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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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oberen Stockwerke des königlichen Flügels des Reichpalastes spielte Schyrling, der Schwarze Giftnickel, noch einmal durch, wie er die schlimmste Nachricht, die er jemals hatte überbringen müssen, präsentieren wollte.
    »Sire«, murmelte er still für sich. »Ich bringe Euch Nachricht vom aktuellen Stand der Nachforschung nach dem Verbleib Eures Sohnes, ähm, Klayth. Ahmm. Nach achtzehnstündiger eingehender und minutiös durchgeführter Ermittlung und Untersuchung darf ich jetzt zuverlässig melden, daß wir … absolut keine Ahnung haben! Außerdem sind – aber das nur nebenbei – die, äh, Gefangenen entflohen.« Aus irgendeinem Grund aber wollte er nicht so recht daran glauben, daß es auf diese Art klappen konnte. Vielleicht war es doch ratsamer, stärker auf das Positive abzustellen. Hmmmm.
    »Eure Allerhöchste Hoheit, Sire«, flüsterte er gegen das Echo seiner laut stampfenden Schritte an. »Nachdem wir unsere Ermittlungsbemühungen nach dem Verbleib der entflohenen Strafgefangenen weiter verstärkt und eine gründliche Langzeitrecherche, welche auch die Verifizierung aller in mehreren tausend Zimmern erhobenen Daten einschließt, äh, durchgeführt haben, können wir jetzt definitiv und ohne jeden Zweifel ausschließen, daß sich Euer Sohn in einem dieser Zimmer aufhält und … Graah!«
    Es blieb wohl doch nur eine einzige Möglichkeit.
    Vor der Tür zu den königlichen Gemächern zog Schyrling sein Schwert aus der Scheide, faßte es mit seiner panzerhandschuhbewehrten Hand an der Klinge, klopfte und trat ein. Er kniete nieder und überreichte zum Zeichen des Eingeständnisses seiner Niederlage das Schwert.
    »Sire«, begann er seine Erklärung und hielt den Blick zu Boden gerichtet. »Da sich mein Kopf bei der Ermittlung des Verbleibs Eures Sohnes als absolut unbrauchbar erwiesen hat, erlaube ich Euch vorzuschlagen, ihn nutzbringender zu verwenden: als Königlichen Türstopper. Sire, ich danke ab.«
    Stille. Eisiges, lastendes Schweigen.
    »Sire …?«
    Keine Antwort.
    »Sire, ich habe mich frohen Herzens für diesen Schritt entschieden. Ich flehe Euch an, laßt nicht zu, daß meine Qual noch länger währt.«
    Stille.
    »Sire?« Schyrling blickte auf. Das Zimmer war verwaist. Weit und breit nichts, das auch nur annähernd königlich gewesen wäre. Er stand auf, steckte hastig das Schwert in die Scheide und sah sich um.
    »Sire? Huhu? Ich bin’s, Schyrling!«
    Da sah er das umgestürzte Tablett, das auf den Neunaugenresten lag; sah das offene Fenster, den ans Fenster gerückten Stuhl und die aufschlußreichen Stiefelspuren auf dem Fensterbrett.
    »Ouuuh«, stöhnte er leise.
    Immer deutlicher zeigte sich, daß heute wieder einmal einer von diesen Tagen war.
     
    Während Merlot erstaunlich ortskundig durch die labyrinthischen Irrgänge flitzte und sauste, hatte Hogshead mit dem zunehmend agiler werdenden Inhalt seiner Tasche zu kämpfen – das Ding fuhrwerkte wie ein Pantomime, der mit einem Luftballon gegen einen imaginären Hurrikan ankämpfte. Bei jedem Richtungswechsel, bei jedem Schritt und jeder Drehung bewegte sich der Bücherwurm in eine etwas andere Richtung. Hogshead mußte ihn dann zurückzerren und schubsen, mußte die dickköpfige Chrysalide immer wieder aufs neue zurechtrücken. Allmählich wurde er es leid. Aber dann fiel ihm schließlich auf, daß der Wurm unverändert mit aller Kraft in ein und dieselbe Richtung strebte, ganz gleich, ob eine Wand oder ein anderes Hindernis im Weg stand.
    Es war, als funktioniere Ch’tin (oder irgend etwas in Ch’tin) wie ein Kompaß.
    Oder eher wie ein Antikompaß. Hogshead arbeitete gegen die Kraft eines Rückstoßes an. Und dabei fiel es ihm zunehmend schwerer zu laufen. Nicht nur deshalb, weil seine Tasche immer schwerer wurde – sie sprühte jetzt blaue Funken, die ihm über die Finger wirbelten und elektrische Schläge versetzten. Es fühlte sich an, als würde ihm ein thaumarer Schulmeister mit dem Lineal auf die Griffel klopfen.
    »Merlot!« schrie er. »Was ist das?«
    »Hör auf zu quengeln!« war alles, was er zu hören bekam.
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Ach ja, und sag mir, wenn du es nicht mehr hochhalten kannst – ich meine ihn, äh, das Buch! Es ist nicht mehr weit.«
    »Was ist nicht mehr weit?« Firkin keuchte. »Wohin rennen wir eigentlich?«
    »Fragen, Fragen!« knurrte Merlot, bog plötzlich links ab und rannte eine steinere Wendeltreppe hinauf.
    »Sehr richtig: Fragen!« fauchte Firkin. »Und wie wär’s mit

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