein nach einem Halt, fand jedoch keinen. Wieder brach ein Stück der Felswand unter ihr ab, und sie wußte, daß sie nun rasch etwas unternehmen mußte.
    Indem sie jedes Quentchen Kraft in ihren Armen aufbot, versuchte sie sich auf den Pfad hinaufzuziehen und bewegte dabei ihre Hüften Zentimeter um Zentimeter nach links. Als sie eine ebene Fläche unter ihrem linken Knie spürte, blinzelte sie, um die Tränen der Erleichterung zu unterdrücken. Langsam, ganz langsam zog sie ihren schmerzenden, geschundenen Körper zurück auf den Pfad.
    Auf Händen und Knien kroch sie dann hinüber in die Geborgenheit der Steilwand, setzte sich dort hin, während ihr die Tränen über die Wangen liefen und ihre Brust sich keuchend senkte und hob. Blut rieselte warm über ihre Arme, und ihre aufgeschundenen Knie brannten wie Feuer.
    Über ihr kam das heftige Knurren von Tieren, die miteinander kämpften. Sie stemmte sich ein wenig von der Wand ab und sah ein großes Tier, das die Wölfe angriff. »Der Hünenhund von Alicia«, sagte sie staunend und schloß die Augen, um ihm in einem stillen Gebet beizustehen.
    Sie saß nicht lange an der Wand. Bald würde man ihr Verschwinden entdecken, und sie mußte einen großen Vorsprung vor ihren Montgomery-Feinden gewinnen.
    Als sie sich aufrichtete, merkte sie, daß sie viel schlimmer verletzt war, als sie geglaubt hatte. Ihr linkes Bein war steif, ihr Knöchel geschwollen. Als sie sich die Tränen von den Wangen wischte, sah sie Blutflecken auf ihrer Hand im Mondlicht. Mit blutenden Handflächen tappte sie an der Wand entlang. Sie traute ihren Augen nicht mehr und wollte sich nur noch dem festen Stein anvertrauen.
    Inzwischen war auch der Mond untergegangen, als sie endlich das Ende des Klippenpfads erreichte. Sie zog das Plaid enger um sich, achtete nicht auf ihre zitternden Beine und begann, mit zusammengebissenen Zähnen auszuschreiten.
    Als zwei stecknadelgroße Lichter vor ihr auftauchten, blieb sie erschrocken stehen und sah sich nach einer Waffe um. Sekundenlang tauchte sie ihren Blick in die Augen des Tieres, das ihr fast bis zu den Schultern reichte. Das Tier berührte sie fast, ehe sie begriff, daß es Alicias Wolfshund war.
    Der Hund sah sie mit geneigtem Kopf fragend an, und Fiona hätte am liebsten gejubelt vor Erleichterung.
    »Du hast die Wölfe getötet, nicht war? « fragte sie leise. »Guter Junge. Bist du freundlich? « Vorsichtig streckte sie die Hand mit der Handfläche nach oben aus und wurde von einer leckenden Hundezunge belohnt. Als sie den großen Zottelkopf des Tieres zu streicheln begann, stupste er mit der Nase ihre Hand und schob sie gegen die Steilwand zurück.
    »Nein, Junge«, flüsterte sie.

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