Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
junge Frau, die sich vor dem Schaufenster eines Autohändlers die Augen aus dem Kopf heult.
Innerhalb einer Viertelstunde ist James da, trotz der Hauptverkehrszeit. Als ich seine Arme um mich spüre, brechen unwillkürlich alle Dämme, und ich heule in das Revers seines Mantels.
»Ist ja gut«, tröstet er mich sanft. »Wir suchen uns jetzt ein Dach über den Kopf und klären das.«
Er winkt ein Taxi herbei und hilft mir hinein. Ich schluchze den ganzen Weg bis zu seiner Wohnung, und James lässt mich einfach weinen, stellt keine Fragen, reicht mir nur Taschentücher und nimmt mich in den Arm, wenn das Schluchzen zu heftig wird.
Als wir in seine gemütliche Wohnung kommen, habe ich mich schon wieder ein wenig beruhigt und bin in der Phase von Schluckauf und Schniefen. Doch wann immer ich mich an den Grund für mein Elend erinnere, strömen die Tränen erneut. James setzt mich auf das lila Sofa, inmitten einer Explosion aus orange-, türkis- und goldfarbenen Kissen, und bringt mir ein Glas Wasser. Sein Partner Erlend ist nirgends zu sehen.
»Also gut, Tee oder ein Gin Tonic mit viel Gin?«, fragt James, nachdem ich einen Schluck Wasser genommen und meinen Schluckauf damit vertrieben habe.
»Einen Gin, bitte. Und dann Tee.«
Er geht zu einem Tablett mit Flaschen und gießt eine große Menge Hendrick’s in zwei Kristallgläser, fügt den Inhalt zweier winziger Flaschen Tonic hinzu, anschließend Zitronenscheiben und Eiswürfel aus einem lila Miniatureiskübel. Dann bringt er die Gläser zum Sofa und setzt sich, groß und hager, auf dem Ohrensessel mir gegenüber. »Erlend kommt heute erst spät nach Hause, wir haben die Wohnung also für uns. Schießen Sie los, erzählen Sie mir alles.«
Ich erkläre ihm, was seit unserer letzten Begegnung alles passiert ist, bis hin zu dem Gespräch mit Anna und ihrer entsetzlichen Behauptung, sie sei Dominics Geliebte und dass er in mir nur ein Spielzeug sieht.
»Sie schenken Anna Glauben, nicht Dominic?«, fragt James und zieht eine Augenbraue nach oben. »Nach allem, was Sie beide durchgemacht haben?«
»Ich weiß, das klingt lächerlich«, erwidere ich kläglich. Meine Augen fühlen sich bereits geschwollen und wund an. Ich schnäuze mich in eines der zahllosen nützlichen Taschentücher von James. »Aber ich weiß nicht, was ich sonst denken soll. Ich will es nicht glauben, aber ich sehe keine Alternative, wenn man bedenkt, was sie alles weiß.«
James beugt sich vor und schaut mich über den Rand seiner Brille an. »Und die Beweise lauten …?«
»Sie weiß Dinge, die sie nur wissen kann, wenn er es ihr erzählt hat.« Ich kuschele mich in die Kissen. »Die Dinge, die wir zusammen getan haben, die Tatsache, dass wir uns wegen des Auspeitschens beinahe getrennt hätten. Nicht einmal Ihnen habe ich die genauen Details erzählt, aber sie weiß, was passiert ist und wann. Dann die Striemen auf Dominics Rücken: Wie kann sie davon wissen, außer sie hat ihn nackt gesehen? Sie sind erst aufgetaucht, nachdem ich am Sonntag mit ihm zusammen war, also muss sie seitdem mit ihm zusammen gewesen sein. Und sie sagt, er hat das schon zuvor getan, sich mit Frauen wie mir zu treffen …«
James hält die Hände hoch und schließt die Augen. »Nein«, sagt er nachdenklich, »das sind keine Beweise. Das könnten nur Gemeinheiten sein, die sie sagt, um Ihnen noch mehr Schmerz zu bereiten. Sie kann mühelos Gehässigkeiten erfunden haben, die zu den Tatsachen passen.«
»Aber sie wusste, dass er mir gegenüber einen Ring erwähnt hat!«
»Oder sie hat nur gut geraten«, erwidert James. »Wenn sie keinen Ring erwähnt hätte, hätte das an ihren Anspielungen auch nichts geändert. Sie könnte einfach angenommen haben, dass es ihre Lügen wahrscheinlicher klingen lässt, falls er tatsächlich je einen Ring erwähnt haben sollte.«
Ich seufze schwer. Das viele Weinen hat mich erschöpft, und ich bin völlig verwirrt, meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich weiß nur, dass es um die Beziehung zwischen Dominic und mir schlecht bestellt ist. James nimmt einen Schluck Gin, er runzelt die Brauen.
»Das Rätsel besteht nur in den Fakten, die sie weiß«, erläutert er. »Wie kann sie von der Folterkammer gewusst haben? Sie haben recht, das muss er ihr erzählt haben. Das ist die einzige logische Erklärung, denn niemand sonst wusste davon. Aber das macht Anna und Dominic noch nicht zu einem Paar. Vielleicht war er einfach nur indiskret und hat ihr mehr erzählt, als sie Ihrer Meinung
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