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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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den beiden die ganze Zeit hinterhergeschlichen war, stieg zusehends, denn nie zuvor war er in diesem Abschnitt der Abtei gewesen. Weiter vorne war das Knarren einer anderen Tür zu hören, und der Papst, der Mönch und Xedoc betraten einen großen Raum, der mit zwanzig bis dreißig Hängematten ausgestattet war, die zwischen den Säulen der Kreuzgänge hingen. In der hintersten Ecke des Raums gab es eine Hängematte, die von hellblauen Vorhängen umgeben war.
    Genau in diese Ecke schlurfte der Papst und verschwand zwischen den Vorhängen.
    Xedoc huschte auf die Rückseite, kroch unter den Vorhängen hindurch und hockte sich verstohlen unter die Hängematte.
    »Ojemine, das sieht ja furchtbar aus!« seufzte der Papst, als er die Person in der Hängematte sah und angewidert die vielen mit Katgut gesetzten Nähte begutachtete, durch die die Schädeldecke zusammengehalten wurde. »Welch ein häßlicher Kopf!«
    »Kein Grund, persönlich zu werden«, murmelte Pasterr.
    »Das ist ja fürchterlich. Womit ist er getroffen worden?«
    »Hab keine Ahnung«, begann der Mönch. »Aber bestimmt wird er sich eine ganze Weile nicht die Haare schneiden müssen.«
    »Zum Teufel mit diesen ketzerischen D’vanouinen! Kennen die denn gar keine Grenzen mehr? Zuerst die Schafe und jetzt … das hier!« ereiferte sich der Papst. »Hat jemand gesehen, wie das passiert ist?«
    »Ihr meint, abgesehen von den D’vanouinen? Keine Ahnung«, antwortete Pasterr mit gesenktem Blick, so daß sich kurz die Flamme einer Kerze auf seiner Tonsur widerspiegelte.
    »Was ist los? Na, dann frag gefälligst jemanden! Los, schnell!«
    »Ähm, wen soll ich denn fragen, Eure Heiligkeit?« hakte der Mönch mit resigniertem Achselzucken nach.
    Uri knurrte wütend, schlug die Vorhänge zurück und blickte auf die leeren Hängematten. »Du hast alle anderen Verwundeten entlassen, ohne sie zu befragen? Laß sie sofort zurückholen. Ich will Augenzeugenberichte hören!«
    »Wie gut kennt Ihr Euch denn mit spiritistischen Sitzungen aus, Eure Heiligkeit?«
    »Hä?«
    »Wenn Ihr Antworten von seinen Kameraden haben wollt, müßtet Ihr nämlich schon deren Geister herbeirufen.«
    Uri nahm die riesige Mitra ab und kratzte sich völlig verwirrt am Kopf. »Du meinst, die sind alle …?«
    »Ja. Mönchsgefreiter Knalli J’hadd ist der einzige, der zurückgekommen ist …«
    Uriter der Hängematte ertönte ein entsetzter Seufzer. Knalli J’hadd, der einzige Überlebende? Xedoc wußte alles über Knalli J’hadd. Schließlich verging kaum ein Tag, an dem nicht die neuesten Geschichten von seinen an Tolpatschigkeit nicht mehr zu überbietenden Heldentaten in den Kreuzgängen widerhallten und schallendes Gelächter hervorriefen.
    »Er war auf dem Rücken von diesem Vieh da drüben festgeschnallt«, beendete Pasterr seine Ausführungen und zeigte auf ein etwas verstört wirkendes Lama, das an einer Hängematte kaute. »Und es hatte das hier am Ohr hängen.« Der Mönchsmediziner reichte Uri ein kleines Pergamentschild.
    »›Ich glaube, der gehört euch‹«, las der Papst mit verdutzter Stimme vor und fügte kopfschüttelnd hinzu: »Du meine Güte, selbst die D’vanouinen wollen ihn nicht haben.«
    Plötzlich öffneten sich mit einem Schlag J’hadds Lider, und seine Pupillen drehten sich in den Augenhöhlen wie bei einem Goldfisch, der von einer Katze angegriffen wird. Doch er sah nicht die besorgten Gesichter, die sich über ihn beugten. Die Verbindung zwischen Augen und Gehirn spielte völlig verrückt und suchte etwas zum Festhalten, nach etwas zum Erkennen. In Sekundenschnelle stellte er fest, daß, wo immer die letzte Schlacht der Herdenkriege stattgefunden haben mochte, es mit Sicherheit nicht hier gewesen war.
    Vor seinem geistigen Auge tauchten erste Erinnerungsfetzen aus der jüngsten Vergangenheit auf; vor allem an eine Lampe, die ein Licht wie geschmolzenes Lava hatte und bedrohlich über ihm hin und her schwang. Mit verzweifelt geballten Fäusten versuchte er zu ergründen, was die D’vanouinen für ihn auf Lager hatten. Welche Greueltaten hatten sie ausgeheckt? Folter? Verhöre? Also, aus ihm bekämen sie nichts heraus! Nur Name, Rang, Kirchenliednummer und vielleicht den einen oder anderen besonders beleidigenden Psalm, falls er sich an einen erinnern konnte. Eigenartig, doch für einen Moment schien sowieso alles in weite Ferne gerückt zu sein. Egal! Aus ihm bekämen sie kein Sterbenswörtchen heraus.
    Auf der Stelle legte er das Gelübde ab, genau diesen

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