Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
gab es keine Probleme mehr. Er war entzückt, das Bild für so viel Geld zu verkaufen, noch dazu, ohne einem Auktionshaus eine Kommission abgeben zu müssen.«
»Und Sie haben alles mit einer Kreditkarte bezahlt?« Mark kann es nicht glauben.
Ich schüttele den Kopf. »Ein wenig komplizierter war es schon. Es dauerte eine Weile, die Autorisierung zu klären und die Gelder zu bewegen, aber schließlich wurde die Summe transferiert. Innerhalb weniger Stunden gehörte das Gemälde mir.«
»Sie meinen, es gehörte Andrei.«
»Natürlich. Andrei.« Ich lächele ihn an. Wir sitzen in seinem Salon, direkt vor dem Feuer, das im Kamin brennt. Es ist ein kühler Herbsttag, dessen graue Trübheit in die Abenddämmerung übergeht. Mark hat sich dick eingemummelt, mit Kaschmirpulli, Schal und Halbfingerhandschuhen, und er sitzt, so nah er kann, am Feuer. Die Kälte setzt ihm offenbar sehr zu. Kein Wunder, schließlich besitzt er kein Gramm Körperfett, das ihn warm halten könnte. Eigentlich ist er sogar dünner denn je, beinahe ausgemergelt. Er muss mehr essen. Er wird ja immer weniger.
»Und wo ist das Gemälde jetzt?«, erkundigt sich Mark und nimmt die Teetasse in beide Hände.
»Es hängt in Andreis Badezimmer, wie er es sich gewünscht hat. Ich hoffe, es ist eine wunderbare Überraschung für ihn. Er hat meine Arbeit noch nicht gesehen, darum weiß ich nicht, was er davon hält, aber ich bin sehr zufrieden.«
»Das ist gut.« Mark nickt. »Der Glaube an die eigene Arbeit ist das Entscheidende. Sie müssen Ihren Instinkten vertrauen.«
»Das war es dann also.« Ich seufze erleichtert und nehme einen Schluck Tee. »Ich habe die Aufgabe zu Ende gebracht. Der Fragonard ist meine blumige Schlussfanfare, mein Abschlusswerk. Jetzt kann ich wieder für Sie arbeiten. Ist das nicht schön?«
»Es ist sehr schön, Beth.« Mark schaut erst nachdenklich auf seine auf Hochglanz polierten, kastanienbraunen Budapester, dann zu mir. »Ich brauche Sie jetzt mehr denn je. Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten. Darum habe ich Sie heute auch zu mir gebeten. Wie Sie vielleicht schon bei meinem Anblick erraten haben, befinde ich mich derzeit nicht in bester Verfassung. Schon seit Monaten bin ich nicht ganz auf dem Posten, und in letzter Zeit ist es noch schlimmer geworden. Man hat mich diversen Tests unterzogen, und jetzt weiß man endlich, was es ist.«
Ich werde still, ein Gefühl des Grauens überkommt mich. Natürlich geht es ihm nicht gut. Ich hätte es wissen müssen. Es ist doch offensichtlich, wenn man ihn anschaut . Aber irgendwie ist es mir entgangen, ich war zu sehr mit mir selbst und mit meiner Gefühlslage beschäftigt, um groß auf ihn zu achten. Ich habe plötzlich Angst um Mark. »Was ist es?«, flüstere ich.
Er zuckt leicht mit den Schultern. »Eins von diesen schrecklichen Dingen, wo die Heilung schlimmer sein kann als die Krankheit. Ich werde ins Krankenhaus müssen, wo man große Teile von mir herausschneidet, anschließend Strahlenbehandlung und vielleicht Chemotherapie. Die Ärzte sind guter Dinge, mich wiederherzustellen, glaube ich. Aber Sie wissen ja, wie Ärzte so sind, sie sagen einem erst, wie schlimm es aussieht, wenn es sich gar nicht mehr umgehen lässt. Aber momentan stehen meine Chancen gut, und die Prognose könnte schlimmer sein. Warten wir es also ab.«
Ich fühle unendlich mit ihm mit und bin traurig, weil ein solcher Kampf vor ihm liegt. Er sieht ohnehin so zerbrechlich aus. »Was kann ich tun? Wie kann ich helfen? Soll ich zu Ihnen ziehen? Ich würde alles tun, das wissen Sie.«
»Sie sind sehr süß«, sagt er lächelnd. »Ich weiß das zu schätzen, aber es ist nicht notwendig. Meine Schwester zieht zu mir, um mir während der Behandlung zur Seite zu stehen. Sie wird mich ins Krankenhaus fahren und sich ganz allgemein um mich kümmern, darum müssen Sie sich also keine Sorgen machen.« Er schweigt kurz. »Es gibt allerdings etwas, das Sie für mich tun können.«
»Alles«, erkläre ich eifrig. Ich will ihm unbedingt helfen. »Sie müssen es nur sagen.«
»Ich freue mich, dass Ihre Aufgabe bei Dubrovski jetzt zu Ende ist, etwas früher, als wir es erwartet haben. Wenn Sie dazu bereit wären, dann könnten Sie mir jetzt bei meinen Geschäften unter die Arme greifen. Falls Sie ja sagen, müssten Sie mir einen Großteil meiner Arbeit abnehmen. Sie können mich natürlich um Rat fragen, aber ich werde Ihnen nicht ständig zur Verfügung stehen. Mit dem Tagesgeschäft müssen Sie allein
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