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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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das Ende der Welt zu führen, als sich über so etwas Banales wie die Erledigung von Druckaufträgen zu erkundigen.
    Gravur blickte von der hypnotisierenden herumwirbelnden Tusche auf, drehte sich um und blinzelte durch die an der Nasenspitze festgeklemmten zentimeterdicken Brillengläser hindurch. »Was ist? Ach, Pfarrer Schimpf! Sie haben mich ganz schön erschreckt.«
    »Ist meine Bestellung endlich fertig?« wiederholte der Pfarrer mit ein bißchen weniger Frömmigkeit und blickte mürrisch auf die riesigen Farbflecken, die auf dem Boden trockneten.
    »Nein, noch nicht ganz. Tut mir leid, aber ich hatte einen, nun, einen genialen Einfall und …«
    »Ach, so nennen Sie das also, ja?« grunzte Hochwürden Pfarrer Schimpf von der Harnischgemeinde mit noch weniger Frömmigkeit und ziemlich verärgert.
    »Na ja, mir ist dieses Mißgeschick passiert, und dabei ist … also eigentlich bin ich es gar nicht selbst gewesen, sondern …«, stammelte Gravur.
    »Das hört sich ganz nach dem Ansatz zu einer Entschuldigung an. Soll ich mich setzen, oder werden Sie sich kurz fassen?« murmelte Pfarrer Schimpf gereizt.
    Das nahm Gravur den Wind aus den Segeln.
    »Meine Güte, das war wirklich kurz!« knurrte Schimpf. »Jetzt frage ich Sie zum dritten Mal: Haben Sie meine Bestellung fertig?«
    »Nein«, gestand Gravur verlegen.
    »Herr Gravur, darf ich Sie höflich daran erinnern, daß Sie gerade mit Ihrem Leben spielen? Verzögerungen kann ich nicht hinnehmen …«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich zu langsam bin? Ich versichere ihnen, daß ich in meinem ganzen Leben noch keinen einzigen Grabstein zu spät geliefert habe! Gut, da gab es dieses Mausoleum, das drei Wochen zu spät ausgeliefert wurde, aber schließlich war es nicht meine Schuld, daß die Wagenachsen dafür zu schwach waren. Dabei habe ich denen von vornherein gesagt, daß das Ding viel zu schwer ist, aber auf mich wollte ja niemand hören …«
    »Also, wann wird meine Bestellung fertig sein?«
    »Ähm …« Gravur schielte zu der Ansammlung von Schieferbuchstaben, die aus den Überresten des Kettenhemdes hervorlugten, und zuckte mit den Achseln. »Zwei Wochen oder vierzehn Tage, so früh wie möglich jedenfalls«, grunzte er.
    »Ach, dann ist es längst zu spät«, schimpfte der Missionar der Harnischgemeinde, während er die Tage an den Fingern abzählte.
    »Für was ist es dann zu spät?« erkundigte sich Gravur.
    »Menschenskinder! Für wen muß die Frage lauten!«
    »Also gut, für wen dann?«
    »Für Dutzende, vielleicht Hunderte von verlorenen Seelen. Die heidnischen Nomaden vom Stamm der D’vanouinen«, antwortete Pfarrer Schimpf, und seine Augen schienen ihm fast überzugehen, während er verheißungsvoll in Richtung Süden starrte.
    »Ach, sind die gerade wieder hier in der Gegend?« keuchte Gravur angestrengt, während er wieder die Tusche wegzuwischen begann. »Ich hoffe nur, Sie werden diesen Leute keinen Schaden zufügen.«
    »Ich?« raunzte Pfarrer Schimpf und wirbelte wie ein Derwisch herum. »Wenn, dann fügen die ja wohl mir einen Schaden zu! Und zwar einen seelischen! Schließlich sind diese D’vanouinen Heiden, Ungläubige und ähm …« Er glättete sich das Haar und rang um Fassung. »Sobald diese Leute die fließende Übersetzung ins D’vanouinische gelesen haben, die Sie schon vor Wochen gedruckt haben sollten, werden diese Ungläubigen bekehrt sein. Und wenn nicht, dann gnade ihnen …« Bilder flammender Infernos schossen Schimpf durch den Kopf. »Ich werde in sieben Tagen wiederkommen, um dreihundert Ausgaben der Roten Neubekehrerschrift von Sankt Schmuddel dem Ungewaschenen, wie bestellt, abzuholen. Guten Abend!« Seine Hochwürden Pfarrer Gotthelf Schimpf wandte sich mit heiligem Zorn ab und steuerte schnurstracks auf die Tür zu.
    »In einer Woche? Es fehlen noch hundert Seiten, und das bei tausend Wörtern pro Seite …! Puuuh! Geben Sie mir wenigstens eine Chance … Sonst kann ich nicht garantieren, daß die Druckplatten fehlerfrei sein werden. Im D’vanouinschen gibt es derart viele Vokale, daß …«
    Aber seine Wörter erreichten die Ohren des Pfarrers nicht mehr, der sich bereits auf der anderen Seite der zugeknallten Eingangstür befand und schleunigst davoneilte.
    »Was soll’s?« murmelte Gravur. »Letztendlich muß er sich sowieso damit abfinden und es nehmen, wie es kommt.« Er stieß den Mop tief in die Tusche hinein und beobachtete, wie sich allmählich alles zu einem häßlich trüben Braun vermischte.
    Mißmutig

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