Fire - Thriller
Christus anzunehmen, meine ich.«
Der Priester machte das Kreuzeszeichen über mir. »Ich bin Vater Bombata. Gott sei mit Ihnen, Detective Cross. Sie werden seine Hilfe in Afrika brauchen, das kann ich Ihnen versichern. Die Zeiten stehen für uns sehr schlecht. Vielleicht gibt es sogar einen Bürgerkrieg.«
Er lud mich ein, sich auf den freien Platz neben dem seinen zu setzen. Dort unterhielten wir uns mehrere Stunden lang, doch mit keinem Wort verriet er, woher er meinen Namen kannte.
35
Achtzehn Stunden, die mir eher wie mehrere Tage vorkamen, nach meiner Abreise von Washington landete das Flugzeug aus Frankfurt auf dem Murtala Muhammed Airport in Lagos in Nigeria.
Ich hatte die unglaubliche und irgendwie hypnotische Weite der Sahara vom Flugzeug aus gesehen, die Savannen, die sie von der Küste her abschirmten, und den ebenso weitläufigen Golf von Guinea gleich hinter der Stadt.
Als ich auf die Rollbahn trat, hatte ich plötzlich das Gefühl, in irgendeiner Stadt in den USA zu sein, in Fort Lauderdale zum Beispiel.
Vater Bombata kam zu mir. »Es tut mir leid, aber hier kann ich Ihnen nicht helfen, Bruder«, sagte er und schüttelte mir die Hand, bevor wir uns trennten. Er hatte mir erzählt, eine Begleitung warte auf ihn, um seine Einreise zu beschleunigen. »Stecken Sie zweihundert Naira in eine leere Tasche, mein Freund«, riet er mir noch.
»Wozu?«, wollte ich wissen.
»Manchmal ist Gott die Antwort. Manchmal Geld.«
Lächelnd wie immer reichte mir der kleine Priester seine Karte, drehte sich um und winkte freundlich, während er sich entfernte.
Was er meinte, fand ich drei Stunden später heraus, die ich schwitzend in der Schlange der Einreisenden zugebracht hatte. Für etwa vierhundert Personen waren nur zwei sich langsam bewegende Schalterbeamte zuständig.
Einige Passagiere wurden nur durchgewinkt, andere an der Spitze der Schlange bis zu einer halben Stunde aufgehalten. Zwei Personen wurden von bewaffneten Wachen durch eine Seitentür geführt.
Als ich endlich an der Reihe war, reichte ich dem Beamten meine Landekarte und meinen Reisepass.
»Und Ihren Reisepass?«, fragte er.
Ich war einen Augenblick verwirrt, bis ich mich erinnerte, was Vater Bombata gesagt hatte. Ich bemühte mich, nicht die Stirn zu runzeln. Der Beamte wollte sein Schmiergeld.
Ich schob die zweihundert Naira über den Schalter. Er nahm sie, stempelte meine Unterlagen, winkte mich durch und rief den Nächsten auf, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.
36
Das leise Stimmengewirr und die zermürbende Wartezeit bei der Erledigung der Einreiseformalitäten waren nichts im Vergleich zum Lärm und Menschengewirr, die mich wie ein Schlag gegen den Kopf trafen, als ich durch die schmierigen Glastüren ins Hauptterminal des Murtala Muhammed trat.
Hier wurde mir zum ersten Mal klar, dass ich mich in einer Großstadt von dreizehn Millionen Einwohnern befand. Ich glaube, mindestens die Hälfte von ihnen drückte sich an diesem Tag am Flughafen herum.
Das also ist Afrika, dachte ich. Irgendwo da draußen ist mein – oder vielmehr sind meine – Mörder.
Nicht weniger als fünf nigerianische »Polizisten« hielten mich nacheinander auf dem Weg zur Gepäckausgabe an. Alle verlangten einen Nachweis meiner Identität. Und alle sagten mehr oder weniger das Gleiche.
»Visa, American Express, jede Karte geht.« Jeder wusste eindeutig, dass ich Amerikaner war. Sie verlangten ein kleines Schmiergeld, das sie vielleicht für ein Trinkgeld hielten.
Als ich das Paketband erreicht, meine Tasche geschnappt und mich durch die dichte Menschenwand geschoben hatte, die in die Halle drängte, war ich in Versuchung, einem zerlumpt aussehenden Kind mit einer alten Gepäckträgermütze, das mich fragte, wohin es mein Gepäck bringen solle, ein paar weitere Naira zuzustecken.
Ich besann mich aber eines Besseren und schleppte mein Gepäck selbst und drückte es fest an meine Brust. Fremder in einem fremden Land, dachte ich, obwohl ich mich seltsamerweise freute, hier zu sein. Meine Reise versprach, zu einem wahren Abenteuer zu werden! Hier betrat ich völliges Neuland für mich, in dem ich keine einzige Regel kannte.
37
Draußen gab es auch keinen Grund zum Aufatmen. Die Luft roch nach Benzin, was kein Wunder war: Ich blickte auf ein Meer aus alten Autos, Lastwagen und grellgelben Bussen. Einheimische jeden Alters marschierten an den Straßen entlang, verkauften alles von Zeitungen über Obst bis zu Kinderbekleidung und gebrauchten
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