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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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ihn schon ein paarmal ermahnt hat, gefälligst zur Tafel zu sehen. Sie macht immer nur leere Drohungen und jeder weiß das. Der Unterricht bei ihr artet jedes Mal in den reinsten Zirkus aus.
    Zu Hause haben wir es nie gewagt, unseren Lehrern nicht zu gehorchen. Wenn man einen Mathelehrer hat, der zu den ältesten Onyx’ im Rudel gehört, dann zollt man ihm Respekt. Ähnlich war es auch mit unserer Musiklehrerin – sie konnte allein mit ihrer Stimme Glas zum Bersten bringen.
    Am Wasserspender bleibe ich stehen und nehme einen großen Schluck, genieße die wohltuende Kühle, die mir über Lippen, Zunge und Kehle rinnt. Plötzlich knallt am Ende des Flurs ein Schließfach zu und lässt mich hochfahren. Ich richte mich auf und wische mir mit dem Handrücken einige Tropfen vom Gesicht, während ich beobachte, wie sich ein Mädchen mit einem Schulbuch in der Hand von ihrem Spind entfernt.
    Ich stoße einen Seufzer aus. Schon den ganzen Tag lang bin ich schrecklich nervös – genau genommen schon seit dem Wochenende, seit dem Vorfall bei Will. Es ist beinahe so, als erwarte ich, dass sich jeden Augenblick eine Truppe Jäger auf mich stürzt.
    Wahrscheinlich ist das nur normal, immerhin haben sie mich in diesem Zimmer voller Trophäen ertappt, mit dem blutigen Hemd in der Hand. Und trotzdem habe ich es wie durch ein Wunder geschafft, weder Xander noch Will eine eindeutige Erklärung geben zu müssen.
    Xander hat zwar Verdacht geschöpft, aber er ist weit davon entfernt, der Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Zumindest versuche ich, mir das einzureden. Wenn er auch nur annähernd auf den Gedanken gekommen wäre, ich könne eine Draki sein, hätte ich dieses Haus nicht lebend verlassen.
    Will dagegen weiß, dass zwischen dem T-Shirt und mir eine direkte Verbindung besteht. Wenn er jemals die Möglichkeit in Betracht ziehen sollte, dass Drakis ihre Gestalt verändern können, wird er die Wahrheit erkennen.
    Vor der Tür zur Mädchentoilette bleibe ich stehen, als das Geräusch von aufgeregten Stimmen und unterdrücktem Gelächter zu mir dringt. Dann kommt mir ein Mädchen mit erhitztem Gesicht und grell glänzenden Augen entgegengestolpert, das hastig versucht, ihr verwuscheltes Haar in Ordnung zu bringen.
    »Oh«, flötet sie, als sie mich sieht, und fasst sich an den Mund, als hätte sie Angst, ihr Lippenstift könne verschmiert sein. Allerdings trägt sie gar keinen Lippenstift, zumindest nicht mehr.
    Hinter ihr taucht ein mir bekanntes Paar dunkler Augen auf, das mich ins Visier nimmt. Mir wird übel vor Angst.
    Eilig trete ich beiseite und hoffe, dass die beiden schnell verschwinden.
    Das Mädchen hält Xanders Hand und zieht ihn hinter sich her, als wäre es keine große Sache, dass sie mit einem Jungen auf der Mädchentoilette war. »Na, komm, Xander.« Sie kichert. »Gehen wir zurück zum Unterricht.«
    »Hi, Jacinda.« Betont langsam geht er an mir vorbei und streift mich leicht. Zischend strömt Luft durch meine Zähne.
    Mir schnürt sich der Hals zu. Vor meinem inneren Auge sehe ich wieder das blutverschmierte T-Shirt. Er hatte den Beweis für das, was ich bin, in seiner Hand und weiß es nicht einmal.
    Nur mit Mühe gelingt mir ein grüßendes Nicken, während Furcht und Panik in mir wühlen. Obwohl sich meine Finger anspannen, bereit, mich jederzeit zu verteidigen, ringe ich die Angst nieder. Schon steigt Rauch in meinen Lungen auf, leckt meinen Hals hinauf und weitet meine Luftröhre.
    »Na los, Xander.« Das Mädchen zerrt fester an ihm und wirft mir einen feindseligen Blick zu.
    »Bis später in der Freistunde, Jacinda.« Er spricht meinen Namen aus, als ließe er ihn sich auf der Zunge zergehen. »Willst du heute bei uns sitzen?«
    Ich schüttle den Kopf. »Ich sitze neben Catherine.«
    Er lacht. »Hast du Angst vor uns?«
    Auch das Mädchen lacht jetzt, aber ich kann sehen, dass sie verwirrt ist und den Witz nicht kapiert.
    »Ich hab vor gar nichts Angst«, erwidere ich tapfer, auch wenn das eine glatte Lüge ist.
    »Ach ja?« Er beugt sich näher zu mir, sodass ich am liebsten zurückweichen würde. Ich widerstehe dem aufsteigenden Brennen in meinem Hals, dem Drang, mich zu verwandeln. Wie grandios wäre das jetzt? »Vielleicht solltest du das aber.«
    Dann legt er einen Arm um die Schultern des Mädchens, dreht sich um und lässt mich vor den Toiletten stehen.
    Kaltes Grauen durchströmt mich, als ich zusehe, wie arrogant er den Flur hinabschlendert, und ein Bild zuckt mir durch den Kopf – die

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