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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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hinauszusteigen und so in Sichtweite der Hubschrauber zu geraten.
    Unsere Flügel schlagen heftig in der Luft, wirbeln Blätter auf und machen mehr Lärm, als mir lieb ist. Ich dirigiere Miram in eine Baumkrone hinein, folge ihr und zwänge mich mit ihr zwischen die Äste.
    Unsere Blicke treffen sich durch das Dickicht aus Zapfen und Zweigen hindurch. In ihren Augen liegt jetzt nicht die übliche Feindseligkeit. Stattdessen zittern ihre dünnen Pupillenschlitze vor Angst. Genau wie meine vermutlich.
    Hoch oben in der Baumkrone kauernd, lege ich den Kopf schief und lausche angestrengt. Noch bevor sie durch die Bäume hindurchbrechen, weiß ich bereits, dass sie jetzt hier und uns auf der Spur sind – und dass ich mich so still und leise wie nur irgend möglich verhalten muss, damit sie nicht über uns herfallen.

17
    S ie bewegen sich im Kriechgang über den Boden wie eine sich langsam ausbreitende Infektion. Sobald die Armada aus Geländemotorrädern und mehreren auf Hochglanz polierten Jeeps und Transportern in Sicht kommt, wird mir klar, warum sie nicht schneller vorrücken.
    Furcht überfällt mich, als ich bemerke, dass sie ganz besonders den Bäumen ihre Aufmerksamkeit widmen. Die Bäume, in denen wir uns versteckt halten.
    Miram krallt sich noch fester in meinen Arm, ihre Klauen graben sich tief in mein Fleisch und ich weiß, dass ihr das ebenfalls bewusst ist. Ich befeuchte meine Lippen und frage Miram leise, ob sie sich unsichtbar machen kann. Obwohl ich meine Stimme so stark wie möglich dämpfe, klingt meine Frage wie ein kehliges Grollen, dessen Lautstärke mich innerlich zusammenzucken lässt.
    Natürlich weiß ich, dass sie das kann. Sie ist ein Visiocrypter. Sich unsichtbar machen zu können liegt in ihrer Natur.
    Aber kann sie das auch jetzt? Wenn es darauf ankommt? Schafft sie es, sich unter Druck unsichtbar zu machen und diesen Zustand aufrechtzuerhalten?
    Einen Augenblick lang starrt sie mich wortlos an, viel zu lange. Dann nickt sie halbherzig. Sie atmet tief ein, ihr Körper beginnt zu flimmern und der neutrale Farbton ihrer Drakihaut verblasst mehr und mehr, bis er schließlich ganz verschwunden ist.
    Ich kann sie noch immer neben mir spüren und sie hält noch immer meinen Arm umklammert. Ich starre hinunter auf die Jäger, die tief unter uns am Boden herumlaufen. Einige davon tragen Apparate im Gesicht, die aussehen wie dicke, schwere Brillen. Ich mustere diese seltsamen Geräte ganz genau und plötzlich dämmert es mir. Ich habe genügend Spionagefilme gesehen.
    »Nein«, flüstere ich.
    Infrarotbrillen. Damit kann man Körperwärme messen – was bedeutet, dass ich auf ihrem Bildschirm glühen muss wie ein Scheiterhaufen. Auch Miram ist nicht mehr sicher, egal, ob sie unsichtbar ist oder nicht.
    Miram neben mir wirkt angespannt. »Was ist los?«
    Für Erklärungen bleibt keine Zeit, denn gerade hat uns einer der Jäger entdeckt. Er zeigt auf uns und ruft: »Dort! In dem Baum da!«
    Ein Raketenwerfer wird abgeschossen, ein Netz fliegt durch die Luft und öffnet sich pfeifend. Sie haben mich getroffen. Sie haben uns getroffen, weil Miram mir nicht von der Seite gewichen ist.
    Da wir von zahllosen Ästen umgeben sind, kann sich das Netz nicht richtig zuziehen und wir verheddern uns heillos in den engen Maschen. Nun haben wir keinerlei Chance mehr, einfach wegzufliegen. Miram flippt völlig aus und schlägt panisch mit den Flügeln, was es noch schwieriger macht, uns zu befreien.
    Wie ein gefangener Vogel schlägt sie um sich und winselt dabei wie ein wildes Tier. Stellenweise blitzen schwache helle Farbpunkte an ihr auf und verschwinden dann wieder.
    »Reiß dich zusammen«, knurre ich, »du … machst dich sichtbar … sie können dich sehen.«
    Die Jäger unter uns rufen sich gegenseitig Anweisungen zu und verfolgen zielgerichtet genau das, was sie am besten können. Wofür sie ihr ganzes Leben lang trainiert wurden. Drakis jagen. Uns bleibt keine Zeit. In Sekundenschnelle werden sie uns von diesem Baum herunterholen.
    Mein Instinkt gewinnt die Oberhand. Der Geschmack von Kohle und Asche erfüllt meinen Rachen. Rauch dringt aus meinen Nasenlöchern und quillt aus meinem Mund. Schwelende Glut steigt gierig in meiner Brust hoch. Mein Körper ist bereit zur Verteidigung.
    Ich öffne die Lippen und blase ein dünnes Flammenband hinaus, das gerade reicht, um die Maschen vor meinem Gesicht zu versengen. In dem Netz klafft jetzt ein Loch, das groß genug ist, dass ich mich hindurchzwängen

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