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Fire - Thriller

Fire - Thriller

Titel: Fire - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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losfuhren.
    »Nachdem Sie am Donnerstag nicht aufgekreuzt sind, gab es dafür nur ein paar mögliche Erklärungen. Für einen Hun derter habe ich Ihren Namen, für weitere fünfhundert Sie selbst rausgekriegt.«
    Er zog eine Visitenkarte aus seiner Brusttasche und reichte sie mir. Sie stammte von der Citibank mit einer Adresse in Lagos. Auf der Rückseite stand mit Kugelschreiber die Nummer ACROSS9786EY4.
    »Sie können diese Zugangsnummer ändern. Um sich noch einen Riesen oder so rüberschicken zu lassen.«
    »Was ist mit meiner Familie?«, fiel mir urplötzlich ein. »Haben Sie mit ihr gesprochen? Weiß sie, was passiert ist?«
    »Hören Sie, verstehen Sie das nicht falsch, aber ich bin nicht Ihr Sozialarbeiter. Wahrscheinlich fühlen Sie sich, als wären Sie durch den achtzehnten Kreis der Hölle gegangen oder so ähnlich, aber für diesen Scheiß können Sie nicht mit mir rechnen. Okay? Ich will ja nicht schroff klingen, aber die Zeiten lassen keine andere Vorgehensweise zu. Im Moment ist viel los.«
    Er klopfte sich eine Zigarette aus der Schachtel, zündete sie an und blies zwei Rauchschwaden aus seinen Nasenlöchern. »Sie können sie vom Hotel aus anrufen. Ihre Familie.«
    »Ich bin von Ihrem Mitgefühl gerührt.«
    Er grinste einfach nur. Ich vermute, wir verstanden einander. Meine Geschichte war offenbar nicht die traurigste oder schlimmste, die Ian Flaherty in Lagos gehört hatte. Wahrscheinlich bei Weitem nicht.
    »Haben Sie was zum Essen im Wagen?«, fragte ich.
    Er griff auf meine Seite und ließ das Handschuhfach aufschnappen. Darin befand sich ein Schoko-Protein-Getränk. Es war warm und etwas klumpig, doch nie in meinem Leben hatte ich das Gefühl, etwas Köstlicheres getrunken zu haben.
    Ich warf den Kopf zurück, schloss die Augen und versuchte zum ersten Mal seit drei Tagen, zu entspannen und vielleicht zielgerichtet über die Ermittlungen in meinem Mordfall und darüber nachzudenken, was mir hier in Lagos geschehen war.

46
    Ein dumpfer Schlag riss mich aus einem heißen, verschwitzten und unangenehmen Schlaf.
    Vielleicht waren nur ein paar Minuten vergangen, als ich die Augen aufriss. Zwei alte Adidas-Schuhe hüpften vom Autodach auf die Motorhaube.
    »Scheiße!« Flaherty drehte den Kopf hin und her.
    Wir steckten in einem Verkehrsstau, und vor und hinter uns erstreckte sich ein Meer aus Autos, so weit das Auge reichte. » Area Boys . Hätte ich mir denken können.« Mit finsterer Miene deutete er mit dem Finger nach draußen.
    Ich erblickte sie zuerst im Rückspiegel, mindestens ein halbes Dutzend. Sahen aus wie Jugendliche. Sie marschierten die Reihen von Autos entlang, gingen an einigen vorbei, blieben an anderen stehen und raubten Fahrer und Beifahrer aus.
    » Area Boys ?«, fragte ich.
    »Wie kriminelle Banden, ohne Schliff. Nur Kakerlaken-Kram. Wegen denen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    Zwei Autos hinter uns schlug ein Junge mit plattem Gesicht, der ein altes Sweatshirt mit dem Aufdruck der Chicago Bulls trug, mit der Faust ins Seitenfenster. Als er seine Hand wieder herauszog, umklammerte er eine Aktentasche.
    »Sollten wir nicht was tun?« Ich wollte bereits die Tür öffnen, doch Flaherty hielt mich zurück.
    »Was tun? Sie allesamt verhaften? In den Kofferraum sperren? Lassen Sie mich das mal machen.«
    Ein anderer Junge mit nacktem Oberkörper, rasiertem Schädel und wildem Pickelgesicht schlenderte zu unserem Wagen, beugte sich nach unten und hob die Faust.
    »Gib mir deine beschissene Brieftasche oyinbo -Mann«, rief er. »Sofort!«
    Flahertys Hand griff bereits unter den Sitz. Er zog eine Glock heraus und zielte vom Schoß aus auf das Gesicht des Jungen.
    »Wie wär’s, wenn du mir deine beschissene Brieftasche gibst, du Wichser?«, schnauzte er. Der Junge wich mit erhobenen Händen und höhnischem Grinsen zurück. »Vielleicht sollte ich lieber ›Junge‹ sagen. So ist’s gut, geh weiter, bevor ich es mir anders überlege.«
    »Diesen hier nicht, Leute«, rief der Junge zu seinen Freunden und deutete mit Daumen und Zeigefinger eine Waffe an.
    Einer von ihnen schlug trotzdem auf den Kofferraum, als er vorbeiging. Niemand scherte sich um uns.
    Flaherty merkte, dass ich ihn anstarrte.
    »Was ist? Hören Sie, wenn ich nach Washington komme, können Sie mir erzählen, wo’s langgeht. In der Zwischenzeit versuchen Sie einfach, nicht zu vergessen, wo Sie sind.«
    Ich blickte wieder geradeaus durch die Windschutzscheibe und sah, wie ein anderer Fahrer ausgeraubt wurde,

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