Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
da wir Mums Aufenthaltsort kennen, kommt sie vielleicht doch mit.
Dann erst fällt mir auf, dass sie nirgendwo zu sehen ist. Deghan auch nicht. Meine Euphorie verfliegt. Es ist nicht schwer zu erraten, dass sie zusammen irgendwohin verschwunden sind.
»Tamra?«, rufe ich und frage mich, wie lange ich geschlafen habe und wie lange sie wohl schon weg ist.
Ich gehe tiefer in die Höhle hinein, dorthin, wo der Schein der Lampe am schwächsten ist und sich kaum mehr über den Höhlenboden erstreckt. Plötzlich teilt sich die Höhle: Links von mir liegt ein größerer Raum und rechts ein dunklerer, engerer.
Zuerst spähe ich in den kleineren Teil hinein, wo die Luft kühler zu sein scheint. Dann luge ich in die gähnenden Schatten des größeren Raums. In der Dunkelheit bewegt sich etwas. Wie die Wellen eines Fisches in einem dunklen Gewässer. Ich kneife die Augen zusammen, gehe zögerlich ein paar Schritte und erkenne eine Gestalt. Ich öffne die Lippen und will gerade etwas rufen, als –
Eine Hand legt sich auf meine Schulter. »Jacinda?«
Ich kreische auf und fahre herum. Feuer droht aus meinem Mund zu dringen, doch dann erkenne ich die Person und kann die Hitze gerade noch zurückhalten. Will steht hinter mir und hebt die Hände hoch, als hielte ich eine Waffe auf ihn gerichtet.
»Tut mir leid«, stoße ich atemlos hervor.
»Hi. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin nur hereingekommen, um mich von einem von euch ablösen zu lassen.«
Der Schein der Lampe umgibt ihn und das gelbliche Licht färbt seine braunen Haare golden.
Die kühle Luft aus der zweiten Höhle erreicht mich und streichelt sanft über meinen Körper, in dem die so plötzlich aufgestiegene Hitze noch immer pulsiert. Fröstelnd reibe ich mir die Arme. »Tut mir leid«, wiederhole ich. »Ich bin einfach gerade etwas schreckhaft. Ich kann Tamra und Deghan nicht finden.« Ich zeige auf die Schlafstätte hinter mir. »Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich dort drinnen jemanden gesehen habe.«
Wills Augen richten sich auf etwas hinter mir und ein seltsamer Ausdruck legt sich auf sein Gesicht. Er runzelt die Stirn und macht einen Schritt nach vorn, sodass wir jetzt nebeneinanderstehen.
»Was um alles …« Er führt den Satz nicht zu Ende und ich drehe mich blitzschnell um und mache mich bereit zum Angriff für den Fall, dass dort ein Jäger lauert – dass sie uns gefunden und sich irgendwie Zugang zur Höhle verschafft haben.
Doch da ist kein Jäger.
Ein Paar nähert sich uns und tritt in den Schein der Lampe.
»Tamra?«, frage ich atemlos und starre auf den Jungen neben ihr. Ein Junge? Er ist etwa in unserem Alter. Vielleicht ein wenig älter. Aber er ist so riesig, dass er mit dem Kopf fast an die Höhlendecke stößt. Die Jeans, die er trägt, gehören Cassian, aber um die Hüfte herum passen sie ihm perfekt; sie sind ihm lediglich etwas zu kurz. Ein weiteres Zeichen dafür, wie riesig er ist.
Ich mustere ihn von Kopf bis Fuß. Betrachte sein ganzes menschliches Äußeres. Angefangen bei den schulterlangen aschblonden Haaren bis hin zu seinen nackten Füßen. In seinen senkrechten Pupillen liegt immer noch diese Wildheit.
Ich versuche, etwas zu sagen und meine Verblüffung in Worte zu fassen, aber das Einzige, was ich herausbekomme, ist: »Wie ist das möglich?«
Tamra lächelt. Diese Art Lächeln bemerke ich zum ersten Mal an ihr. Es ist geheimnistuerisch und vage, aber voller Zufriedenheit. »Deghan hat die ganze Zeit schon geübt.«
Deghan nickt. »Und Tamra hat mir dabei geholfen. Es fühlt sich immer noch ein wenig ungewohnt an«, sagt er und mir fällt sein Akzent auf. Er klingt … irisch? Wo genau kommen er und sein Rudel eigentlich her? Einer seiner Mundwinkel hebt sich zu einer Art Lächeln. »Ich hoffe, dass ich das auch durchhalte.«
»Das schaffst du schon.« Tamra nickt fröhlich. Ich habe sie seit Chaparral nicht mehr so erlebt. Sie schäumt förmlich über vor hoffnungsvoller Zuversicht, dass in ihrer Welt endlich alles in Ordnung kommt.
Und diesen Wandel haben wir ihm zu verdanken? Ich weiß nicht, ob ich ihn umarmen oder ihm eine reinhauen soll. Ich habe Angst, dass Tamra verletzt oder enttäuscht wird. Sie hat in dieser Hinsicht schon genug durchgemacht. Jahrelang. Aber die Vorstellung, dass sie mit ihm endlich ihr Glück finden könnte … das wäre mehr als großartig.
Sie stehen ganz dicht beieinander und ich bemerke, dass sie Händchen halten. Und mir wird klar, dass meine Meinung hier
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