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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Schmerz umfing mich. Ich begann, Dreck auszuhusten.
    Die kräftigen Hände des Polizisten, oder wer auch immer er war, schoben sich unter meine Arme und hoben mich auf die Knie. Ein kleiner Junge beobachtete uns von der Rückbank eines vorbeifahrenden, voll beladenen Audi Kombi.
    »Du bist ein tapferer Mann. Genauso tapfer wie dumm, beschissener, weißer Mann.«
    Es war der Fahrer, der sich zu Wort gemeldet hatte. Er trat vor, um seinen Beitrag zu leisten, und schlug mir hart mit der Hand einmal rechts und links ins Gesicht. Ich hatte Mühe, nicht wieder umzufallen.
    »Ihr beide leistet hervorragende Arbeit.« Klar war ich frech, aber mir war es mittlerweile egal, was als Nächstes kommen würde.
    Was dann kam, war ein harter Schlag von oben mit der Faust. Ich hörte ein seltsames Knirschen in meinem Kopf.
    Ich weiß nicht, wie viele Fausthiebe aus nächster Nähe mich anschließend noch trafen.
    Ich glaube, nach dem vierten wurde ich ohnmächtig.

39
    Unwirklich. Unerhört. Unglaublich.
    Es war dunkel, als ich aufwachte. Überall spürte ich Schmerzen, vor allem aber um meine Nase herum. Zunächst herrschte völlige Leere in meinem Kopf. Ich dachte nur: Wie, zum Teufel, bin ich hierhergekommen?
    Und dann: Wo ist hier? Wohin wurde ich gebracht?
    Ich hob meine Hände an die Schläfe, spürte einen scharfen, stechenden Schmerz, als ich eine offene Wunde berührte. Dann erinnerte ich mich an die Handschellen. Diese jedoch waren mir bereits abgenommen worden.
    Ich lag auf dem Rücken, auf hartem Boden, vielleicht aus Stein oder Zement.
    Jemand blickte auf mich herab. Ich konnte in dem fast dunklen Raum seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen, sondern sah nur, dass er ein dunkelhäutiger Mann war.
    Nicht nur ein Mann, merkte ich. Es waren mehrere. Mindestens sechs Männer standen um mich herum. Dann hatte ich es verstanden! Sie waren Gefangene – genau wie ich.
    »Weißer Mann ist wach«, verkündete jemand.
    Meine Kleider hatten mich als Amerikaner verraten, vermutete ich. »Weißer Mann« war als eine Beleidigung gedacht, die ich auf meiner Reise bereits gehört hatte.
    »Wo bin ich?«, krächzte ich. »Wasser?«
    »Erst morgen, mein Freund«, antwortete derjenige, der bereits gesprochen hatte. Er kniete nieder und half mir mich aufzurichten. Ich hatte das Gefühl, mein Brustkasten würde platzen. Meine grässlichen Kopfschmerzen würden mit Sicherheit auch nicht von allein verschwinden.
    Ich befand mich in einer kahlen, dreckigen Gefängniszelle, wie ich erkannte. Selbst mit meiner gebrochenen Nase war der faulige Geruch fast unerträglich. Er kam wahrscheinlich aus einer Latrine in einer Ecke. Ich bemühte mich, nur flach durch den Mund zu atmen.
    Das wenige Licht drang durch eine Gittertür am anderen Ende. Die Zelle schien vielleicht ein Dutzend Gefangene aufnehmen zu können, doch in diese hier waren mindestens dreißig gepfercht worden, alles Männer.
    Viele lagen Schulter an Schulter auf dem Boden. Ein paar wenige, die mehr Glück hatten, schnarchten auf an die Wand geschraubten Kojen vor sich hin.
    »Wie spät ist es?«, fragte ich.
    »Vielleicht Mitternacht. Wer weiß das schon. Welchen Unterschied macht das für uns? Wir sind sowieso so gut wie tot.«

40
    Als sich der Nebel in meinem Kopf etwas lichtete, merkte ich, dass meine Brieftasche und mein Gürtel fehlten.
    Als ich mich weiter abtastete, registrierte ich, dass auch der Ohrring an meinem linken Ohr fehlte. Das Ohrloch, wo ein kleiner Silberring gesteckt hatte, den mir Jannie zum Geburtstag geschenkt hatte, war schorfig.
    Wohin war ich gebracht worden? Wie weit befand ich mich vom Flughafen entfernt? War ich immer noch in Nigeria?
    Warum hatte niemand versucht, die Männer aufzuhalten, die mich entführt hatten? Waren solche Entführungen an der Tagesordnung?
    Ich hatte keine Ahnung, welche Antworten es auf meine Fragen gab.
    »Sind wir in Lagos?«, fragte ich schließlich.
    »Ja. In Kirikiri. Wir sind politische Gefangene. Das wurde uns jedenfalls gesagt. Ich bin Journalist. Und du?«
    Vom anderen Ende war metallisches Kratzen zu hören. Die Tür wurde aufgeschlossen und weit aufgerissen.
    Zwei blau uniformierte Wärter blieben im Licht eines Zementflurs stehen, bevor sie hereinkamen und in den Schatten tauchten. Gleich darauf ließ einer von oben den Schein einer Taschenlampe über uns tanzen.
    Er verharrte einige Sekunden über meinen Augen.
    Ich war sicher, dass sie wegen mir gekommen waren, doch sie schnappten sich den übernächsten Gefangenen.

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