Fire - Thriller
uns.
In diese Situation hatten wir uns hineinbugsiert, seit ich das erste Mal von der Möglichkeit gesprochen hatte, nach Afrika zu gehen. Zunächst hatte Nana verhalten reagiert und Zeitungsausschnitte im Haus für mich verteilt – eine Titelgeschichte aus der Time , »Das tödliche Nigerdelta«, die ich abends neben meiner Wäsche fand, am nächsten Morgen einen BBC-Nachrichtenartikel mit der Überschrift »Zersplittertes Volk, kein Frieden für Nigeria« in einem Umschlag neben meinem Schlüssel.
Als ich ihre Hinweise missachtet hatte, hatte sie mir Vorträge gehalten – mit einer Liste der »Was wäre wenn« und der möglichen Risiken, als hätte ich nicht schon selbst fast alle durchdacht. Muslime töteten Christen im Norden von Nigeria, Christen rächten sich in Ostnigeria, Studenten lynchten einen christlichen Lehrer, Massengräber wurden in Okija gefunden, die korrupte Polizei legte ein brutales Vorgehen an den Tag, in Port Harcourt waren Entführungen an der Tagesordnung.
Es war ja nicht so, dass sie gänzlich unrecht hatte. Diese Mörder waren bereits gefährlich, ohne dass ich meinen Heimvorteil aufgab. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht, was mich in Afrika erwartete. Ich wusste nur, dass ich die Chance ergreifen würde, diesem Schlächter das Handwerk zu legen, sollte sie sich mir bieten. Mein CIA-Kontakt hatte signalisiert, der Verdächtige sei derzeit in Lagos oder zumindest ein paar Tage zuvor dort gewesen.
Ich hatte meine Beziehungen spielen lassen, um meinen Visumantrag zu beschleunigen. Dann hatte ich fünfundsiebzigtausend Freimeilen für einen Last-Minute-Flug nach Lagos eingelöst.
Jetzt bestand mein einziges Hindernis in meiner achtundachtzigjährigen Großmutter. Ein großes Hindernis. Sie blieb in ihrem Zimmer, bis ich am Morgen zur Arbeit ging, und weigerte sich beharrlich, über meinen konfiszierten Pass zu reden.
Klar, ohne würde ich nicht weit kommen.
30
Am Abend gab ich Nana Mama von ihrer eigenen Medizin zu kosten. Ich wartete, bis die Kinder im Bett waren, dann ging ich in ihr Zimmer, wo sie in ihrem Lieblingssessel saß und ein Buch las.
»Was ist das?« Sie beäugte den Umschlag in meiner Hand, als könnte er sie beißen.
»Weitere Zeitungsartikel. Ich möchte, dass du sie dir ansiehst. Sie erzählen eine schreckliche Geschichte, Nana. Von Mord, Betrug, Vergewaltigung und Völkermord.«
Der Umschlag enthielt auch die Berichterstattung über die Bandenmorde in Washington in Form von zwei langen, gut geschriebenen Geschichten der Post , jeweils eine über jede Familie, einschließlich Bilder aus glücklicheren Tagen – aus der Zeit, als sie noch ihre Köpfe hatten.
»Alex, ich habe es dir schon gesagt – ich weiß, was dort vor sich geht. Ich will darüber nicht mehr reden.«
»Ich auch nicht.«
»Du musst nicht jeden Fall lösen. Lass doch einmal in deinem Leben eine Sache sein, wie sie ist.«
»Ich wünschte, ich könnte es.«
Ich legte den Umschlag auf ihren Schoß, gab ihr einen Kuss auf ihr Haar und machte mich auf den Weg ins Bett. »Echt stur«, murmelte ich.
»Stimmt, das bist du. Und wie!«
31
Am Morgen ging ich um halb sechs nach unten. Überrascht stellte ich fest, dass Jannie und Ali bereits auf waren. Nana hantierte, den Rücken mir zugekehrt, am Herd herum. Sie kochte etwas Zimtiges und Unwiderstehliches.
Ich konnte die Falle förmlich riechen.
Jannie beförderte Gläser mit Orangensaft vom Küchenschrank zum Tisch, der für fünf Leute gedeckt war.
Ali saß an seinem Platz und arbeitete sich durch eine Schüssel Müsli mit Milch. Er grüßte mich mit einem tropfenden Löffel. »Er ist da!«, posaunte er.
Auch du, Ali.
»Na, das ist aber eine freudige Überraschung«, sagte ich so laut, dass es jeder in der Küche hören konnte.
Nana erwiderte nichts, auch wenn sie mich mit Sicherheit gehört hatte.
Erst jetzt bemerkte ich, dass eine gelb umrandete National-Geographic-Karte von Afrika an der Kühlschranktür hing.
Und neben der Serviette und dem Besteck an meinem Platz lag mein Pass.
»So«, meinte Nana. »Es war nett, dich kennen gelernt zu haben.«
32
Ein CIA-Mitarbeiter namens Ian Flaherty kümmerte sich in Port Harcourt in Nigeria um die hysterischen Eltern zweier Kinder, die entführt worden waren. Sie waren im Wohnzimmer versammelt und warteten, um zu erfahren, wie hoch die Lösegeldforderung ausfallen würde. Die Stimmung hätte nicht verzweifelter sein können.
O nein, hatte Flaherty gedacht.
Als sein Mobiltelefon klingelte,
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