Fiona
Besitz vorzudringen.
Er sprach kein Wort mit ihr, sah sie nicht einmal an, und erst, als sie die wartenden Pferde erreichten, begriff sie, was da nicht stimmte: er haßte sie. Sein steifer Körper, seine kalten Augen schrien ihr das ins Gesicht.
Sie wurde nun selbst starr, als sie die Pferde erreichten.
»Wo bringst du mich hin? «
Er wandte sich ihr zu. »Der König hat befohlen, daß wir heiraten müssen. Dein Bruder hat sich geweigert, den Befehl zu erfüllen. Wenn ich den Befehl nicht befolge, werden wir beide, dein Bruder und ich, zu Hochverrätern erklärt, und unsere Ländereien werden eingezogen. « Sein Blick blieb an dem Rubin hängen. »Du brauchst keine Angst zu haben. Nach der Eheschließung werde ich dich deinem kostbaren Bruder wieder zurückgeben, aber nicht einmal du würdest dir gerne Dinge wegnehmen lassen, die dir so viel bedeuten. «
Er drehte sich wieder von ihr weg. Fiona versuchte, auf das Pferd zu steigen; doch ihr langer Rock und ihre zitternden Hände machten das unmöglich.
Miles trat hinter sie, berührte sie so wenig wie möglich und schleuderte sie in den Sattel.
Sie war viel zu betäubt, um auch nur einen Gedanken fassen zu können, während sie in raschem Tempo nach Norden ritten. Ihre Augen waren so trocken, daß sie brannten, und sie betrachtete nur die Mähne ihres Pferdes, die im Winde flatterte.
Eine knappe Stunde später hielten sie am Rand eines kleinen Dorfes vor einem hübschen kleinen Haus neben der Kirche. Miles stieg aus dem Sattel und sah nicht zu ihr hin, als sie sich bemühte, von ihrem Pferd herunterzukommen.
Ein Priester öffnete ihnen die Tür. »Das ist also die liebliche Braut, Miles«, sagte er. »Kommt, ich weiß, wie ungeduldig ihr seid. «
Während Miles vorausging, als gehörte sie gar nicht dazu, rannte sie ihm nach und faßte seinen Arm. Der Blick, mit dem er sie von der Hand bis zum Gesicht hinauf musterte, verschlug ihr den Atem. Sie zog ihre Hand zurück. »Wenn das vorbei ist - können wir dann reden? « flüsterte sie.
»Wenn es nicht zu lange dauert«, erwiderte er kalt. »Mein Bruder erwartet mich. «
»Nein«, sagte sie mit dem Versuch, ihre Fassung wieder zugewinnen. »Ich werde dich nicht lange aufhalten. « Damit sammelte sie ihre Röcke auf und ging voraus.
Die Trauung war in wenigen Minuten vorüber. Es gab keine Trauzeugen, die sie gekannt hätte, nur ein paar Fremde, die der Priester geholt hatte. Was das Gefühl anbelangte, das bei dem Ja-Wort der beiden Beteiligten mitschwang, so hätten sie ebensogut einen Getreide-Liefe-rungsvertrag abschließen können.
Sobald sie für Mann und Frau erklärt waren, drehte Miles sich ihr zu, und Fiona hielt den Atem an. »Ich glaube, wir können in der Sakristei reden«, das war alles, was er sagte. Mit hochgerecktem Kinn ging Fiona voran.
Als sie sich allein in der Sakristei befanden, lehnte Miles sich gelassen an die Wand. »Nun hast du deine Chance zu sagen, was du sagen willst. «
Ihre erste Regung war, ihm zu sagen, wo er den Rest seines Lebens verbringen könne; doch sie konnte diesen Impuls unterdrücken. »Ich wußte nichts von des Königs Befehl, daß wir heiraten sollten. Wenn ich etwas davon gewußt hätte, würde ich mich nicht geweigert haben. Ich würde eine Menge tun, um diese Fehde zu beenden. «
»Selbst mit deinem Feind schlafen? « raunte er.
Sie knirschte mit den Zähnen. »Roger war sehr erregt über Brians Tod. « Einen Moment lang sprühten ihre Augen Feuer.
Miles’ Nasenlöcher blähten sich. »Vielleicht hat man dir verschwiegen, daß Raine mit Mühe und Not das Gift deines Bruders überlebte. «
»Gift! « rief sie keuchend. »Was wirfst du nun wieder meinem Bruder Roger vor? «
»Nicht Roger«, antwortete Miles, »sondern dein Bruder Brian hat Raine vergiftet. «
»Nun, Brian hat für diesen Anschlag genug bezahlt! Wie ich höre, ist Raine ein Riese. Hat es ihm Spaß gemacht, meinen kleinen Bruder in Stücke zu hacken? Hat er es genossen, Brians zarte Knochen brechen zu hören? «
Miles’ Augen wurden hart. »Wie ich höre, hast du wieder einmal nur die eine Version der Geschichte gehört. Hat Roger dir gesagt, daß Raine Brian getötet hat? «
»Nicht ausdrücklich, aber… «
Miles stieß sich von der Wand ab. »Dann frage ihn. Zwinge deinen vollkommenen Bruder dazu, dir die Wahrheit zu sagen, wer Brian Chatworth getötet hat. Wenn du mir nicht noch andere Schandtaten vorzuwerfen hast, muß ich jetzt gehen. «
»Warte! « rief sie. »Bitte, berichte
Weitere Kostenlose Bücher