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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Bettlaken bekleideten Kriegern galoppierten auf Schlachtkamelen johlend in das Amphitheater hinein. Sie schwangen blinkende Entersäbel über den Köpfen und führten an dicken Stöcken befestigte Netze mit sich. Plötzlich schossen sie mit flatternden Netzen auf die Schafherde zu. Und bevor jemand reagieren konnte, fischten sich die D’vanouinen ihre Beute aus dem blökenden Wollknäuel und verschwanden mit Geschrei und unanständigen Geräuschen am weiten Horizont.
    Plötzlich schien es für die versammelte Menge überhaupt keine Kleinigkeit mehr zu sein, sich um den ersten Platz des Warzenschweinwettbewerbs zu streiten. Eine warme Brise himmlischer Freuden wehte durch die verödeten Kältesteppen von Pfarrer Schimpfs Herz. Während er die Sanddünen am Rande der Ghuppy-Wüste durchstreifte und auf Südrhyngill zu marschierte, kam er zu dem Schluß, einen höchst erfolgreichen Tag hinter sich gebracht zu haben. Ein ganzer Stamm war bekehrt worden, schwuppdiwupp, einfach so! Diese Nomaden mußten endlos verzweifelt gewesen sein. Tage wie dieser entlohnten einen für alle Mühen, unermüdlich Zufriedenheit und Freude zu verbreiten und das Wort zu verkünden.
    Im immer dichter werdenden Nebel der Selbstbeweihräucherung entging Hochwürden Pfarrer Gotthelf Schimpf völlig, daß gerade ein neunjähriges Mädchen in einem roten Nachthemd den Verschluß seines Rucksacks öffnete. Vorsichtig langte das Mädchen hinein, griff nach einem der Bücher und zog es mit einem verschlagenen Grinsen vorsichtig heraus.
    »… ich habe gesagt: ›Guten Tag‹«, wiederholte das Mädchen einen Augenblick später, während es vor ihm herumhüpfte.
    »Was ist? Ach so … ähm, guten Tag, meine Kleine«, murmelte Pfarrer Schimpf etwas abwesend. Auf einen drei Meter großen Teufel wie Nabob, der in einer winzigen Höhle in Mortropolis hockte, wirkte es sehr schockierend, als ›meine Kleine‹ bezeichnet zu werden, doch erholte er sich rasch davon. Er hatte nämlich viel zuviel Spaß. Die Bereitschaft dieses kleinen Mädchens, die von ihm unterschwellig gesandten Gedanken umzusetzen, war erstaunlich.
    »Was ist das hier für ein Wort, Onkel?« ließ er durch Alea verkünden, während sie das Buch in der rechten Hand hochhielt und willkürlich auf eins der Wörter zeigte.
    »Hä? Ähm, das ist, hmmm …«, stammelte Schimpf, wobei er sich redlich Mühe gab, die schnörkelige Schrift zu entziffern, die sich durch die gesamte d’vanouinische Ausgabe der Roten Neubekehrerschrift von Sankt Schmuddel dem Ungewaschenen zog.
    »… und was heißt das hier?« wollte Alea wissen, nachdem sie ein paar Seiten weitergeblättert hatte. »Und das hier? Oder kannst du das auch nicht lesen?«
    Schimpf schüttelte den Kopf und versuchte, Alea zu folgen, während sie ihn unaufhörlich mit Fragen bombardierte.
    »… und das hier? Spricht man das ›nnnnnnnnjeeyah‹ oder ›nnnannnjyahhahh‹ aus? Ich nehme nämlich an, daß dieser kleine Schnörkel da aus dem ›Nj‹ ein ›Njya‹ macht, hmmm?«
    »Was tust du da eigentlich?« erkundigte sich Schimpf etwas verwirrt.
    »Ich versuche, den Text zu entziffern, obwohl das ganz schön schwierig ist«, antwortete Alea. Dann legte sie wie ein Cockerspaniel, dem gerade ein besonders schönes Kunststück gelungen ist, den Kopf auf die Seite. Nabob lachte in sich hinein, als er diese kecke Geste als I-Tüpfelchen hinzufügte.
    »Also, das wundert mich nicht. Es handelt sich hierbei nämlich um eine wortgetreue Übersetzung in eine als ›D’vanouinisch‹ bezeichnete Sprache«, erklärte Schimpf, dem es offensichtlich immer noch schwerfiel, sich von dem angenehmen Gefühl des Erfolges zu trennen.
    »Hä? Und was genau ist das?«
    »Ach, das ist eine Fremdsprache, eine sehr schwierige dazu.« Dabei ließ Pfarrer Schimpf es erst einmal bewenden, ging ein paar Schritte weiter und zog sich in seine Gedankenwelt der Selbstbeweihräucherungen zurück.
    Doch gleich darauf waren kurze Schritte und das Rascheln von Seiten zu hören, und dann riß ihn Aleas Stimme erneut aus seinen wohltuenden Träumereien. »Also, wie spricht man dieses Wort denn nun aus?« hakte sie unnachgiebig nach und hüpfte vor ihm auf und ab. »Ich will es lesen.«
    »Also gut, dann guck mal, was ich hier habe. Versuch’s mal mit diesem Buch. Vielleicht findest du das leichter.« Daraufhin schnappte er sich Aleas Buch und legte sein eigenes Exemplar vertrauensvoll in ihre Hände. »Lies das und sei endlich still«, fügte er hinzu und ging dann

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