Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
einfach aufschlitzen! Sie ist ein Mensch –«
»Jetzt nicht mehr. Jetzt ist sie eine Leiche.« Xander geht auf Miram zu und seine Lippen sind ein schmaler, entschiedener Strich.
Galle steigt in mir hoch. Ich kann nicht einfach danebenstehen und zusehen, wie sie Miram aufschlitzen.
»Sieh dir nur ihr Blut an«, sagte eine Stimme plötzlich. »Das ist Drachenblut.«
Ich unterdrücke einen Schrei und wende mich zur Flucht, als plötzlich Will aus dem Wald heraus auf das Flussufer tritt.
Will!
Ich laufe zu ihm. Er nimmt mich in den Arm und drückt mich so fest, dass er mir dabei fast den Atem raubt. Er lockert die Umarmung und nimmt mein Gesicht in beide Hände. »Tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin –«
»Nein, mir tut es leid«, sage ich unter Kopfschütteln, »du hattest recht.«
Unsere Worte sind leise und fiebrig und unsere Lippen befinden sich dicht aneinander. Sein aufmerksamer Blick schießt kurz über meine Schulter hinweg, nimmt die ganze Szene auf und kehrt dann zurück zu mir.
Ich schlucke und sage kaum hörbar: »Sie haben Miram gefunden. Ihr Blut …«
Er nickt scharf. »Sie werden sich bald alles zusammenreimen.«
Ich nicke zustimmend. »Ja, erst werden sie es aus Ungläubigkeit abstreiten, aber dann werden sie genau wissen, was los ist.«
Er lässt die Hand von meinem Gesicht sinken, schnappt sich eine meiner Hände und verschränkt seine Finger eng mit meinen.
Allein durch seine Berührung, seinen starken Griff fühle ich mich schon besser. Er macht mir Mut und gibt mir die Kraft, die ich brauche.
»Mach dir keine Sorgen. Wenn das passiert, sind wir längst nicht mehr hier.« Er schafft es jedoch nicht einmal, sich zum Gehen zu wenden, als jemand seinen Namen ruft.
»Will!«
Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken.
Will fasst meine Hand fester und stellt sich seinem Cousin … seiner Familie . Sein Gesichtsausdruck verrät nichts, sondern ist eine perfekte, unversöhnliche Maske. Mit einem Nicken begrüßt er jeden Einzelnen aus der Gruppe.
Xander braucht nur wenige kurze Schritte, dann steht er direkt vor ihm. »Dein Vater hat sich Sorgen gemacht. Er dachte, dass du zu deiner Großmutter gegangen bist, aber sie hat gesagt, dass sie dich nicht gesehen hat, obwohl man dieser alten Hexe ja sowieso nichts glauben kann. Wo hast du denn gesteckt?«
Will zuckt mit den Schultern und scheint nicht willens, irgendeine Erklärung geben zu wollen. Xander starrt ihn ohne zu blinzeln an.
Das Schweigen zieht sich unangenehm in die Länge. Ich blicke zwischen den beiden hin und her, froh darüber, dass die Aufmerksamkeit jetzt nicht mehr auf Miram liegt. Oder auf mir. Aber das hält nicht lange an.
Der älteste Jäger der Gruppe wirkt besorgt und verärgert über diese Ablenkung. »Kommt schon«, sagt er und wedelt mit einem Messer über Miram herum. »Ziehen wir das jetzt durch oder nicht?«
Xander grinst plötzlich. »Warum überlassen wir die Ehre nicht Will?«
Ich schlucke hart. Will soll Miram aufschneiden? Mir wird übel und ich drücke Wills Hand fester. Ich bete, dass er es nicht tut … dass er einen anderen Ausweg aus diesem Desaster findet.
»Wir wollten eigentlich gerade gehen«, sagt Will.
Xander blickt von mir zu Will und sein dunkler Blick streift unsere ineinander verschränkten Hände. »Wozu die Eile?« Er stellt sich zwischen uns, schlägt Will auf die Schulter und zieht ihn mit sich. »Komm schon. Wir könnten deine Hilfe gut gebrauchen. Darauf stehst du doch schließlich.«
Sein gerissener Blick verrät mir, dass er Wills Hilfe weder will noch braucht. Er hat einfach nur vor, ihm diese Aufgabe aufs Auge zu drücken, weil er keine Lust hat, sie selbst auszuführen. Er will ihm einfach auf den Senkel gehen. Das gibt ihm einen Kick. Wie immer.
Mehrere Minuten verstreichen. Die Jäger starren alle Will an und taxieren ihn. Will wirft mir einen bedeutungsvollen Blick zu und macht einen Schritt nach vorn. Xanders Argusaugen haben sofort Notiz von diesem Blick genommen. Seine schwarzen Augen verengen sich zu Schlitzen, er starrt mich durchdringend an und ich spüre die vertraute Enge in meiner Brust. Dieses Gefühl, dass er mehr in mir sieht, als er sollte. Und vielleicht entspricht das mittlerweile der Wahrheit. Er war der Erste, der sich vorstellen konnte, dass sich der Sender in Miram befindet. Vielleicht zieht er in der Zwischenzeit auch bereits Schlüsse über mich.
Jedes Nervenende in meinem Körper brennt und zischt. Der Draki in mir drängt
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