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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Kleiderbügel nicht unähnlich war.
    Eines war dem Bücherwurm nicht so ganz klar: Seine Bauchschmerzen und seine Traumgesichte waren erst der Anfang. Der Moment, da die Masse der freigesetzten Wörter eine so hohe Dichte erreicht hätte, daß der kritische Punkt einträte, näherte sich mit Riesenschritten.
    Und dieses Ereignis sollte im Buch der Geschichte ein neues Kapitel aufschlagen.
    Dieses Ereignis sollte die Grundfesten der Realität erschüttern.
    Dieses Ereignis sollte für alle, die davon betroffen waren, ein ganz neues, beispielloses Erlebnis bedeuten.
     
    König Klayth saß in seinem Empfangszimmer. Bekleidet war er, wie immer zu dieser frühen Stunde, mit seinem schlechtsitzenden, dafür aber ungemein gemütlichen Morgenmantel. Und der war (›zwangsläufig‹ möchte man beinahe sagen – schließlich hielt der König damit den nobelsten Brauch, den sein verschollener Vater begründet hatte, in Ehren) – der war schwarz. Neben ihm stand das Tablett mit dem Frühstücksgeschirr; er nippte vorsichtig an einer Tasse mit dampfendem Tee.
    »Sire, mich verlangt an diesem herrlichen Morgen aufs sehnlichste nach Eurer königlichen Gesellschaft. Erlaubt Ihr mir, einzutreten und das Wort an Euch zu richten?« adressierte Swinehunt den König mit der altehrwürdigen Grußformel und trat ein, ohne erst lange auf eine Antwort zu warten.
    »Nein. Erlaube ich nicht!«
    »Sire?«
    »Ich sitze noch beim Frühstück.«
    »Aber Ihr sitzt in Eurem Empfangszimmer, Sire! Weswegen auch jedermann gestattet ist, von Euch Gehör zu erbitten. Säßet Ihr in Euren Privatgemächern – ich hätte nicht gewagt, auch nur daran zu denken, eintreten zu wollen. Es wäre ein undenklicher …«
    »Schon gut, schon gut, schon gut! Was wollt Ihr?« fragte Klayth gereizt.
    »Sire«, sagte Swinehunt mit geheuchelter Fröhlichkeit, »ein prächtiger Morgen heute morgen! Ich habe mir erlaubt, die Pferde zu satteln. Darf ich mir des weiteren noch erlauben, Königliche Hoheit darauf hinzuweisen, daß es uns ein morgendlicher Ausritt, ein längerer Jagdausflug, ganz erheblich erleichtern würde, den Zehnten – äh, verzeiht! Ein dummer Versprecher, äh – erleichtern würde, die, äh, equestrischen Fähigkeiten, wie sie gerade für einen Herrscher von so, so – zent… zentraler Wichtigkeit, hatte ich sagen wollen – äh, sind, in geeigneter Weise zu üben.« Nervös rieb er sich die behandschuhten Hände und schluckte aufgeregt. »Und, und … Und mit Juhei! und Joho! durch den grünen Tann, damit der Fuhrknecht endlich anspannen ka… äh … Pardon, Sire! Es ist ein Kreuz mit diesen Volksliedern, klingt eins wie’s andere … äh Tann, Tann … Da fängt doch der Tag gleich ganz anders an, nicht wahr, Hoheit, halten zu Gnaden, mein König, Halali, Majestät!« Er rang sich ein gequältes Grinsen ab.
    Der König nippte schweigend an seinem Tee.
    »Die Pferde stehen bereit, Sire! Auf, auf zum fröhlichen Jagen, wie man so sagt, Sire. Sonst wird es noch zu spät sein, die schönste Zeit des Tages dahin!« Swinehunt sah besorgt aus dem Fenster.
    Der schwarze Morgenrock knarzte leise, der König nahm einen weiteren Schluck.
    »Es schickt sich für eine Person von allerhöchstem Stand, Sire, für jemanden, wie Ihr es seid, Sire, höchste Meisterschaft in den Künsten des hochnoblen Amüsements zu erwerben und zu erhalten, Sire!«
    »Mir ist nicht danach. Laßt mich allein.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens trat auf das Gesicht des Erzkanzlers. Kurz nur – er unterdrückte ihn umgehend.
    »Aber, Eure Sireschaft, es ist wichtig! Es geht um Leben und Tod, äh, ich meine, solltet Ihr einmal in eine Situation geraten, in der es um Leben und Tod geht – es ist nur zu Eurem Besten, wenn ihr dann fest im Sattel sitzt!«
    Swinehunts Stimme klang jetzt fast quängelig. Kläglich, winselig beinahe.
    »Es ist noch viel zu früh.«
    »Aber, durchlauchteste Hoheit, ich – will sagen, die Pferde – sie werden enttäuscht sein, wenn …«
    Swinehunt fing an, linkisch an den Knöpfen seiner Jacke herumzufummeln. Es war nicht zu übersehen: er war aus dem Tritt geraten. Klayth kam ein leiser Verdacht, er war neugierig geworden.
    »Also das – das wollen wir aber ganz bestimmt nicht! Unsere prächtigen Zossen aufregen! Das doch auf keinen Fall, hab ich recht, Swinehunt?«
    Swinehunt blickte auf – ein Stein schien ihm vom Herzen zu fallen, die steil hochgezogenen Schultern senkten sich um einige Zentimeter.
    »Bestimmt nicht, Sire. Absolut nicht. Darf ich

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