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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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außerordentlich eindrucksvollen Mann vor, so fiel ihr an ihm nur auf, daß er seine Hände zu rasch bewegte oder irgendein anderer Unsinn. Und eines Abends hatte sie einem Mann gestattet, sie im Garten zu küssen. Sie hatte sich gerade noch rechtzeitig gefangen, ehe sie ihren Absatz auf seinen kleinen Zeh schmetterte; doch sie hatte sich nicht soweit beherrschen können, daß sie ihren Mund nicht mit dem Handrücken abwischte. Der Bedauernswerte hatte sich schrecklich beleidigt gefühlt.
    Fiona bemühte sich sehr, doch kein einziger Mann konnte auch nur so etwas wie Interesse in ihr wecken. Als die Tage vergingen, wünschte sie sich, sie könnte mit Alicia sprechen und sie um Rat fragen. Sie spielte mit dem Gedanken, ihr einen Brief zu schreiben, als ihre kleine Welt zusammenstürzte.
    Ein ausgemergelter, versteinerter Roger kehrte mit der verstümmelten Leiche von Brian nach Hause zurück.
    Fiona begrüßte ihn, doch Roger sah nur durch sie hindurch, während er Brians Leiche behutsam die Treppe hinauftrug und sich mit ihr in einem Zimmer einschloß. Zwei Tage lang blieb er mit Brians Leiche eingeschlossen, und als er wieder herauskam, saßen seine Augen tief in ihren Höhlen und wirkten wie Asche.
    »Deine Montgomerys haben das getan«, sagte er heiser, während er an Fiona und Lilian vorbeischritt.
    Sie beerdigten Brian noch am selben Nachmittag, doch Roger ließ sich beim Begräbnis nicht sehen. Fiona pflanzte Rosen auf das Grab und vergoß Tränen für ihre beiden Brüder.
    Lilian setzte Fiona erbarmungslos zu, kreischte, daß die Montgomerys für alle ihre Untaten sterben sollten. Sie war fasziniert von Lampen, die mit heißem Öl gefüllt waren, und fuchtelte damit herum wie eine Wahnsinnige. Sie sagte, Fionas Kind würde mit dem Zeichen das Satans geboren werden und wäre verflucht in alle Ewigkeit.
    Nach und nach verließen die männlichen Gäste den um den Verlust eines Familienmitgliedes trauernden Haushalt, und Fiona blieb allein mit ihrer Schwägerin.
    Anfang März traf ein Bote ein, der mit den Insignien des königlichen Herolds geschmückt war.
    Es dauerte einen Tag, ehe die Männer, die Fiona ausschickte, Roger in seinem Versteck finden konnten - allein in der steinernen Hütte eines Schäfers. Er sah aus wie sein eigenes Skelett, hohle Wangen unter einem Bart, schmutzige Haare, die ihm bis auf die Schulter fielen und die Augen wild und von einer schrecklichen Verstörtheit.
    Er las in Fionas Gegenwart die Botschaft des Königs und warf sie ins Feuer.
    »Sag dem König Nein«, sagte er ruhig, ehe er das Zimmer verließ.
    Fiona konnte nur erschrocken die Luft anhalten und sich fragen, was die Botschaft des Königs wohl enthalten haben mochte. Mit so viel Gelassenheit, wie sie aufbringen konnte, entließ sie den Herold des Königs und richtete sich auf eine längere Wartezeit ein. Was Roger dem König auch verweigert, haben mochte, würde zweifellos bekannt werden, wenn der König von Rogers abschlägiger Antwort erfuhr. Sie legte die Hand auf ihren wachsenden Leib und fragte sich, ob ihr Kind mit dem Makel leben müßte, daß man es als Bastard bezeichnete.

Kapitel 14
    Sechs Tage, nachdem der Herold des Königs gekommen und wieder gegangen war, befand sich Fiona allein im Garten. Sie hatte inzwischen weder etwas von Roger gesehen noch gehört, und Brians Tod raubte Lilian das bißchen Verstand, das sie noch hatte. Nicht der Kummer über Brian, aus dem sie sich nicht viel gemacht hatte, setzte ihr so zu, sondern die Tatsache, daß ein Montgomery Brian getötet hatte. Fiona konnte nur voller Haß an diesen Raine denken.
    Ein Schatten bewegte sich über den Pfad, und unwillkürlich faßte sie sich an die Brust, ehe sie aufsah — in die dunklen, brennenden Augen von Miles Montgomery. Sein verächtlicher Blick glitt an ihr hinauf und hinunter, nahm Notiz von dem elfenbeinfarbenen Satin ihres Kleides, der doppelreihigen Perlenkette und dem blutroten Rubin an ihrem Hals.
    Fiona hatte das Gefühl, als wollte sie ihn in sich hineintrinken, daß sie ihn nicht genug betrachten konnte. Da waren dunkle, schwachgelbe Schatten unter seinen Augen, und er war hagerer, als sie ihn gekannt hatte. Offensichtlich hatte er sich noch nicht ganz von seinem Fieber erholt.
    »Komm«, sagte er heiser.
    Fiona zögerte nicht, ihm durch den Garten in das angrenzende Parkwäldchen des Chatworth-Herrenhauses zu folgen. Vermutlich waren die Grenzen des Grundstücks bewacht, doch irgendwie war es Miles gelungen, unbemerkt auf den

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