Fiona
Augen kommt? «
»Das wäre möglich. Deshalb werde ich Brian begleiten. Denn auf mich wird er hören, und, wie ich meinen Bruder kenne, wird unser Gespräch damit enden, daß er deinen Bruder adoptiert. « Er warf den Stock beiseite und steckte das Messer in die Scheide zurück. »Und nun muß ich mich verabschieden. Es wird Tage dauern, bis ich meinen Bruder finde. «
»Jetzt? « fragte sie. »Du willst fort, ehe Alicia und Miles von der Jagd zurückgekommen sind? «
»Oh, ja. « Er schnitt eine Grimasse. »Ich habe keine Lust, meiner reizenden Frau unter die Augen zu treten, wenn sie herausfindet, daß ich sie mit einem Trick von Larenston weggelockt habe, damit ich mir diesen englischen Eindringling allein vorknöpfen konnte. «
»Miles wird das auch nicht so gelassen hinnehmen, glaube ich«, sagte sie mit funkelnden Augen.
Stephen stöhnte, und sie meinte lachend: »Du bist ein Feigling, Montgomery. «
»Von der schlimmsten Sorte«, stimmte er ihr sofort zu und wurde dann ernst. »Wirst du für mich beten, während ich fort bin? Wenn Raine und Brian sich vertragen, könnten wir vielleicht etwas bewegen, damit dieser Familienzwist ein Ende hat. «
»Das würde mir gefallen«, antwortete sie. »Brian ist ein liebenswürdiger, gütiger junger Mann, und Roger liebt ihn sehr. Stephen«, sagte sie mit leiser Stimme, »würdest du mir eine ehrliche Antwort geben, wenn ich dich etwas frage? «
»Das bin ich dir schuldig. «
»Hat einer von euch Roger gesehen? «
»Nein«, antwortete Stephen. »Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Die MacGregors halten Ausschau nach ihm, und meine Männer sind ebenfalls gewarnt. Wir hätten dich um ein Haar schon einmal verloren, und das wird uns nicht mehr passieren. Aber bisher - nein, wir haben keine Spur von Roger Chatworth entdeckt. «
Einen Moment lang standen sie stumm voreinander und sahen sich an. Vor wenigen Monaten war dieser Mann noch ihr Feind gewesen — ein Feind wie alle Männer. Da ging sie einen Schritt auf ihn zu, trat dicht an ihn heran, streckte den Arm aus und legte die Hand an seine Wange.
Stephen schien zu verstehen, was für eine Ehre sie ihm damit antat. Er nahm ihre Hand und küßte sie auf der Innenseite. »Wir Montgomerys sind Herzensbrecher«, sagte er mit einem Augenzwinkern. »Wir werden diese Fehde nicht mit Schwertstreichen, sondern mit Liebesschwüren beenden. «
Sie wich vor ihm zurück, als wäre sie beleidigt; doch sie konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich werde gern für dich beten. Aber geh jetzt, ehe Miles dich mit mir ertappt und dir eine Tracht Prügel verabfolgt. «
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Armer kleiner Bruder, das hast du davon, wenn eine Frau sich entschlossen hat, dich zu ihrem Eigentum zu erklären. « Damit ließ er sie auf der Lichtung zurück.
Fiona saß noch eine Weile allein im Wald, und jetzt, wenn sie genau hinhörte, vermochte sie auch die MacArrans auszumachen, die sich noch in ihrer Nähe befanden. Zwei Männer saßen in den Bäumen über ihr. Weit entfernt konnte sie Kits Lachen hören und Tams Baßstimme, die ihm Antwort gab.
In den letzten Monaten hatte die Schärfe ihrer Sinne erheblich nachgelassen. Sie sah das zornige Gesicht ihres jungen Bruders vor ihrem inneren Auge, und sie wußte, daß sie früher ebenfalls von so starken Haßgefühlen erfüllt gewesen war. Sie hoffte von ganzem Herzen, daß es Stephen gelingen möge, Brians Haß zu mildern. Oder vielleicht gelang es diesem Raine Montgomery, in diesem Sinne auf ihren Bruder einzuwirken.
Mit schwerem Herzen kehrte sie zu der Burgruine und dem Gelächter von Kit zurück. In ein paar Tagen würde sie sich mit Miles’ Zorn auseinandersetzen müssen. Das würde sie von ihren Problemen ablenken.
Alicia kehrte am folgenden Tag nach Larenston zurück. Als erstes suchte sie ihren fünf Monate alten Sohn Alexander auf. Das Kind hatte eine Amme, da Alicia viel zu oft von der Burg abwesend war, um ihn regelmäßig stillen zu können; doch sie sorgte dafür, daß der Junge genau wußte, wer seine Mutter war. Als sie nun ihren Sohn auf ihren Armen wiegte, während Rab ihr zu Füßen lag, berichtete ihr Fiona von Brian und Stephens Entschluß, ihn zu Raine zu bringen.
Alicias Augen sprühten Blitze. »Verdammnis über ihn«, murmelte sie, beruhigte sich aber sofort, als Alex zu greinen begann. »Still, mein Kleiner«, summte sie zärtlich. Als Alexander zu weinen aufhörte, sah sie wieder zu Fiona hoch.
»Es gefällt mir nicht, daß er
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