Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
Miram eine tickende Zeitbombe ist, und schließlich das mit Dad. Was kommt als Nächstes? Ich spüre, wie der Wagen zitternd zum Stehen kommt und fast genauso erschöpft wirkt wie wir.
Wir sind endlich an der Raststätte angekommen, an der wir Wills Landrover abgestellt haben. Hier wollten Will, Tamra und ich uns eigentlich von Cassian und Miram trennen. Hier wollte ich endlich das Rudel hinter mir lassen.
Aber das geht jetzt nicht mehr.
Ich sollte eigentlich langsam wissen, dass nichts so einfach ist, wie es aussieht. Selbst wenn ich das mit Dad nicht erfahren hätte, dann wäre da immer noch das Problem mit Miram. Wir müssen irgendwie diesen Sensor aus ihr entfernen. Obwohl sie Severins Tochter ist, für ihn gearbeitet und mir hinterherspioniert hat, habe ich nicht vor, das an ihr auszulassen.
Ich blinzle gequält. Wird das alles irgendwann einfacher werden? Wird es jemals weniger … schwierig sein?
Ich steige aus und sehe mich in unserer neuen Umgebung um. Wir haben hinter einer gottverlassenen Tankstelle geparkt, die uns guten Sichtschutz gegenüber der Straße und den vorbeifahrenden Autos bietet. Loser Asphalt bröckelt grau unter meinen Schuhen und zwischen den unebenen Rissen im Boden wächst trockenes Gras. Wills Landrover steht ganz in der Nähe, genau an der Stelle, an der wir ihn abgestellt hatten.
Die Türen des Transporters stehen immer noch offen, aber Deghan bleibt in seinem Inneren verborgen. Tamra kommt heraus, bleibt jedoch in der Nähe der Tür und des massigen grauen Drakis, der sie nicht eine Sekunde aus den Augen lässt. Ein seltsames, unsichtbares Band ist zwischen den beiden entstanden, seit wir auf die Jäger getroffen sind. Irgendwie scheinen sie sich wortlos verbündet zu haben.
Ich verdrehe die Augen. Jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, dass Tamra eine kindliche Schwäche für einen Draki entwickelt, der nicht einmal mehr Zugang zu seiner menschlichen Seite findet. Darin liegt eine ganz besondere Ironie, da Tamra bis vor nicht allzu langer Zeit keinen Zugang zu ihrem Draki hatte.
»Was jetzt?«, fragt sie mich, obwohl ihr Blick zu Deghan wandert.
Ich blicke ihn ganz bewusst an. »Er muss zum Rudel. Genau wie Cassian gesagt hat.«
Tamras Lippen verwandeln sich in einen schmalen Strich. Diesen Gesichtsausdruck kenne ich gut. Wenn die Vorstellung, Deghan verlassen zu müssen, sie so sehr stört, dann hängt sie bereits mehr an ihm, als ich dachte. Sie scheint gerade etwas sagen zu wollen, als Will den Mund aufmacht.
»Okay«, verkündet Will, »ich schätze, hier trennen sich unsere Wege.« Nichts kann das freudige Glühen in seinen Augen verbergen. Auf diesen Moment hat er lange gewartet. Das haben wir beide.
Doch ich kann das winzige Aufflackern von Panik in meiner Brust nicht ignorieren. Jetzt wird es ernst. Ich muss ihm jetzt die Wahrheit sagen.
»Ja, sieht ganz danach aus.« Cassian nickt schroff und lässt sich sein Bedauern darüber, sich von uns trennen zu müssen, nicht anmerken. Sich von mir trennen zu müssen. Aber ich spüre es auch so – ein stechendes Brennen hinter meinen Augen. »Wir nehmen den Transporter. Dank Tamra sollten sich die Jäger nicht daran erinnern.«
Dank Tamra sollten sich die Jäger auch nicht an uns erinnern. Punkt.
Ich blicke zu Miram, die sich ein kleines Stück von uns entfernt hat. Sie hat die Arme eng um ihren Oberkörper gelegt und starrt in die Ferne auf die Bäume und ich frage mich, was sie wohl gerade denkt.
Wills Stimme ist neben mir zu hören. »Fertig?«
Ich drehe mich um und sehe ihm lange in die Augen.
Zeit genug für ihn zu bemerken, dass etwas nicht stimmt. Misstrauen macht sich in seinem Gesicht breit.
Seine Augen verengen sich zu Schlitzen. »Jacinda?«
Ich zucke schwach mit den Schultern und hebe flehend eine Hand. Er muss unbedingt verstehen, was ich ihm jetzt sage. Und alles, was ich in diesem Augenblick sehe, ist der violette Plastikring an meinem Finger. Er verhöhnt mich und die Worte, die aus meinem Mund fließen: »Wir können sie nicht einfach alleine zum Rudel zurückfahren lassen. Cassian ist immer noch nicht ganz fit. Was, wenn sie von Jägern aufgespürt werden, bevor sie beim Rudel ankommen?«
Und da ist noch mehr. Da ist etwas, was ich noch nicht offen zugeben kann. Ich will meinen Vater rächen. Ich will, dass alle wissen, was mit ihm passiert ist. Ich will, dass der Mörder meines Vaters zur Rechenschaft gezogen wird. Meine Hände ballen sich an meinen Seiten zu Fäusten, öffnen
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