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Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum

Titel: Firkin 3: Das Wurmloch ins Biblioversum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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war das jetzt bestimmt her, daß er es zum letzten Mal gehört hatte. Das waren Dings, äh … na! Es lag ihm auf der Zunge … es waren, es waren … Schritte! Ganz genau: Schritte! Und sie kamen hierher!
    Viel zu früh! Es traf ihn wie ein Schock.
    Das Schrittgeräusch einer zielbewußt marschierenden Dreiergruppe näherte sich der Kapellentür, laut hallten die Absätze auf dem kalten Steinboden. Hochehrwürden Patheter befürchtete das Schlimmste. Er räumte die drei noch nicht geputzten Kerzenständer von den Kirchenbänken und verstaute sie hinter dem noch nie benutzten Taufbecken. Dann wischte er sich die Hände ab und wartete im Seitenschiff auf das königliche Klopfen. Erst in dem Augenblick, als mit militärischer Präzision die Schritte vor der Tür anhielten, fiel ihm auf, daß er noch die alte mottenzerfressene Unterhose in der Hand hielt. Er unterdrückte einen entsetzten Aufschrei, warf den Fetzen in die Ecke und quälte sich ein verängstigtes, einfältiges Grinsen ab. Langsam öffnete sich die Tür, und drei Herren in langen purpurfarbenen Talaren standen vor ihm.
    Hochehrwürden Patheter blickte die Fremden verwundert an, zögerte kurz und verneigte sich dann tief und schwungvoll.
    »Mein König! Im Namen des Heiligen Absentius …«
    So ganz entsprach das Erscheinungsbild der Zentralfigur der Gruppe allerdings nicht dem Bild des Königs, wie er es in Erinnerung hatte. Erheblich weniger Schnurrbart vor allem … Aber immerhin, es lag jetzt zwei Jahre zurück, daß er den König gesehen hatte, und in zwei Jahren konnte viel geschehen sein: ein Friseurbesuch etwa, vielleicht sogar die Inthronisation eines neuen Königs … Neuigkeiten kamen hier unten nie an. Und üblicherweise auch keine Menschen. Das war eines der vielen Dinge, um die Hochehrwürden Patheter immerfort betete: Er hätte so gerne eine Kirchengemeinde gehabt, auch wenn es nur ein oder zwei Schäfchen gewesen wären, die er von Zeit zu Zeit um sich hätte versammeln können!
    »… des Abgeschriebenen möchte ich Euch die Hand reichen zum Willkommensgru…«
    »Ähemmm!« hüstelte der in Purpur gekleidete große Fremde. »Nicht nötig …«
    Hochehrwürden Patheter, der sich immer noch tief verneigte, blickte jetzt auf: »Hä? Aber ich heiße Euch doch immer auf diese Weise willkommen?«
    »Das kann nicht sein.«
    »Doch! Ihr tretet ein, und ich sage: Mein König! Im Namen des …«
    »Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben hier«, sagte der große Fremde. Er grinste und flüsterte seinen Begleitern lautlos ›Ein Klacks!‹ zu.
    »Aah! Ich verstehe! Wenn das so ist, dann eben: Mein neuer König! Im Nam …«
    »So erhebt Euch doch, Hochehrwürden. Nein, Ihr müßt mir nicht die Füße küssen! Es scheint hier eine Verwechslung vorzuliegen. Ich habe nicht beziehungsweise hatte noch nie – falls zutreffen sollte, was Ihr hinsichtlich Wiedergeburt und Seelenwanderung behauptet – auch nur einen Tropfen königlichen Blutes in meinen Adern.«
    »Aber was wollt Ihr dann hier? Ihr seid doch nicht etwa gekommen, um mich zu besuchen?« stotterte Hochehrwürden. Die Haut um den Kragen leuchtete zartrosa, er hörte auf, Bharkleed die Stiefel blank zu putzen.
    Seine Eminenz nickte. So sanftmütig, wie nur jemand mit jahrelanger Übung nicken konnte.
    »Nein, wirklich? Welch ein Tag! Besucher!« Hochehrwürden war hingerissen. »Nachdem doch auch der König jede Minute hier sein wird!«
    »Ach, tatsächlich? Das ist aber interessant. Ha! Was sagt man denn dazu, Jungs? Der König! Kommt hierher!«
    Und schon hatte Bharkleed – so aalglatt und fix, wie das nur ein hochrangiger Jünger der Gemeinschaft der Scheinheiligen vermag – Hochehrwürden Patheter III. den Arm um die Schulter gelegt, wandelte mit ihm durch das Seitenschiff und flüsterte ihm zu: »Ganz unter uns Männern von geistlichem Stande: Könntet Ihr uns in diesem Fall nicht ein wenig bei unserer Mission unter die Arme greifen? Ich meine, da Ihr das Vertrauen des Königs genießt …«
    Seine Emolienz, S.H.A. Wenzl der Maßlos Gesalbte, blickte auf, sah Seine Spektabilität, Flaezz den Höchstpostamentierten, an und grinste. Es war eine Freude, einem echten Profi bei der Arbeit zuzusehen. Wenn der Gesichtsausdruck von Hochehrwürden nicht täuschte, dann konnte es nicht mehr lange dauern, bis eine nicht geplante Audienz bei einem nichtsahnenden König arrangiert war. Pech für den König …
     
    Der Lärm im Saal nahm immer mehr zu.
    Aus allen Bereichen der Kapiteldimension waren

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