Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
verzweifelt nach draußen, um mich zu beschützen, Will zu beschützen und zu überleben . Denn alles an dieser Situation hier mit den Jägern riecht nach Gefahr. Noch viel mehr als je zuvor.
Die Luft verdichtet sich so sehr, dass man sie fast schneiden kann. Sie ist schwer und stickig. Ein Windstoß rollt über mich hinweg und wirbelt meine Haare auf. Meine Haut spannt sich an. Ich suche mit den Augen den Fluss ab, die Wasseroberfläche. Üppige Bäume werden von einer plötzlichen Windböe erfasst. Ich blicke nach oben. Nichts trübt den Himmel. Noch nicht.
Ich muss Will von hier wegbringen. Sofort.
Entschieden schlucke ich das beißende Brennen in meinem Hals hinunter und bewege mich ganz langsam zu der Stelle vor, an der Miram liegt, umrundet von den Jägern. Ich ziehe Will scharf am Ärmel.
Er lässt sich noch nicht einmal anmerken, dass er das gespürt hat. Sehnsüchtig blicke ich über die Schulter zu der Deckung, die uns die Bäume bieten könnten, und dann wieder zurück zu Xander, der Will ein Messer in die Hand drückt.
»Die Enkros setzen jedem gefangenen Drachen einen Sender ein«, erklärt Xander eiskalt.
»Und wieso haben wir bislang nichts davon gewusst?«, fragt Will.
»Vermutlich weil es nie einen Grund dafür gegeben hat. Bisher ist noch kein Drache je von dort entkommen.«
»Na also«, sagt Will mit einem Schulterzucken und zeigt auf Miram. »Das hier ist ein Mädchen. Kein Drache. Sie kann gar keinen Sender in sich haben.«
Der ältere Jäger hält das schwarze Kästchen hoch. »Laut diesem Ortungsgerät schon.«
»Dann muss es kaputt sein«, erwidert Will.
»Aber ihr Blut.« Angus zeigt auf die Stichwunde. »Was hat es denn damit auf sich?«
»Na ja.« Will zeigt auf seine Brust und dann auf die Gruppe als Ganzes. »Das kann auch andere Gründe haben, wisst ihr.« Ich beobachte beeindruckt, was für einen kühlen Kopf er in dieser Situation bewahrt. Er lächelt entwaffnend. Doch es funktioniert nicht.
»Schon klar. Nur glaube ich dummerweise nicht, dass sie so ein Superfreak ist wie du«, sagt Xander scharf und verbittert und nimmt Will das Messer aus der Hand. Er wirft es ein kleines Stück hoch und fängt es dann lässig am Griff wieder auf. »Hier stimmt irgendetwas nicht und ich glaube, du weißt wesentlich mehr, als du zugeben willst.« Sein Blick wandert zu mir. »Aber ich werde es schon noch herausbekommen.« Mit einem entschlossenen Nicken geht er in die Hocke, hält die Klinge hoch und macht sich bereit, Miram damit aufzuschneiden.
Ich atme tief ein und wende den Blick ab. Ich kann das nicht mit ansehen – und ich kann Will nicht von der Seite weichen. Ich werde ihn nicht mehr verlassen. Nie wieder.
Dann wird der Wind stärker. Meine Haare wehen mir ins Gesicht, und sobald ich mich von den wilden Strähnen befreit habe, sehe ich etwas Dunkles vor meinen Augen aufblitzen. Im nächsten Moment schleudert der Windstoß mich zu Boden.
Ich rapple mich schnell wieder auf und sehe zu, wie Cassian mit ausgestreckten, krallenbesetzten Gliedmaßen auf Xander landet und ihn vom Boden pflückt.
Alle erstarren zu Salzsäulen und glotzen ungläubig.
Xander baumelt in der Luft und windet sich wie ein Wurm am Haken. Cassian schlägt mit seinen großen ledrigen Flügeln, die sich wie elegante schwarze Segel in der Luft bewegen.
Er glaubt, dass Xander seine Schwester umgebracht hat. Das ist mir sofort klar. Ich spüre die volle Wucht seines Zorns, der durch mich hindurchschneidet wie ein Messer, und ich weiß, dass nichts und niemand seine Wut in die Schranken weisen kann. Seine Gefühle hüllen mich ein und sind so stark, dass sie mir den Boden unter den Füßen wegziehen.
Als die Jäger ihre entsetzte Starre abschütteln, wild durcheinanderschreien und nach ihren Waffen greifen, schleudert Cassian Xander hoch in die Luft. Er überschlägt sich mehrmals und prallt dann gegen einen Baum. Das Krachen zerbrechender Äste und Knochen ist zu hören, als Xander durch ein Labyrinth aus Zweigen nach unten fällt. Genauso schnell, wie er gekommen ist, verschwindet Cassian wieder.
Und es kehrt Schweigen ein.
Will und ich starren wie versteinert auf die Jäger. Alle halten die Luft an, während Xander reglos auf dem Boden liegen bleibt. Ein zerschmetterter, lebloser Haufen. Ich atme tief ein und bin überrascht über den Schmerz in meiner Brust. Ich hätte nicht gedacht, dass ich irgendetwas für Xander fühlen würde. Und obwohl er mein Feind ist, steigt Mitleid in mir empor.
Meine Hände
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