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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Bewußtlosigkeit fiel.
    »Ojemine!« seufzte Papst Uri. »Dieser Schlag auf den Kopf war doch schlimmer, als ich dachte. Er kann wohl nie wieder an Kreuzzügen teilnehmen, fürchte ich.«
    Und unter der immer noch schwingenden Hängematte spürte Xedoc, daß die letzten Worte des Papstes irgendwie das Ende einer ganz bestimmten Ära des AS markierten.
    Hätte Xedoc wirklich gewußt, welch weitreichende Konsequenzen dieser ›Schlag auf den Kopf‹ in allernächster Zukunft haben würde, dann hätte Xedoc vor Entsetzen längst Zeter und Mordio geschrien und wäre haareraufend das Talpa Gebirge hinaufgestürmt, um auf den nächstbesten Zug Lemminge aufzuspringen, der gerade zu einer Reise ohne Wiederkehr von der Bahnsteigkante 3b sprang.
     
    In all den Jahren, in denen sich Cranachan bereits durch das Talpa Gebirge schlängelte, hatte sich noch nie jemand die Mühe gemacht, sich einen Stapel Pergament, einen Theodoliten, detaillierte Höhenlinienkarten von Cranachans Undulationen und ein halbes Dutzend Federkiele zu nehmen, um ein Abwassersystem zu entwerfen. Seit Cranachans Bestehen haben Gelehrte dieses Phänomen wenigstens schon anderthalb Minuten lang diskutiert und sind zu dem Schluß gekommen, daß die Gründe dafür wahrscheinlich folgende sind: a) es gibt tatsächlich keine detaillierten Höhenlinienkarten von Cranachan, oder b) niemand ist sich dort sicher, was genau ein Theodolit ist, oder c) bislang hat noch niemand Lust gehabt, ein Abwassersystem zu entwerfen, da sich noch nie ein Cranachaner über das Nicht-Vorhandensein einer solcher Einrichtung beklagt hat. Nach dem Motto: Geh in die Kneipe, solange sie noch steht!
    Höchstwahrscheinlich traf Punkt c) am ehesten zu, da die Einstellung der meisten Cranachaner zur Müllbeseitigung so aussah, daß sie den Abfall einfach aus dem Fenster kippten und darauf warteten, daß er vom beinahe unaufhörlichen Nieselregen aus Nordosten die Straße hinuntergespült wurde.
    Hätte man sich die Mühe gemacht, sich einen Überblick von den gegenwärtigen Abfallbeseitigungsstrecken Cranachans zu verschaffen, dann hätte man festgestellt, daß der Müll, immer exakt dem Straßengefälle folgend, abwärts gespült wurde, bis er sich in der hintersten linken Ecke des Senkgrubenplatzes in einer Mulde sammelte, wo er über einen Felsvorsprung ins Tal hinabschwappte.
    Fast in unmittelbarer Nachbarschaft zu dieser Mulde sprühten die Funken. Über angestrengtes Ächzen und Stöhnen und dem Gluckern verfaulender Gemüseschalen hinweg schallten entsetzlich klappernde Metallgeräusche mit ohrenbetäubendem Lärm über den Platz. Eine schwitzende Silhouette schwang mit voller Wucht einen Hammer und teilte einen weiteren Hagel heftiger Schläge aus, dann zog sie das Schwert vom Amboß und tauchte es in einen Bottich Wasser. Zischender Dampf stieg auf und verflüchtigte sich zwischen den spinnwebenüberzogenen Dachbalken von ›Schlacke Schmidts Schmiedeladen‹. Für den Schmied vom Senkgrubenplatz war es ein ganz normaler Arbeitstag: Den Morgen hatte er in erster Linie mit heftigem Fluchen verbracht, da ein sechs Kilo schwerer Hammer auf seinem linken Daumennagel gelandet war; nachmittags hatte er einen Veitstanz um den Amboß herum aufgeführt, als ihm wieder einmal ein heißes Kohlestück auf die bereits versengten Zehen gefallen war; und die Mittagspause hatte er mit Verwünschungen von erstaunlicher Bandbreite verbracht, weil ihm wieder einmal ein saftiges Lammsteak auf dem Schmiedeofen verkohlt war.
    Wären Sie damals die vergilbten Seiten der Kleinanzeigen im Siegreichen Landboten mit dem Finger durchgegangen, hätten Sie von diesem alteingesessen Unternehmen erfahren. Unter all den um Aufmerksamkeit buhlenden Anzeigen erfahrener Gebrauchtpferdewagenhändler, die spezielle Finanzierungen für einspännige Fluchtwagen anboten (›Kaufen Sie jetzt! Zahlen Sie in bequemen Raubraten! Axel Bruchs Wagenladen‹), oder von maßgeschneiderten Mördern (›Ekhnaton, besser bekannt als ›Karl Brutal‹, die Nummer eins für Mord und Totschlag. Unter dem Kennwort ›Brutus‹ wird jeder Auftrag prompt erledigt!‹), gab es auch die Anzeige eines 24-Stunden-Kundendienstes für das Neubeschlagen von Pferden (›Hinkt das Pferd und geht’s auf Reisen, dann brauchen die Hufe neue Eisen. Schauen Sie in Schlacke Schmidts Schmiedeladen rein – Stützpunkthändler für Kaltblüter – Sachverständigengutachter bei Versicherungsschäden‹). ›Schlacke‹ Schmidt beherrschte nicht nur die

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