Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Augen und in seinem schimmernden zinnfarbenen Blick liegt Genugtuung … Ich hege langsam den Verdacht, dass der Grund für diese Zufriedenheit nicht der Überzeugung geschuldet ist, dass er mich gleich umbringen wird. Nein. Er will, dass ich gewinne. Er will, dass ich ihn besiege. Damit er endlich frei von diesem Ort hier ist.
Kurz bevor er mich erreicht, werden wir umstellt.
Die Enkros marschieren in den künstlichen Wald ein, mindestens ein Dutzend von ihnen. Sie stecken alle von Kopf bis Fuß in weißen Anzügen, in denen sie aussehen wie Raumfahrer. Ich werde an den Armen gepackt und weggezerrt. Instinktiv wehre ich mich dagegen. Sogar wenn sie mich damit vor einem wild entschlossenen Killerdraki retten. Oder ihn vor mir. Ich bin mir nicht ganz sicher, was von beiden der Fall ist.
»Was macht ihr denn da?«, schreie ich sie an. »Ist das nicht genau das, was ihr wollt? Ihr habt es doch darauf abgesehen, dass wir uns gegenseitig umbringen! Kommt schon! Kommt schon!« Ich schlage um mich und speie Feuer, aber es hat alles keinen Zweck. Ihre Anzüge sind feuerfest.
Mehrere von ihnen umstellen den grauen Draki. Obwohl sie ihre Anzüge tragen, fassen sie ihn nicht an. Vermutlich würde er das teure Material ihrer Schutzausrüstung einfach in Fetzen reißen.
Sie piken ihn mit einem spitzen Stock – der gar kein Stock ist, wie mir plötzlich klar wird. Es ist ein elektrischer Stab, einer der Sorte, mit der sie auch mich gequält haben. Bei ihm scheint er jedoch keine Wirkung zu zeigen. Vielleicht ist seine Haut so dick, dass sie ihm nichts anhaben können. Oder vielleicht ist er auch einfach so stark, dass es ihm egal ist.
Und dann spüre ich es in mir aufsteigen, unglaublich, aber wahr. Mitleid.
Der Graue knurrt, brummt und brüllt, während sie ohne Unterlass auf ihn einstechen. Aber er geht nicht in die Knie. Wieder und wieder setzen sie ihn unter Strom, doch sie schaffen es nicht, ihn aus der Fassung zu bringen.
Was ist er nur für ein sonderbares Wesen?
Wenige Augenblicke später bin ich zurück in meiner Zelle und die Wand schiebt sich zu und schließt mich erneut ein. Ich bin ganz allein, zittere überall am Körper und stoße keuchend riesige Rauchwolken aus.
Und sehe gar nichts mehr.
3
» H ey, Jacinda!«
Das Flüstern dringt durch den Nebel meiner Gedanken zu mir durch. Es kommt von dem jungen Drakimädchen, das vorhin schon mit mir gesprochen hat. »Alles in Ordnung mit dir?«
Ich liege seitlich auf dem Boden. Immer noch ganz benommen davon, wie nah ich dem Tod gekommen bin, öffne ich mühsam ein Auge. Der Kampf mit dem Kamikazedraki hat mich ausgelaugt. Und ich bin noch nicht mal eine Stunde lang hier. Oder vielleicht doch? Jeder Augenblick zieht sich qualvoll in die Länge.
Ich setze mich vorsichtig auf und reibe mir die Schläfe. »Ja, alles in Ordnung. Wie heißt du?«, frage ich, weil ich finde, dass es langsam an der Zeit ist, ihren Namen zu erfahren.
»Ich bin Lia.« Sogar durch die Wände hindurch kann ich hören, wie jung und unschuldig sie ist. »Ich habe noch nie einen Feuerspeier getroffen.«
Ich verzichte auf den Hinweis, dass wir uns eigentlich noch überhaupt nicht wirklich getroffen haben. »Nein? Welche Art Draki bist du denn?«
»Ich bin ein Wasserdraki. Zumindest seit ungefähr sechs Monaten.«
Ein Wasserdraki wie Az. Das versetzt mir einen Stich ins Herz und ich muss an meine Freundin zu Hause denken. Ich sage mir, dass das hier nicht das Ende ist, obwohl mich die kurze Zeit, die ich hier in dieser Welt als Gefangene verbracht habe, regelrecht aufgezehrt hat. Ich habe das Gefühl, schon seit Tagen hier festzustecken. Wie muss es sich erst für die anderen anfühlen, die schon so viel länger hier gefangen gehalten werden? Der graue Draki fällt mir wieder ein … der Todeshunger in seinen Augen … vermutlich weiß ich doch, wie es sein würde. Dann begreife ich langsam, was Lias letzter Satz zu bedeuten hat. Sechs Monate?
»Wie alt bist du?«, frage ich.
»Zwölf.«
Zwölf! Sie ist praktisch noch ein Kind. »Wie lange bist du denn schon hier?«
»Seit ein paar Monaten.« Sie sagt das so sachlich, dass es mir kalt den Rücken hinunterläuft. Auf einmal wirken die Wände bedrohlich nah und scheinen mich noch enger einzuschließen, falls das überhaupt möglich ist. Ich reibe mir heftig die Schläfen. »Tut mir leid, dass ich dich nicht besser vor dem Grauen gewarnt habe …«
Ich schüttle den Kopf, aber dann fällt mir ein, dass sie mich durch die Wände der
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