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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Kunst, innerhalb einer knappen Stunde ein Pferd mit vier Hufeisen zu beschlagen, darüber hinaus hatte er zu seiner eigenen Überraschung vor kurzem entdeckt, daß er das schönste zweihändige Salamanca-Schwert herstellte, das man diesseits der Ghuppy Wüste finden konnte. Es bedurfte schon einiger Kunstfertigkeit, die gebogene Klinge über zweitausendmal in Folge zu falten, um jene unvergleichlich feste Flexibilität und schwungvolle Schärfe zu erreichen, für die das Schwert bei der Crème de la crème der Mörderschar so bekannt und beliebt war. Und für Schlacke Schmidt war diese Kunstfertigkeit aus einer Notwendigkeit heraus geboren worden. Nämlich aus der Notwendigkeit, daß man ihm bei Nichteinhaltung der Lieferfristen noch heute abend oder spätestens morgen früh beim Spazieren durch die dunklen Gassen Cranachans gewaltsam die Milz herausschneiden würde. Da gut sechsundneunzig Prozent der Gassen eindeutig auf der Schattenseite lagen (und weil der Mann, der das letzte Salamanca-Schwert bestellt hatte, zufällig Ekhnaton der Mörder war), hatte Schlacke Schmidt das Schmieden von Schwertern bemerkenswert schnell erlernt.
    Er zog das Salamanca-Schwert aus dem Bottich, begutachtete mit Bewunderung die wellenförmige Klinge und grinste, trotz der schmerzenden Zehen. Mordsgefährlich, dachte er und strich liebevoll mit seinem gefühllosen Daumen über die gewellte Schneide des Schwertes.
    Plötzlich wurde unter dem Quietschen der Scharniere die Tür der Schmiede mit einem wütenden Schrei aufgetreten. Schlacke zuckte erschrocken zusammen, und unzählige Spinnen verkrochen sich in ihren Schlupflöchern, als eine schwarzgekleidete Gestalt aus dem Nieselregen hereintaumelte. Mit einem leisen Wimmern steckte sich Schlacke Schmidt den kohlschwarzen Daumen, mit dem er gerade über die Klinge gefahren war, in den Mund und sog an der frisch zugefügten Schnittwunde.
    Der Eindringling knurrte gereizt, während er sich durch ein Gewirr aus Seilen und Flaschenzügen hindurchschlängelte. Schlacke zitterte am ganzen Körper; der Mörder war gekommen, um das Schwert abzuholen. Mit einem militärischem Klacken der Absätze blieb der Fremde völlig durchnäßt vor dem gewaltigen Amboß stehen und zischte: »Nieselregen! Ich hasse dieses Wetter! Meine ganze Rüstung geht dabei in den Eimer!«
    Der Schmied musterte den Fremden von oben bis unten.
    Sicher, es war sehr dunkel gewesen, als ihn Ekhnaton vor ein paar Tagen unten am Elendsplatz mit diesem Auftrag ›überfallen‹ hatte, doch Schlacke Schmidt wußte auch, daß der Berufsmörder in seiner Erinnerung doch ein ganzes Stück größer gewesen war als dieser Fremde. Darüber hinaus hatte Ekhnaton einen langen Pferdeschwanz getragen.
    »… und schauen Sie mal, was der Regen mit der Scheide angerichtet hat!« knurrte der Eindringling mit einer Stimme, die selbst den Amboß zum Rasseln brachte. »Ich werde eine ganze Nacht aufbleiben müssen, um meine Waffen einzufetten!« grunzte er und schüttelte ganze Wasserfontänen von seiner mattschwarzen Lederrüstung.
    »Ich führe übrigens ein großes Sortiment an wasserdichten Scheiden in verschiedenen Größen und Farben, mein Herr«, bot ihm der Schmied an, der ein gutes Geschäft durch das verfilzte Haar witterte, mit dem die untere Hälfte seines Gesichtes dicht bewachsen war. Aus irgendeinem Grund mußte der Fremde ja hier hereingekommen sein, warum sollte man also nicht versuchen, ihm etwas Geld abzuknöpfen, solange er hier verweilte?
    »In verschiedenen Größen und Farben? Was soll ich denn mit bunten Scheiden anfangen, hä?« blaffte ihn der Fremde mit einer Stimme an, die das Geräusch eines kalbenden Gletschers zu einem engelhaften Säuseln degradiert hätte, und trat in einen Lichtkegel.
    »Nun ja, bunte Scheiden sind der letzte Schrei und …«, begann Schlacke Schmidt, hielt aber inne, als sein Gegenüber bedrohlich die Lippen schürzte. Die rußigen Schweißschichten, die die gewaltigen Schultern des Schmieds bedeckten, wurden erschreckend kalt. »Oh, ich habe Sie gar nicht erkannt, Herr Kommandant.« Schlacke Schmidt erstarrte zur Salzsäule, als er ›Rabe‹ Achonite erkannte, den Kommandanten der Schwarzen Garde von Cranachan.
    Erstaunlicherweise sprang ihm Achonite nicht an die Gurgel und beließ es bei einem angewiderten Grollen von seismologischer Dimension, womit Schlackes Entschuldigung akzeptiert war. Niemand hatte die leiseste Ahnung, wie eine Kehle zu solch tektonischen Lautbildungen in der Lage sein

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