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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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Angst.
    Mit den Augen suche ich den dichten Baumbestand ab und jeder Herzschlag pocht laut dröhnend in meiner Brust. Mein rasiermesserscharfer Blick wandert über jeden einzelnen Jäger, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Gesicht. Gegen jede Vernunft hege ich noch immer Hoffnung. Will, wo bist du?
    Xander stellt sich neben seinen Onkel und zeigt auf Miram. »Das ist einer von diesen unsichtbaren Drachen.« Dann zeigt er auf mich. »Weißt du, was das da für einer ist?«
    Mr   Rutledge antwortet ihm nicht, mustert mich stattdessen wortlos und legt dabei den Kopf schief, als könne er mich mit seinem Blick in meine Einzelteile zerlegen. Wahrscheinlich kann er das sogar. Es fällt mir schwer, ihm in die Augen zu sehen – dieser Mann, der Wills Vater ist, hat Drakis abgeschlachtet und seinem Sohn ihr Blut eingeflößt. Das macht ihn zu einem Monster. Doch deshalb ist auch sein Sohn, den ich liebe, noch am Leben.
    Es ist eine völlig verquere Realität und unwillkürlich muss ich an Cassian denken, der darauf beharrt, dass genau das irgendwann einen Keil zwischen Will und mich treiben wird.
    Mr   Rutledge streckt eine Hand aus und schnippt mit den Fingern. Es sieht so aus, als hätte er einen Beschluss gefasst. Sofort reicht man ihm eine Waffe. Irgendeine Art Pistole. Ich kenne mich damit nicht aus, ich weiß nur, dass sie Schaden anrichten. Sie zerstören.
    Er legt an und zielt.
    Miram schlägt wild um sich und verfolgt das Geschehen ebenso panisch wie ich.
    Aber ich kann nicht einfach nur zusehen . Schließlich schlummert in meinem Inneren ebenfalls eine tödliche Waffe. Mein Entschluss steht fest.
    »Aufhören«, knurre ich, obwohl ich weiß, dass sie mich nicht verstehen können. Ich schiebe Miram beiseite, damit ich tun kann, was getan werden muss. Wozu ich geboren bin. Aber wir sind noch immer in das Netz verstrickt und sie hört nicht auf, sich an mir festzuklammern und in leise grollender Drakisprache zu bitten und zu betteln.
    Ich schüttle mir das Haar aus dem Gesicht, öffne die Lippen und puste kraftvoll.
    Feuer kämpft sich meinen Rachen hinauf. Meine Luftröhre erzittert vor wütender Hitze und gleich darauf lodern Flammen aus meinem Mund. Mit unbändigem Getöse schießt die Feuersbrunst in hohem Bogen durch die Luft. Die Jäger schreien laut auf und schrecken mit einem Satz vor den Flammen zurück, die weit in den Wald hineinreichen.
    Das Netz fällt von uns ab und bleibt als kleines Aschehäufchen zurück. Der Geschmack von Kohle und Asche füllt meinen Mund. Ich packe Miram am Arm und hieve sie vom Boden hoch. Sie ist dabei keine große Hilfe – die Angst lähmt sie so sehr, dass sie wie ein nasser Sack wirkt.
    Mein Gesicht reckt sich in den Himmel, will fliehen und Freiheit und Wind spüren. Aber nicht ohne Miram. »Los, hoch!«, schreie ich. »Komm schon! Flieg!«
    Mit trägen Bewegungen steigt sie langsam hoch. Mit all meiner Kraft drücke ich sie nach oben. Ich werde nicht ohne sie wegfliegen – und wenn ich sie tragen muss.
    Meine Füße verlassen den Boden genau in dem Moment, in dem ich getroffen werde. Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Flügel, meine dünne Haut leidet unbeschreibliche Qualen. Drakiflügel täuschen: Sie sehen hauchzart und weich aus, sind aber tatsächlich sehr stabil und von zahllosen Nerven durchzogen, was sie umso empfindlicher macht. Ich winde mich vor Schmerzen.
    Ich schraube meinen Körper hoch in die Luft, ziehe dabei die kleine Harpune aus meinem Flügel und werfe sie zu Boden, wo sie sich in den weichen Untergrund bohrt. Dann sinke ich wieder in mich zusammen und ziehe vor Schmerz den Kopf ein.
    Miram löst sich von mir, kommt ins Schlingern, und während sie fällt, lasse ich mich mit ihr zu Boden sinken.
    Wills Vater kommt näher und richtet seine Waffe auf mich. Seine Augen sind kalt. Vollkommen gefühllos.
    Ein Pfeifen ist zu hören, als ich erneut getroffen werde. In den Oberschenkel. Diesmal tut es nicht ganz so weh, es ist keine weitere Harpune. Sofort blicke ich nach unten und sehe den Pfeil, der aus meiner Haut ragt. Mit einem Ruck ziehe ich ihn heraus, starre ihn an und bemerke, dass er ein Glasfläschchen enthält. Ein Glasfläschchen, das jetzt leer ist.
    Ein zweites Pfeifen durchschneidet die Luft. Mit den Augen folge ich dem Pfeil, der sich in Mirams Körper bohrt. Sie schreit auf. Der Schrei klingt erstaunt und verblüfft. So klingt nur jemand, der noch nie körperlichen Schmerz erlitten hat.
    Doch da ist noch etwas anderes. Es ist

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