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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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dem Klippenpfad verbracht hatte. Als sie ungefähr in der Mitte ihrer Erzählung angelangt war, spürte sie ein Glas zwischen den Fingern und trank durstig den kühlen Wein. Sogleich stieg ihr der Alkohol zu Kopf, und in traumhafter Stimmung fuhr sie mit ihrem Bericht fort.
    »Rab blieb bei mir«, schloß sie, das Glas leerend. »Der Hund begriff, daß ich nicht zu Alicia zurückkehren wollte, und führte mich so zu Alicias Freunden. « Der Wein tat ihr so gut, daß sie keine zornige Aufwallung über den Hund, den MacGregor oder einen anderen Mann spürte.
    »Miles«, sagte sie im gemütlichen Ton und merkte gar nicht, wie sehr er sich freute, daß sie seinen Vornamen verwendete. »Warum schlagt Ihr die Frauen nicht? Ich glaube, ich habe noch nie einen Mann gekannt, der nicht Gewalt anwendete, um seinen Willen zu erreichen. «
    Er wusch nun sacht ihre Zehen. »Vielleicht verwende ich eine andere Art von Gewalt. «
    Mehr wollte er zunächst nicht sagen, und eine Weile blieben sie stumm. Fiona merkte gar nicht, daß sie sich ununterbrochen von dem Wein nachschenkte und fast eine ganze Karaffe ausgetrunken hatte.
    »Warum habt Ihr heute Eurem Bruder nicht widersprochen? Oder war es gestern morgen? «
    Miles’ kurze Unterbrechung des Waschvorgangs war das einzige Zeichen, daß er ihre Frage verstanden hatte. Sie hatte noch nicht so etwas Persönliches von ihm erfahren wollen, als nähme sie nun Anteil an ihm.
    »Meine drei älteren Brüder sind außerordentlich sture Männer. Gavin läßt immer nur seine eigene Meinung gelten, und Raine bildet sich ein, er müsse den Märtyrer für alle verlorenen Sachen spielen. «
    »Und Stephen? « fragte sie, nippte am Glas und beobachtete ihn durch gesenkte Wimpern. Seine Hände auf ihrem Körper fühlten sich sehr, sehr gut an.
    »Stephen blendet die Leute damit, daß er immer zu einem gutwilligen Vergleich bereit sei; doch wenn man es näher betrachtet, beharrt er doch auf seine eigene Weise. Nur für Alicia ist er bereit, auch andere Meinungen ernsthaft zu prüfen; und sie mußte ihm alles — auch heute noch -abringen. Er macht sich lustig über Dinge, die für sie so wichtig sind wie Leben und Tod. «
    Fiona dachte einen Moment über seine Antwort nach. »Und Ihr seid deren kleiner Bruder. Zweifellos betrachten sie Euch als unreifen Jungen, den man belehren und um den man sich kümmern muß. «
    »Hat man Euch auch so behandelt? « fragte er im Flüsterton.
    Der Wein, das heiße Wasser lockerten ihre Zunge. »Roger meint, ich hätte nur einen Fingerhut voll Verstand. Eine Hälfte meines Gehirns fehlt, weil ich eine Frau bin, die andere Hälfte nimmt er nicht zur Kenntnis, weil er sich noch daran erinnert, wie ich in Windeln auf seinen Knien saß. Als ich ihm einiges von dem erzählte, was Edmund mir antat, wußte er nicht, ob er mir glauben sollte. Oder vielleicht wollte er die Dinge nicht wissen, die sein eigener Bruder anstellte oder geschehen ließ. «
    »Verdammt! « sagte sie, sich halb aus dem Zuber erhebend. Mit einer heftigen Bewegung schleuderte sie den Becher durch den Raum und schmetterte ihn gegen die steinerne Wand. »Ich bin zur Hälfte eine Frau. Wißt Ihr, was es bedeutet, wenn man Alicia und Eurem Bruder zusieht, sie beobachtet, wie sie miteinander lachen und flirten? Die beiden tauschen kleine Zärtlichkeiten aus, wenn sie meinen niemand sähe hin. Jedesmal, wenn ein Mann mich berührt… werde ich… «
    Sie brach mit geweiteten Augen ab, während ihr der Kopf schwindelte vom Alkohol. »Liebt mich, Miles Montgomery«, flüsterte sie rauh. »Nehmt mir meine Furcht. «
    »Das hatte ich vor«, sagte er mit gepreßter Stimme, während er sie in seine Arme zog.
    Sie stand immer noch im Zuber, und als Miles’ Mund zu ihren Lippen herunterkam, erwiderte sie seine Küsse — küßte ihn mit aller Leidenschaft, all dem Zorn, den sie empfand, weil sie um die normale Einstellung zur Liebe betrogen worden war. Während andere Frauen lernten, wie man flirtet, hatte Fionas Bruder mit ihr gespielt, die Unschuld seiner kleinen Schwester dem Gewinner versprochen, und Fiona hatte gelernt, wie man sich mit einem Messer verteidigte. Sie hatte ihre kostbare Unschuld bewahrt - und wofür? Für das Kloster? Für ein Leben, wo sie mit jedem Tag härter und zorniger wurde, bis sie sich in Stein verwandelte — eine ungeliebte, nutzlose alte Frau?
    Miles hielt sich zurück, dämpfte ihre ungestüme Art, verhinderte, daß sie sich wehtat, indem sie ihre Lippen gegen seine Zähne

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