Fiona
und vermied mit knapper Not einen Zusammenstoß mit einem niedrig hängenden Ast. Bis auf diesen Warnschrei blieben die Männer hinter ihr stumm, da sie sich darauf konzentrieren mußten, ihr auf den Fersen zu bleiben.
Nach einem langen Ritt kam Rab bellend aus dem Unterholz gesprungen. Er schien Fiona bereits zu erwarten und war ihr entgegengeeilt, um auf dem letzten Teil des Weges die Führung zu übernehmen.
Fiona mußte nun ihr Pferd zu einer langsamen Gangart zwingen, und die vier Reiter und Rab mühten sich durch dichtes Unterholz zu einer Stelle, wo die Bäume so dicht zusammen standen, daß selbst die Sonne nicht hindurchzudringen vermochte.
Rab begann wieder zu bellen, ehe ihnen Menschen zu! Gesicht kamen. Alicia und ihre Männer standen in einer Gruppe beisammen und blickten auf etwas am Boden nieder. Sir Guy kniete im Moos.
Alicia drehte sich um, als der Hund anschlug, und sah überrascht zu Fiona hoch.
Fionas Pferd war noch in Bewegung, als sie bereits zu Boden glitt und die Männer, die ihr im Weg standen, mit den Armen beiseiteschob.
Miles lag mit geschlossenen Augen am Boden. Sein ganzer Körper war voll Blut. Seine Kleider waren zerrissen, und sie konnte tiefe klaffende Wunden in seinem Fleisch sehen, an seiner linken Hüfte und an seiner rechten Seite.
Sie schob auch Sir Guy zur Seite, kniete nieder, zog Miles’ Kopf in ihren Schoß und begann, mit ihrem Rocksaum das Blut von seinem Gesicht abzuwischen.
»Wach auf, Montgomery«, sagte sie mit fester Stimme, ohne Mitleid und Anteilnahme. »Wach auf und schau mich an. «
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe Miles’ Wimpern zu flattern begannen. Als er sie erblickte, lächelte er ein wenig und schloß die Augen wieder. »Engel«, flüsterte er und lag still.
»Wasser«, rief Fiona zu den verblüfften Gesichtern über ihr hinauf. »Ich brauche Wasser, um seine Wunden waschen zu können. Befindet sich ein Bauernhaus in der Nähe? «
Alicia hatte nur Zeit zum Nicken, ehe Fiona fortfuhr: »Geht und räumt das Haus für ihn. Bringt die Bauern nach Larenston; aber laßt mich mit ihm alleine dort. Schickt Morag mit ihren Kräutern hierher, und ich brauche scharfe Stahlnadeln und Faden. Guy! Holt ein großes Plaid, und darin werden wir ihn zu der Hütte tragen. Nun! « fuhr sie die Männer an. »Bewegt euch, an die Arbeit! «
Sogleich liefen die Männer in alle Richtungen auseinander.
Alicia warf Fiona lächelnd einen Blick zu: »Bist du sicher, daß du nicht eine Schottin bist? « sagte sie, und dann war sie schon unterwegs nach Larenston.
Fiona, die jetzt ein paar Minuten lang alleine war, flüsterte, ihn in den Armen haltend: »Es wird alles gut werden, Montgomery. Dafür sorge ich schon. «
Sie verschwendete keine Zeit mehr an Sentimentalitäten, sondern nahm den Dolch, der neben ihr auf dem Boden lag, und schnitt damit den Stoff seiner Kleider entzwei, damit sie seine Wunden untersuchen konnte. Es schien mehr Blut an ihnen zu kleben, als der Körper eines Mannes überhaupt zu fassen vermochte.
Rab kam zu ihr, als sie Miles’ Hemd über der Brust auftrennte. »Woher stammt das viele Blut, Rab? « fragte sie. »Geh und finde mir den Übeltäter, der ihm das angetan hat. «
Der Hund bellte zweimal laut und ließ sie dann allein.
Fiona atmete erleichtert auf, als sie an Miles’ Oberkörper nur eine einzige Schnittwunde entdeckte, die zudem nicht sehr tief war, aber dennoch genäht werden mußte. Sie entdeckte mehrere lange blutende Schnittwunden an seinem linken Arm, die jedoch nicht lebensgefährlich waren. Die Verletzungen an seinen Beinen waren eine andere Sache. Die Wunde an seinem Schenkel war sehr tief und häßlich, und sie entdeckte noch weitere Verletzungen an seinem Körper.
Sie hob ihn sachte an und versuchte, unter ihn zu kriechen, um auch den Rücken nach Wunden abzusuchen.
Mit einem schmerzlichen Stöhnen öffnete Miles die Augen, sah sie an und dann seinen nackten Körper. »Du mußt in der Oberlage bleiben, Fiona, oder ich mache dich ganz voller Blut. «
»Still! « schalt sie ihn. »Wahre deine Kräfte für den Tag auf, wo du wieder gesund bist. « Während sie noch mit ihm redete, zerrte Rab den Kadaver eines riesigen Keilers mit langen Hauern aus dem Unterholz hervor. Die Schnauze des toten Tieres war voller Blut, und sie sah mehrere klaffende Schwertwunden in seiner Seite.
»Du hast also ein Turnier mit einem Eber ausgetragen«, sagte sie unwillig, während sie das Plaid von ihren Schultern nahm und ihn
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