Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Hand. Als wir uns dem Haupteingang nähern, bemerke ich mehrere Schüler, die auf den Treppen herumhängen: Tamra mit ihren Freunden und Bekannten – und mittendrin Brooklyn.
Ich will meine Hand wegziehen, doch Will hält sie nur fester.
Als ich zu ihm hinüberschaue, sehe ich die Entschlossenheit in seinen braunen Augen, die im bereits zu heißen Morgenlicht strahlen. »Feigling.«
»Hey!« Mehr bringe ich nicht raus. So eine Frechheit! Dem werd ich’s zeigen!
Auf der Stelle bleibe ich stehen, drehe mich um und sehe ihm in die Augen. Dann fühle ich, wie etwas in mir nachgibt, wie ein Gewicht, das zerbröckelt und sich löst. Plötzlich fühle ich mich befreit und luftig leicht.
Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, lege die Hand um seinen Hals und ziehe sein Gesicht zu mir. Dann, direkt vor der Schule, küsse ich ihn. Eindeutig wagemutig und dumm von mir! Als müsse ich jemandem etwas beweisen und meine Ansprüche auf ihn geltend machen, wie eine Draki, die ihr Revier absteckt.
Doch dann vergesse ich unser Publikum, vergesse alles um mich herum und konzentriere mich nur noch auf die Hitze unserer Lippen. Sofort spannen sich meine Lungen, werden kräftiger. Ich spüre, wie meine Haut zu schimmern anfängt, als sie wärmer wird, erhitzt vom erwachenden Feuer in meinem Innern. Knisternde Hitze steigt in mir auf.
Nicht gerade der beste Einfall, den ich je hatte.
Bevor es zu spät ist, reiße ich mich von ihm los und presse fest den Mund zu, weil ich schon den Rauch in meinem Atem schmecke. Auch durch meine bebende Nase dringt Hitze. Unauffällig fahre ich mir übers Gesicht und kontrolliere meine Haut.
»Hey, Will. Jacinda.« Mit diesen Worten rauscht Xander an uns vorbei. Sein schmales Gesicht wirkt seltsam gelassen, seine dunklen Augen silbrig, leer, seelenlos.
Will verkrampft sich und da ist es wieder, das feine Zucken in seinem Gesicht.
Angus gibt sich weniger Mühe als sein Bruder, die Situation zu überspielen. Während er wie ein ungelenker Affe neben Xander hertrottet, glotzt er uns neugierig mit weit aufgerissenem Mund an.
Mit unerbittlichem Blick sieht Will den beiden nach. Da ertönt der erste Gong.
»Wir kommen noch zu spät.« Ich schaue zum Eingang, alle anderen machen sich eilig auf den Weg. Einer nach dem anderen strömen sie durch die breite Flügeltür. Tamra nickt mir einen Gruß zu, dann reiht auch sie sich in die Menge ein.
Zurück bleibt nur eine. Brooklyn steht noch immer wie angewurzelt vor der Tür. Die grell geschminkten Lippen gespitzt, starrt sie mich bitterböse an. Ich wende den Blick ab und sehe wieder zu Will. Er sieht Brooklyn nicht einmal. Seine Aufmerksamkeit gilt ganz allein mir. Mein Herz fängt an zu hämmern. Er lächelt mich an und nimmt wieder meine Hand.
Und jeder Gedanke an Brooklyn ist wie weggeblasen.
Vor der siebten Stunde fängt mich Catherine im Gang ab.
»Wo hast du denn deinen Freund gelassen?«, neckt sie mich. Schon wieder.
Den ganzen Tag lang zieht sie mich schon auf – seit Will mich in der Mittagspause an unseren Tisch begleitet hat, bevor er zu seinem Unterricht weitermusste.
»Keine Ahnung.«
Ich sehe mich im vollen Flur um. Bisher hat er jedes Mal vor dem Klassenzimmer auf mich gewartet, noch bevor es geläutet hat. Wie er es schafft, so schnell dorthin zu kommen, habe ich noch nicht herausgefunden, aber ich will mich nicht beschweren. Mit ihm an meiner Seite ist es viel leichter, sich durch das Gedränge in den Fluren zu boxen. Vermutlich liegt das an seiner Wirkung auf meinen Draki. Will macht mich stärker und lässt alles andere verschwinden – sogar mein menschliches Ich, wenn ich nicht aufpasse!
»Schnell, lass uns noch mal aufs Klo gehen, bevor der Unterricht losgeht!« Ich folge Catherine und schiebe mich hinter ihr in die Mädchentoilette in der Nähe unseres nächsten Klassenzimmers.
Während ich auf sie warte, plaudert sie fröhlich durch die Klotür. »Heute Abend gehen Brendan und ich auf ein Konzert – falls du mitkommen willst …?«
»Ich hab schon was vor.«
»Lass mich raten: Will!«
Ein Mädchen, das sich die Hände wäscht, schaut kurz hoch, dann verlässt es die Toilette. Jetzt sind nur noch Catherine und ich im Waschraum. Der vorletzte Stundengong ertönt, woraufhin der Lärm der Schüler auf dem Gang etwas nachlässt. Catherine taucht wieder auf und geht mit schnellen Schritten zum Waschbecken.
»Wir sollten uns beeilen«, sage ich.
In dem Moment schwingt die Außentür auf und plötzlich sind wir nicht
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