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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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nicht einfach irgendwelche Flugzeuge.« Ich mache eine Pause, um Luft zu holen. »Das sind Jäger. Sie suchen hier auf dem Berg nach uns.«
    Ihre Augen wirken auf einmal riesig und viel zu groß für ihr kleines Gesicht. Plötzlich fällt mir auf, wie jung sie eigentlich ist. Ich bin zwar nur ein Jahr älter als sie, aber sie wirkt wesentlich jünger, als sie ist. Ich fühle mich älter.
    Als ich Cassians Schwester so anstarre, fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Ich kann nicht zulassen, dass ihr etwas zustößt. Ich muss sie beschützen. Ich denke nicht über den Grund dafür nach. Ich muss es einfach tun. Ich muss sie retten, auch wenn sie noch so eine verzogene Göre ist. Ich muss sie beschützen. Seinetwegen.
    »Hör auf mich«, befehle ich ihr.
    Und das tut sie auch. Es scheint fast unmöglich, aber ihre Augen werden sogar noch größer und sind jetzt ausdrucksvoller, als ich sie je erlebt habe. Leider ist der Grund dafür – Todesangst.
    Was jetzt folgt, ist keine Überraschung. Ihre Pupillen verengen sich zu senkrechten Schlitzen und sie zittert vor Angst.
    »Hör sofort auf damit, Miram!«, fauche ich und schüttle sie. »Das geht jetzt nicht.«
    »Ich kann nichts dagegen tun«, stößt sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ihre Worte verzerren sich zu kehligen Lauten.
    Sie rollt wild mit ihren Drakiaugen und blickt angsterfüllt überallhin, nur nicht in meine Richtung. Ihre Haut glitzert jetzt in einer glänzenden, neutralen Farbe, die an Milchkaffee erinnert. Bis auf den schimmernden Glanz ist sie ihrer menschlichen Haut gar nicht so unähnlich. Und mir wird klar, dass es zu spät ist. Ihr Instinkt hat die Oberhand gewonnen.
    »Okay, dann muss es eben so gehen«, zische ich, kralle meine Finger in ihre Arme und schüttle sie heftig, damit ihre Aufmerksamkeit zu mir zurückkehrt. »Sieh mich an, Miram. Kannst du dich unsichtbar machen?«
    Anstelle einer Antwort kommt nur ein klagendes Stöhnen über ihre Lippen.
    »Sei still!« Siedende Frustration steigt dunkel und gefährlich in mir hoch. Die vertraute Hitze schwelt in mir.
    »Ich kann nicht gut mit Druck umgehen«, winselt sie.
    Einen Augenblick lang verspüre ich den Drang, ihr körperlich wehzutun.
    Ich sehe mich um, lausche und versuche abzuschätzen, wie weit die Jäger noch weg sind. Das brummende Motorengeräusch klingt jetzt näher als vorher. Ich blicke auf die Bäume und befehle ihr grimmig: »Zieh dich aus!«
    »W…was?«, fragt sie in kehliger Drakisprache.
    »Zieh dich aus. Wir verstecken uns in den Bäumen«, erkläre ich und meine menschliche Sprache beginnt, sich zu dichten Drakilauten zu verzerren, als sich meine Stimmbänder verwandeln.
    Ich lasse Miram los und reiße mir die Klamotten vom Leib. Mein Herz wiegt schwer wie Blei in meiner Brust. Wieder einmal muss ich vor Jägern davonlaufen.
    Mirams Verwunderung hat sich gelegt und sie zieht ungeschickt ihre Klamotten aus; ihre transparenten Flügel, die von knochenfarbenen Streben durchzogen sind, breiten sich aus. Die Angst hat sie fest im Griff und sie verwandelt sich völlig gedanken- und planlos. Ihr Gesicht verändert sich, wird länger und die Kanten werden schärfer.
    Ich recke das Kinn nach oben und fülle meine Lungen gierig mit Luft. Meine Menschenhaut macht fiebrig und in Windeseile meiner Drakihaut Platz.
    Ich knülle meine und Mirams Klamotten zusammen, stopfe sie in meinen Rucksack und diesen tief in ein Astloch, das ich hastig und mit zitternden Händen mit Blättern und Erde bedecke. Der giftige Geschmack von Angst breitet sich in meinem Mund aus. Es gibt jetzt keinen Grund mehr, dagegen anzukämpfen.
    Ich werfe den Kopf in den Nacken und seufze leise, als sich meine hauchzarten Flügel zwischen meinen Schulterblättern herausschieben und sich in der Luft ausbreiten. Meine Zehen heben vom Boden ab.
    Wie konnte das nur passieren? Ich sollte mich eigentlich mit Will treffen – und mich jetzt in diesem Augenblick in seinen Armen befinden. Wie konnte das alles nur so schrecklich schieflaufen? Wo steckt Will nur? Weiß er überhaupt, was hier los ist? Wie konnte er zulassen, dass seine Familie heute auf den Berg kommt? Ausgerechnet heute?
    Ich fasse Miram an der Hand, hebe ab und lasse mich von Wind und Luft emportragen. Ich spüre, wie meine langen Haare wild um meinen Kopf flattern.
    Miram wehrt sich nicht. Sie ist bereits in der Luft und folgt ihren Instinkten. Ich zerre an ihrer Hand, um sie davon abzuhalten, über die Baumwipfel

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