Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
sie doch glücklichen Sex mit Andrei hat? Mögliche Antworten und Was-wäre-wenn-Szenarien spuken mir durch den Kopf, und bald schon tauchen so viele merkwürdige Konstellationen vor meinem inneren Auge auf, dass es mich völlig überfordert.
Zügele deine Phantasie , mahne ich mich. Halte dich an die Fakten, wie James es getan hat, und gehe logisch vor. Nur so findest du aus diesem unseligen Chaos heraus.
Irgendwie gelingt es mir, einzuschlafen, aber ich werde mitten in der Nacht von einer SMS auf meinem Handy geweckt. Ich nehme es zur Hand und klicke die Textnachricht an. Das Display leuchtet auf, glüht in der Dunkelheit. Es ist Dominic, endlich.
Tut mir leid, Süße, hier tobt der Bär. Wir sind um drei Uhr nachts immer noch dabei. Aber dieser Deal muss so oder so in den nächsten zwei Stunden über die Bühne. Es sieht aber gut für uns aus. Danach brauche ich erst mal Schlaf, aber ich möchte dich am Abend treffen, okay? Schreibe dir später noch mal. Kuss, D
Fast unmittelbar darauf folgt noch eine SMS:
He, ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt! Habe ganz vergessen, dass du ja schläfst. Träume süß, mein Schatz. Wir sehen uns morgen. Kuss
Ich starre ewig auf die Textnachricht. Er klingt absolut normal, als ob er nichts zu verbergen hätte. Und der Moment, nach dem ich mich gesehnt habe, ist beinahe da, der Moment, in dem Dominic frei ist von diesem gordischen Knoten von Geschäftsabschluss, frei ist von Andrei. Und von Anna …
Aber anstatt glücklich zu sein, bin ich besorgt. Dann entscheidet es sich also heute Abend – der Augenblick, in dem ich die Wahrheit erfahre.
Am nächsten Morgen habe ich das Gefühl, Sandkörner in den Augen zu haben, und ich fühle mich angeschlagen wegen der unterbrochenen Nacht. Es dauerte über eine Stunde, bis ich nach Dominics Textnachrichten wieder einschlafen konnte. Ich sollte ihm sagen, dass er mir keine SMS mehr mitten in der Nacht schickt, außer es handelt sich um einen echten Notfall. Als ich aus der Dusche komme, wartet eine neue Textnachricht auf mich.
Erfolg!!! Wir haben es geschafft!!! Bin auf dem Heimweg, völlig fertig, brauche Schlaf. Wir sehen uns später. Kann es kaum erwarten. Kuss
Ich schließe die Nachricht. Das ist es also. Dominic ist ein reicher Mann, Andrei ist noch reicher. Und Dominic kann jetzt seine Träume wahr werden lassen .
Doch im Moment habe ich keine Ahnung, ob ich Teil dieser Träume sein werde oder nicht.
Ich mache mich auf den Weg zum Albany. Andrei wird vermutlich von seiner nächtlichen Marathonsitzung zurück sein und hat die Ergebnisse meiner Arbeit schon gesehen. Entweder er findet es großartig oder total schlecht.
Er wird es sicher nicht total schlecht finden , denke ich, als ich in den Bus in Richtung Piccadilly steige. Ein kalter Schauder packt mich, trotz des dunklen Mantels, den ich trage. Außer er verabscheut den Fragonard. Da könnte ich mich fatal geirrt haben. Tja, das werde ich ja gleich herausfinden.
Ich hatte gedacht, dass der Abschluss der Hängung auch den Abschluss meiner Beziehung zu Dubrovski bedeuten würde, aber das ist nicht der Fall – zumindest jetzt noch nicht. Solange Mark krank ist, werde ich direkt mit Dubrovski arbeiten. Doch wenn ihm klar ist, dass er mich nicht herumschubsen kann, werden wir vermutlich halbwegs gut miteinander auskommen.
Ich kehre zurück ins Albany. Ich dachte, ich würde niemals wieder herkommen, aber hier bin ich, schreite den überdachten Gartenweg entlang, schaue mir die großen Laternen an, die an der Fassade befestigt sind. Der Leibwächter, immer noch stumm und mit versteinertem Gesicht, öffnet auf mein Klopfen hin und lässt mich ein. Ich gehe gleich zum Salon, erneut verblüfft von der Veränderung, die das Aufhängen der Gemälde bewirkt hat. Sie verleihen der Wohnung Seele und Charakter.
Der Napoleon ist noch da, hängt dort, wo ich ihn zuerst sah, prächtig und selbstbewusst auf seinem Streitross. Einen Moment lang wünsche ich mir, meine kleine Lesende würde ihm gegenüber hängen, wie ich es mir einmal vorgestellt habe, aber ich bin zufrieden mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe. Eine Reihe von impressionistischen Gartenbildern in Grün-, Orange-, Gold- und Lilatönen bringen statt ihrer den Hauch von Heiterkeit, den ich erzielen wollte, gleichen die wilde Kriegslüsternheit von Napoleon wieder aus.
Ich betrachte immer noch die Bilder, als Andrei hereinkommt, das Haar feucht von der Dusche.
»Beth!«, sagt er, als er mich sieht, ein
Weitere Kostenlose Bücher