Fire after Dark - Gefährliche Erfüllung: Band 3 (German Edition)
letzter Minute Besorgungen beim Metzger, Holz- oder Kohlenhändler zu erledigen, und meine Mutter wie üblich versucht, alles auf einmal zu erledigen. Meine Brüder räkeln sich faul im Fernsehzimmer und schauen sich Weihnachtsfilme an, mit Schüsseln voller Kartoffelchips und geöffneten Bierdosen, während sie darauf warten, dass ihnen die weihnachtlichen Leckereien vorgesetzt werden. Im Wohnzimmer verströmt ein Baum mit all den alten, vertrauten Dekorationen, einschließlich einer schäbigen, blauen Rauschgoldengelspitze, seinen Duft nach Kiefer. Der Kaminsims ist mit Stechpalmen geschmückt. Unter dem Baum liegen bereits die Geschenke, und überall im Raum sieht man Weihnachtskarten. Es ist wirklich wie immer.
Nur ich bin dieses Jahr diejenige, die anders ist.
An diesem Abend laufen wir bei Eiseskälte knirschend durch den Schnee zum Dorf, um der Mitternachtsmesse beizuwohnen. Die Stimmen des Chores zelebrieren die herrlichen, alten Weisen, und bei den Weihnachtsliedern stimmen wir alle mit ein und schmettern aus voller Kehle ›O Come All Ye Faithful‹. Die Kirchenglocken fangen an zu läuten, als wir uns auf den Heimweg machen. Sie läuten Weihnachten ein. Auf meinem Handy taucht eine SMS auf.
Fröhliche Weihnachten, du Schöne. Ich denke an dich. Ich liebe dich. Kuss, D
Tränen wallen in meinen Augen auf, gleichzeitig seufze ich vor Glück und muss lächeln.
Ich schaue zum klaren Nachthimmel hoch, an dem die Sterne funkeln. Irgendwo, Tausende von Meilen entfernt, ist es noch heller Tag. Dort ist immer noch Heiligabend, und Dominic denkt an mich.
»Fröhliche Weihnachten, Dominic«, flüstere ich. Ich lasse mein Handy wieder in meine Tasche gleiten, damit niemand etwas von der SMS mitbekommt. Sie ist ganz allein für mich. Nachher, in meinem Zimmer, werde ich antworten.
Der erste Weihnachtsfeiertag ist gleichzeitig fröhlich und anstrengend. Nach dem Frühstück versammeln wir uns vor dem Baum und öffnen unsere Geschenke. Als ich meine Hand ausstrecke, um nach dem Geschenk zu greifen, das mein Bruder Jeremy für mich besorgt hat, entdecken die Luchsaugen meiner Mutter das Funkeln an meinem Finger.
»Was ist das, Beth?« Sie nimmt meine Hand und starrt die Diamanten an meinem Finger an. »Wie hübsch! Wer hat ihn dir geschenkt?«
»Ach, das ist nur Modeschmuck«, meine ich leichthin. »Von einem Freund.«
Sie schaut mich misstrauisch an, aber ich bedenke sie mit einem Blick, den sie hoffentlich richtig übersetzt: ›Ich will jetzt nicht vor den anderen über den Ring reden, frag mich nachher!‹
Mum scheint mich zu verstehen, aber sie lässt meine Hand nur widerwillig los und murmelt leise: »Für mich sehen diese Diamanten echt aus!« Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, den Ring abzunehmen, aber insgeheim weiß ich, dass mir das völlig unmöglich ist. Durch den Ring bin ich mit Dominic verbunden, er ist das Versprechen unserer Freundschaft. Ich will ihn jederzeit anschauen und mich daran erinnern können.
Wir öffnen unsere Geschenke und tauschen Dankesbekundungen und Küsse aus. Vor uns liegen die üblichen Beutestücke: Whisky, Hausschuhe und Taschentücher für meinen Vater, Seife und Parfüm für meine Mutter und Bücher, Filme und Musik für den Rest von uns. Die üblichen, vertrauten Präsente von den Menschen, die wir lieben. Ich freue mich, dass offenbar alle die Geschenke mögen, die ich aus New York mitgebracht habe: ein silbernes Bettelarmband von Bloomingdale’s für meine Mutter, Baseballmützen für meine Brüder und einen Ralph-Lauren-Pulli für meinen Vater.
»Moment mal«, sagt mein Vater und zeigt auf das Päckchen, das ich am Abend zuvor unter den Baum gelegt habe. »Für wen ist das?« Er zieht die geschmackvolle, blassblaue Schachtel mit dem weißen Geschenkband hervor und schaut auf den Aufkleber. »Für die reizende Beth. Frohe Weihnachten und alles Liebe, Mark.« Er reicht mir die Schachtel. »Sieht aus, als wäre das etwas Nobles von deinem Chef.«
Ich nehme ihm die Schachtel ab und öffne sie erwartungsvoll. Alle schauen zu.
»Was für ein schönes Geschenkband«, haucht meine Mutter. »Du solltest es aufbewahren. Das lässt sich ganz bestimmt noch einmal verwenden.«
Ich nehme den Deckel ab und stoße auf einen Berg Seidenpapier. Ich halte den Atem an, taste mit den Fingern in die Schachtel und entdecke eine kleinere Schachtel, dieses Mal in marineblau und mit Moiréseide bespannt. Ich öffne sie und finde darin ein Miniaturgemälde in einem ovalen
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