Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Parkplatz, weit hinten auf dem Gelände, beobachten wir, wie die anderen Autos vorbeifahren, um möglichst nah am Eingang zu parken.
Mir fällt nur ein guter Grund ein, warum Will so weit hinten stehen geblieben ist – damit uns niemand zusammen sieht.
Ein bitteres Lachen drängt sich meinen Hals hinauf, doch ich schlucke es rechtzeitig hinunter. Anscheinend ist er doch noch nicht so weit, der Welt an meiner Seite gegenüberzutreten. Fest drücke ich meine Bücher an mich, während ich nervös mit dem Knie wippe.
»Wir sollten wohl reingehen«, sagt er.
Ich nicke, woraufhin er den Motor abstellt. »Also, was hast du in der ersten Stunde?«
»Warum?«
Er guckt mich merkwürdig an. »Jacinda«, schnauft er und lacht beinahe. »Hast du mir denn nicht zugehört? Oder glaubst du, ich hab’s nicht ernst gemeint?«
Vielleicht. Ja.
»Ich bringe dich zu deiner Klasse«, stellt er fest, als wäre das ganz selbstverständlich.
Genau das will ich, rufe ich mir in Erinnerung – ihm näherkommen und diese Verbindung zwischen uns weiter entdecken. Bei ihm sein und zu seiner Vertrauten werden, um alles nur Denkbare über die anderen Rudel zu lernen. Ihm meine Fragen stellen, auf die ich bislang keine Antworten kenne. Und wenn ich erst meine Antworten habe, kann ich vielleicht wieder frei sein, zurück in die Wälder gehen, für immer …
Beim Gedanken daran, ihn für alle Zeit zu verlassen, welkt etwas in mir. Als ich den Blick senke und Wills große Hände bewundere, die das Lenkrad umfassen, frage ich mich, ob man sich wohl in Hände verlieben kann. Ist es normal, so ein derartiges Verlangen zu spüren, wenn man Hände ansieht? Die von Will sind so stark und schön gebräunt, zart treten die Adern auf dem Handrücken hervor.
»Ist das okay für dich?«
Ich reiße meinen Blick los und schaue ihm ins Gesicht. Einen Moment glaube ich, dass er mich nach meinen Plänen fragt. Finde ich es okay, ihn zu benutzen? Ein schaler Geschmack macht sich in meinem Mund breit. Kopfschüttelnd blinzle ich ein paarmal und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Es ist nicht nur so, dass er meinen innersten Kern am Leben hält. Zugegeben, auch das ist mir wichtig, und zwar sehr – aber es geht um viel mehr: Auf den ersten Blick hat er mich in meiner Drakigestalt schön gefunden und in mir etwas – jemanden – erkannt, den er retten wollte. Das werde ich nie vergessen, so tief hat es sich in mein Gedächtnis gebrannt, für alle Zeit. Das ist der Grund, weshalb ich mich so von ihm angezogen fühle, und das wird immer so sein.
Das Leder unter ihm fängt an zu quietschen, als Will in seinem Sitz herumrutscht. »Was ich für dich empfinde, Jacinda, ich … Ich weiß, dir geht es genauso.«
Er blickt mich so durchdringend, so sehnsüchtig an, dass ich nur nicken, nur zustimmen kann. Natürlich fühle ich genauso.
Aber ich verstehe ihn nicht – mir geht nicht in den Kopf, warum er ausgerechnet für mich so empfindet. Warum sollte er gerade mich so sehr wollen? Was habe ich ihm schon zu bieten? Warum hat er mich an jenem Tag in den Bergen verschont? Und warum hat er es jetzt auf mich abgesehen, wo er sich noch nie für ein Mädchen interessiert hat?
»Gut«, sagt er. »Wie wäre es dann mit einem Date?«
»Ein Date?«, wiederhole ich, als hätte ich das Wort zum ersten Mal gehört.
»Ja, ein echtes Date. Eine offizielle Verabredung – du und ich, heute Abend. Das ist schon lange überfällig!« Sein Lächeln wird breiter, sodass sich tiefe Grübchen in seinen Wangen abzeichnen. »Abendessen, Kino, Popcorn.«
»Ja!« Das Wort macht sich einfach selbstständig.
Einen Augenblick lang vergesse ich, dass ich kein ganz normales Mädchen bin. Dass er kein ganz normaler Junge ist.
Zum allerersten Mal verstehe ich Tamra und was am Normalsein so interessant ist.
»Ja.« Es auszusprechen fühlt sich gut an. Es fühlt sich gut an, so zu tun, als ob – einfach seinen Anblick zu genießen und zu verdrängen, dass ich mit diesem Date noch ganz andere Zwecke verfolge, die schließlich dazu führen werden, dass wir uns auf ewig entzweien.
Dämlich! Hast du etwa geglaubt, dass ihr eine gemeinsame Zukunft haben könntet? Mum hat ganz recht, es ist Zeit, erwachsen zu werden!
Er lächelt mich an, dann ist er fort. Ausgestiegen. Eine Sekunde lang bin ich verwirrt, dann steht er vor meiner Tür, öffnet sie für mich und hilft mir aus dem Wagen.
Gemeinsam laufen wir über den Parkplatz. Seite an Seite. Und nach nur wenigen Schritten nimmt er meine
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