Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
so, meine Kopfschmerzen zu lindern.
Deghan sitzt mir gegenüber und starrt mich unaufhörlich aus seinen zinnfarbenen Augen an … Augen, die so kalt wirken, dass es mir Schauer über den Rücken jagt. Schließlich halte ich es nicht mehr aus. Ich lasse die Hand sinken und frage mit einem Schnauben: »Warum starrst du mich die ganze Zeit so an?«
Tamra blickt auf und ist offensichtlich sehr interessiert an seiner Antwort.
Er macht eine kleine Handbewegung. »Du erinnerst mich an jemanden.«
Ich schüttle den Kopf, wende den Blick ab und sehe hinunter auf den Boden des Transporters. Durch die Sohlen meiner Schuhe hindurch spüre ich das Rumpeln des Fahrwerks. Ich habe kein Interesse an irgendeinem Draki, an den ich ihn erinnere, einen Draki, den er –
Mein Blick kehrt blitzschnell zurück zu ihm. Jeder Nerv in meinem Körper spannt sich an und ist plötzlich hellwach.
»An wen?«, will ich wissen.
Er zuckt mit den Schultern. »Nur ein Mitgefangener. Er war schon da, als sie mich reingebracht haben. Er war ein Onyxdraki, aber du erinnerst mich an ihn. Die Art, wie du dir die Augen und die Nase reibst. Das hat er auch immer getan. Auch deine Haltung und bestimmte Gesten … du legst den Kopf schief, wenn jemand mit dir spricht, und manchmal bekommst du diesen forschenden Blick. Fast als wärst du zornig.«
War? Dieses Wort saust durch meinen Kopf.
Er fährt fort: »Du hast irgendwie … dieselbe Art an dir.«
Jetzt zittere ich am ganzen Körper und mir wird auf einmal wahnsinnig übel.
»Was ist mit ihm passiert?«
»Eines Tages haben sie ihn aus seiner Zelle geholt, um noch mehr Experimente an ihm durchzuführen.« Seine Augen werden trüb. »Er ist nie zurückgekehrt. Aber weißt du, was das Schlimmste daran war?«
Noch schlimmer als sein Tod?
»Was?«, fragt Tamra. Sie sitzt stocksteif da und ich weiß, dass ihr dieselben Gedanken durch den Kopf gehen wie mir.
»Er ist von seinen eigenen Artgenossen verraten worden. Er hat gesagt, dass ihn jemand aus seinem Rudel in eine Falle gelockt hat. Man hat ihn direkt in die Arme von Jägern geführt und die haben ihn gefangen genommen.«
Bei diesen Worten wird mir abwechselnd heiß und kalt. Ich versuche mit aller Kraft, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. »Wie hat er geheißen?«, frage ich mit zusammengebissenen Zähnen und tauben Lippen.
Bitte sag nicht den Namen meines Vaters. Nicht Magnus. Nicht Magnus.
»Magnus.«
Ich springe auf, breite die Arme aus und suche irgendetwas, woran ich mich festhalten kann. Die Welt um mich herum dreht sich. Alles färbt sich rot. Tamra vergräbt das Gesicht in den Händen und lässt ihren Tränen freien Lauf. Sie zittert am ganzen Körper.
Ich schlage auf die Wand des Transporters ein, bis meine Handflächen brennen, und höre auch dann nicht auf. »Anhalten«, rufe ich. »Sofort anhalten!« Der Wagen wird langsamer. Sobald er zum Stehen kommt und die Tür aufgemacht wird, renne ich los – ich laufe so schnell und kraftvoll zwischen den Bäumen hindurch, wie ich nur kann. Es ist mir völlig egal, in welche Richtung. Ich versuche einfach nur, wegzukommen und dem pochenden, erbarmungslosen Schmerz in meiner Brust zu entfliehen.
In der Ferne höre ich meinen Namen, aber ich mache nicht kehrt. Ich bleibe nicht stehen.
Ich laufe, fliege zwischen den Bäumen hindurch. Doch der Schmerz lässt nicht nach. Ich kann ihn nicht abhängen. Er folgt mir überallhin. Und mit einem neuen Schwall quälenden Schmerzes wird mir klar, dass das auch immer so bleiben wird.
Ich bleibe stehen und stille Tränen laufen in heißen Strömen über meine Wangen.
Ich schwanke einen Augenblick und sinke dann auf die Knie. Mit einem klagenden Schluchzen beuge ich mich vornüber, würge und übergebe mich. Als mein Magen leer ist, rolle ich mich auf dem Boden zu einer engen Kugel zusammen. Zweige und Tannennadeln zerkratzen jede freie Hautstelle, aber mir fehlt die Energie, mich anders hinzulegen.
Jetzt habe ich Gewissheit. Ich habe endlich Gewissheit. Nach so vielen Jahren. Dad ist tot. Und er wurde von jemandem aus dem Rudel hintergangen. Von jemandem, mit dem ich seit Jahren zusammenlebe.
Blätter rascheln neben mir, als Tamra in Sicht kommt, wie ein Geist aus dem Nichts heraus. Ihre Brust bebt heftig von ihrem Sprint durch den Wald. Ihre Haare fallen in einer silberweißen Wolke über ihre Schultern. Unsere Blicke treffen sich und in ihnen liegt unsere ganze Trauer über das, was wir gerade erfahren haben. Die Wahrheit
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