Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
gar nicht lasse ich dich das hier alleine durchstehen.«
Erleichterung macht sich in mir breit, doch ich schiebe sie beiseite.
»Nein, du hast recht«, sage ich. Ich bin fest entschlossen, ihn keiner Gefahr auszusetzen, aber ich bin ebenso fest entschlossen, diese Sache zu Ende zu bringen und Gerechtigkeit für meinen Vater zu erlangen. »Das Risiko für dich ist zu groß –«
Er schüttelt heftig den Kopf und seine Augen beginnen zu funkeln. »Wir werden das gemeinsam durchstehen.« Er streicht mit einer Hand mein Gesicht entlang und legt sie schließlich an meine Wange. »Und dann werden wir ja sehen, ob dir noch ein anderer Grund einfällt, der uns davon abhält, zusammen zu sein. Dann werde ich endlich Gewissheit haben.«
Ich schüttle den Kopf. »Es ist nicht so, wie du –«
»Ach wirklich? Ist es das nicht? Fühlst du dich nicht an das Rudel gebunden? An Cassian?« Er sieht mir in die Augen, ohne zu blinzeln.
Zwischen uns entsteht ein langes Schweigen. Ich befeuchte meine Lippen. »Das ist nicht der Grund, warum –«
»Was ist es dann?«, fragt er und sein weicher, schmelzender Blick bohrt sich forschend in mich hinein. Das Flehen darin ist unübersehbar. Ich kann mich nicht zurückhalten und spüre seiner Hand nach, genieße die Berührung seiner Haut auf meiner, spüre seine rauen Schwielen auf meiner Wange.
»Mein Vater –« Ich breche ab, als der Blick in seinen Augen konzentrierter wird und mir zeigt, dass er weiß, was ich meine.
Meine Stimme wird zu einem hitzigen, hastigen Flüstern. Der Schmerz über den Tod meines Vaters, der Verrat an ihm, sticht mir erneut in die Brust wie ein Messer. Ich bezweifle, dass er jemals ganz verschwinden wird. Er wird immer da sein, wird mich jeden Morgen beim Aufwachen von Neuem begrüßen. Aber wenn ich Vergeltung bekommen kann, wird das dem Schmerz vielleicht wenigstens die Spitze nehmen und ihn erträglicher machen. »Das kann ich noch nicht loslassen.«
»Wirst du das jemals können, Jacinda? Was, wenn du nie die Gerechtigkeit bekommst, nach der du suchst? Wie lange können wir das hier denn noch durchziehen? Wie lange werden wir immer und immer wieder in das Spinnennetz eines Lebens zurückgezogen, von dem du angeblich nichts mehr wissen willst?«
»Ich muss es versuchen. Ich werde dir sagen, wenn es vorbei ist.« Ich wünschte, ich könnte ihm eine bessere Antwort geben, könnte ihm Sicherheit geben, doch für alles andere sind die Dinge zu kompliziert.
»Du wirst es mir sagen?« Er zieht eine Augenbraue hoch.
»Ja.« Ich halte den Atem an und bin mir nicht sicher, wie er darauf reagieren wird.
Dann lächelt er. Ein schiefes, selbstironisches, kleines Lächeln, bei dem mir ganz flau im Magen wird. »Okay, Jacinda. Ich bin dabei.«
Er nimmt mich an der Hand und zieht mich mit sich. Etwas in mir löst sich und beginnt zu flattern. Ich bin mir auf eine ganz neue Art vollkommen sicher. Ich weiß, wo ich hingehöre. Für immer und ewig. Egal, ob ich im Rudel lebe – in einem neuen Rudel, das sich zum Besseren gewendet hat, wenn Severin erst einmal entthront ist oder in die Menschenwelt verbannt wurde – oder irgendwo zwischen den beiden Welten: Ich weiß, dass ich zu Will gehöre. Wir beide – dafür habe ich so lange gekämpft … und irgendwann zwischendrin habe ich es vergessen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, um andere Dinge zu kämpfen: den Draki in mir, Mum, Tamra, Dad, Miram.
»Einverstanden?« Bevor wir um die Ecke des Gebäudes biegen, hält er kurz an und sieht mir in die Augen.
Ich nicke. Und mir wird klar, dass ich in seiner Gegenwart gleichzeitig so stark und so schwach bin wie sonst nie. Vermutlich ist das Liebe. Wenn man so verletzlich ist wie sonst nie.
»Ich liebe dich«, sage ich plötzlich.
Er blinzelt und scheint überrascht zu sein von meinen Worten. Habe ich ihm das wirklich noch nie gesagt? Ich dachte, das hätte ich … damals in Chaparral, als ich mich von ihm trennen musste. Aber damals war ich in meiner Drakigestalt und er konnte meine Worte nicht verstehen. Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und stelle mich auf die Zehenspitzen. »Ich liebe dich«, wiederhole ich, presse dann meine Lippen auf seine und verschmelze mit ihm in einem langen, langsamen Kuss.
Er zögert nur einen Augenblick, bevor er mich näher zu sich heranzieht. Glühende Verzweiflung brennt zwischen uns. Seine Hände bewegen sich über mein Haar, meine Arme und meinen Rücken. Sie wandern über meinen Körper und berühren jeden
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