Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
hat und ihm auch so eine kleine Metallscheibe eingepflanzt worden ist.
Plötzlich flaut meine Panik ab. Ich werde seltsam ruhig und habe das Gefühl, dass Cassian neben mir steht und mir ermutigende Worte ins Ohr flüstert.
Und mir wird erneut klar, dass ich nicht zulassen darf, dass sie mir dieses Ding einpflanzen. Ich fange wieder an, mich zur Wehr zu setzen, und versuche, mich dem Arzt zu entziehen, aber meine Fesseln geben keinen Millimeter nach. Es gibt kein Entrinnen.
Ich zucke zusammen und kämpfe gegen die Lederstriemen an. Die Gummihandschuhe des Arztes berühren meinen Schädel. Ich wimmere und meine Nasenlöcher blähen sich in schneller Folge unter meinen heißen, dampfenden Atemzügen auf, als er den Schnitt, den er gemacht hat, weitet und die winzige Metallscheibe auf meinen Kopf zubewegt, bis sie sich außerhalb meines Blickfeldes befindet.
Plötzlich flackern die Lichter. Der Arzt hält inne und sieht missbilligend auf. Jenkins murmelt etwas Unverständliches in sich hinein und sieht sich mit einem Stirnrunzeln im ganzen Raum um.
Und dann gehen die Lichter komplett aus und wir werden in pechschwarze Dunkelheit gehüllt.
Die vollkommene Finsternis hält jedoch nur einen Augenblick an. Einer der Laborkittel flucht leise und ich spüre, wie sich Anspannung unter den Enkros breitmacht.
Angst ist zu spüren, überall. Die Notfallbeleuchtung springt blinkend an. Ein dumpfer roter Schein durchflutet den Raum und erinnert mich an Blut. Menschenblut, natürlich. Er färbt alles ein: Die weißen Mäntel leuchten jetzt pink und die gestressten Gesichter meiner Peiniger dämonisch rot.
»W… was ist denn los?«, fragt Jenkins fast im Flüsterton.
Der Arzt schüttelt den Kopf. »Wahrscheinlich bloß ein Probealarm …«
»Und keiner hat uns was davon gesagt?«
Der Abstand zwischen den raupenartigen Augenbrauen des Arztes wird noch kürzer und es ist offensichtlich, dass auch er skeptisch ist. Er hat keine Ahnung, was hier gerade passiert.
Er schüttelt den Kopf. »Sicher läuft nur gerade ein Betriebstest oder so …«
Ein tiefes, lang gezogenes Kreischen durchzieht die Luft.
Jenkins japst nach Luft. »Die Sirene!«
Dem Arzt fallen fast die Augen aus dem Kopf. »Das kann nicht sein.«
Wie auf Kommando verlassen alle gleichzeitig den Raum und werfen in der Eile einen Tisch um. Laut scheppernd fallen die darauf liegenden Werkzeuge zu Boden. Ich bleibe an die Liege gefesselt zurück. Besorgte Stimmen entfernen sich und treffen auf dem Flur auf andere und dann bin ich ganz allein. Ich bin an eine Trage gefesselt und kann noch nicht einmal meinen Kopf bewegen.
Na toll.
Bald kann ich nicht einmal mehr entfernte Stimmen hören. Nur noch die Sirene. Eine Maschinenstimme übertönt ihr anhaltendes Klagelied: Evakuierung des gesamten Personals. Bitte verlassen Sie das Gebäude über das Treppenhaus. Seien Sie vorsichtig.
Erneut versuche ich, meine Fesseln zu sprengen. Es ist hoffnungslos. Mein Blick fällt auf den verglasten Raum, in dem sich vorher die Zuschauer befunden haben. Er ist jetzt leer. Mehrere Stühle liegen umgestürzt auf dem Boden und die Tür steht weit offen. So verlockend nah und doch vollkommen außer Reichweite.
Ein Geräusch dringt durch das Schrillen der Sirene an mein Ohr. Ich lausche angestrengt. Es klingt wie Schritte, Laufschritte. Von der Flügeltür hinter mir ist ein leichter Schlag zu hören, wie von einer Hand, und die Scharniere quietschen leise.
Jemand ist hereingekommen. Ich halte den Atem an und wage fast nicht zu hoffen …
»Jacinda?«
Ich erkenne Wills Stimme, aber sie klingt angstvoll und mir wird klar, dass er mein Gesicht nicht sehen kann. Ich liege still wie ein Stein da. Wahrscheinlich denkt er, dass ich tot bin. Ich ächze und stöhne gegen das Klebeband über meinem Mund an und winde mich, um ihm zu zeigen, dass ich am Leben bin.
Dann steht er vor mir und ich erkenne Cassian und Tamra, die sich verwandelt hat, direkt hinter ihm.
Erleichtert atme ich auf – und spüre, wie auch Cassians Erleichterung in einer heißen Welle über mich hinwegspült. Unsere gepaarten Gefühle überwältigen mich und ich sinke tiefer in die Krankenliege.
»Jacinda!« Will ist da, er ist endlich da und hüllt mich in seine Wärme ein. Wir sind gar nicht so lange getrennt gewesen, aber ich sehe ihn mit ganz neuen Augen und verschlinge jeden Zentimeter von ihm mit einem bisher unbekannten Verlangen. Ich habe mich noch nie so gefühlt wie jetzt, zumindest nicht, bevor ich
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