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Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 01 - Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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dampfenden goldbraunen Pastetenkruste. Er konnte es einfach nicht glauben.
    Der Bücherwurm genausowenig.
    Es hatte geklappt. Und es war nicht einmal schwer gewesen. Nicht ein einziges Zauberwort hatte er sprechen müssen. Er hatte lediglich an den Pastetenbäcker gedacht, und schon war es passiert. Er hatte gespürt, wie sich sein winziges Bewußtsein in abertausend noch winzigere Bewußtseinsfragmente aufgespalten hatte, die in alle Himmelsrichtungen davongeschossen waren und sich auf die Suche gemacht hatten. Hatte gespürt, wie unendlich kleine silberne Pünktchen in eine andere Dimension gerast waren. Um zu forschen, um auszukundschaften. Wie verzauberte Gewehrkugeln, die den Namen des Pastetenbäckers trugen, waren sie in den leeren Raum davongejagt und hatten nach den klitzekleinen Fragmenten aller Figuren gesucht, die in Büchern hausen. Waren in Bibliotheken gestürmt, hatten Buchhandlungen geplündert, waren Regale entlanggerast, hatten sich die Bruchstücke aus den Büchern geschnappt und sie an einer Stelle wie im Brennpunkt einer Linse vereinigt. Und dann hatte sich, so wie Kupfersulphat in einer gesättigten Lösung augenblicklich kristallisiert, jedes einzelne Fragment in einem nonentropischen, implosionsenergetischen Impuls dem nächstliegenden angeschlossen, bis plötzlich, so als hätte er nie etwas anderes getan, der Pastetenbäcker durch den Wald spazierte. Zusammengetragen aus allen Kinderbüchern dieser Welt stand er jetzt wahrhaftig und leibhaftig vor dem ungläubig staunenden Firkin, einem ebenso ungläubig staunenden Hogshead und einem nicht weniger ungläubig staunenden Bücherwurm.
     
    Laut hallten die Hufschläge durch die Stille, als die vier Reiter von der Jagd zurückkehrten und über den grünen Rasen vor dem Schloß sprengten. Schweratmend zügelte König Klayth sein Pferd und hielt vor der Zugbrücke an. Das erschöpfte Reittier schnaubte heftig und stampfte unruhig auf den weichen Boden. Die beiden Schloßwachen jagten auf ihren Streitrössern donnernd vorbei, galoppierten polternd über die Brücke und verschwanden im Schloß. Swinehunt folgte knapp hinter ihnen. »Prächtiger Ritt, Sire!« brüllte er. »Kolossales Vergnügen!«
    Noch bevor Klayth hätte antworten können, hatte der Erzkanzler die Brücke überquert und war nicht mehr zu sehen.
    Kaum zu glauben, dachte er. Er hat gelächelt! Ganz bestimmt! Erstaunlich, was so ein Spazierritt doch bewirken kann.
    Und gerade als er ebenfalls ins Schloß reiten wollte, fiel ihm etwas auf. Er hielt noch einmal an. Auf dem Boden, nur ein paar Meter vor ihm, lag im Dreck, mitten in einem frischen Hufabdruck, eine kleine Karotte.
    Beim Ausritt hatte er sie noch nicht gesehen.
    Aber da, sagte er sich, da habe ich auch nicht so genau hingesehen. Sie ist ja auch wirklich nicht übermäßig auffällig.
    Wieder sah er sich den weichen Boden an. Ganz sicher war er sich nicht – aber es sah so aus, als wäre ein schwerer Wagen aus dem Schloßtor gerollt und dann auf dem Fahrweg weitergefahren, der ins Gebirge führte. Er schüttelte nachdenklich den Kopf. Dann nahm er sich vor, Swinehunt danach zu fragen, und ritt über die Zugbrücke ins Schloß.
    »Jetzt mal ganz langsam! Damit ich auch alles richtig verstehe …«, sagte Firkin zu dem komplett durchgedrehten Hogshead. »Willst du mir etwa erzählen, an der ganzen Sache ist der Bücherwurm schuld?«
    »Ch’tin.«
    »Was?«
    »So heißt er.«
    »Ch’tin?«
    »Hat sich wenigstens so angehört. Er hat irgend so ein komisches Geräusch zwischen Ober- und Unterkiefer rausgeknirschelt, das geklungen hat wie … wie … eben: wie ›Ch’tin‹.«
    »Na schön … An der ganzen Sache ist also Ch’tin schuld?«
    »Kannst du Gift drauf nehmen!« Hogshead wackelte so wild mit dem Kopf, als hätte er diese Prozedur bereits hinter sich.
    »Und du willst mir weismachen, daß die Pasteten, die wir gerade gegessen haben, von einem Pastetenbäcker gebacken wurden, der vor drei Minuten noch nichts anderes war als eine Ansammlung von Wörtern, die in Büchern gestanden haben, die über alle Welt verstreut waren?«
    »Genau«, sagte Hogshead.
    »… und jetzt ist er so wirklich wie du und ich …«
    »Ja.«
    »… und du hast ihn dir herbeigewünscht?«
    »Ja.«
    »… und jetzt haben wir noch zwei Wünsche frei …«
    »Ja.«
    »… und können uns herbeiwünschen, wen immer wir wollen …«
    »Ja.«
    »… jeden …?«
    »Ja.«
    »… und du glaubst wirklich, daß ich dir das abnehme?«
    »Ja.«
    »Hab

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