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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Kontrollgang gemacht, mit Handys und Notizheften bewaffnet, um alles Verdächtige festzuhalten.
    Doch in der Nacht hatte sich der Horror Bahn gebrochen.
    »Wie kann man bloß so was machen«, sagt Repetti. »Igel sind doch so lieb.«
    »SO-WAS-VON-NIEDLICH«, sagt Mazinga.
    »Hör zu, Repetti, Schluss jetzt mit den Märchen«, sagt Baldato. »Du hast diese Geschichte mit der rentnerfeindlichen Gang aus dem Ärmel gezogen, und jetzt ist klar, dass du nicht nur so dahergeredet hast. Du weißt doch irgendwas.«
    »Nein, Jungs, ich schwör’s, das war einfach so ins Blaue hinein gesagt! Neulich Abend habe ich ferngesehen, es war schon spät, aber ich konnte nicht schlafen. Ich hatte eine Peperonata gegessen, wisst ihr, die verträgt mein Magen nicht.«
    »MEINER-AUCH-NICHT.«
    »Und … na ja, im Fernsehen kam ein Bericht über diese Gangs von Wahnsinnigen in Russland. Jugendliche, die sich mit Einwanderern und anderen Leuten anlegen und dabei extrem brutal sind. Sie bringen Leute um, schneiden ihnen die Kehle durch und filmen sich dabei. Danach habe ich Gott sei Dank ein bisschen geschlafen, aber nicht gut, ich habe geträumt, dass mich ihre Fratzen anstarren und sie mich auslachen und angreifen. Und als am nächsten Tag dieser Journalist kam und wissen wollte, welche Gefahren es hier in Muglione gibt, da hatte ich immer noch diese Bilder im Kopf und hab das einfach so gesagt. Das ist alles. Ehrenwort.«
    Die Wächter denken kurz nach. Repettis Schilderung klingt plausibel. Alle kennen die verheerende Wirkung einer Peperonata auf die Verdauung. Sie dachten wirklich, sie würden ihr Dorf kennen, aber nach diesem Blutbad wissen sie gar nicht mehr, wo sie hier eigentlich sind.
    »Jungs, ich sag es noch einmal«, meldet sich Baldato wieder zu Wort. »Wir müssen uns irgendwie wappnen. Mal angenommen, wir wären gestern Abend rausgegangen und diesen Kerlen begegnet. Was hätten wir mit unseren Notizheften gemacht? Aufgeschrieben, wie viele Messerstiche sie uns versetzen?«
    »ICH-HABE-EINE-DOPPELBÜCHSE-FÜRS-TAUBENSCHIESSEN.«
    »Mal langsam, Mazinga, wir wollen nicht gleich übertreiben!«, sagt Divo. »Keine Waffen, Jungs, sonst werden wir am Ende noch selbst abgeknallt wie die Tauben.«
    »Gut, Divo, einverstanden«, sagt Baldato. »Wir verlangen ja auch gar keine Waffen, aber es muss doch einen Mittelweg geben zwischen einem Gewehr und einem Notizheft, oder nicht? Ich zum Beispiel würde mich schon mit einem Stock in der Hand sehr viel sicherer fühlen. Ein Stock ist schließlich keine Waffe, wir können immer sagen, wir brauchen ihn als Gehhilfe. Wir sind alt, wir gehen am Stock, was ist daran schlimm? Wir haben ein Recht auf den Stock.«
    Dabei schwenkt Baldato einen imaginären Gehstock in der Luft und schiebt den Unterkiefer vor, und sein Grinsen hat mit dem netten Opa, der dir zehn Euro schenkt, rein gar nichts zu tun. Dieser Opa zieht dir höchstens seinen Stock über den Schädel, und dann gute Nacht.

WAS WISSEN SCHON DIE SIEGER?
    Sonntag, 9.30 Uhr, Rottofreno (Piacenza).
    Das heutige Radrennen ist wirklich wichtig. Roberto hat eine andere Region gewählt, um zu sehen, ob Mirko diesem Stress gewachsen ist, und um seinen Namen auch außerhalb der Toskana bekannt zu machen. Und obwohl alles eingestellt und geprüft wurde, will Roberto selbst noch einen letzten Blick auf die Räder werfen. Nicht dass er dem Mechaniker misstraut, es ist eher ein Vorwand, um zwischen Radgestell und Felgen zu hantieren und den Gummigeruch der Mäntel einzuatmen.
    Es kommt schon mal vor, dass ein nicht mehr ganz junger Fan diese Situation ausnutzt und mit einem Sammelbild ankommt aus der Zeit, als Roberto selbst noch Rennen fuhr. Der Fan holt sich ein Autogramm, steckt das Sammelbild zurück in eine Klarsichthülle, schüttelt Roberto die Hand und verschwindet wieder. Heute ist das noch nicht passiert, aber es kommt schon mal vor.
    Treffpunkt war um fünf Uhr vor dem Vereinslokal, Roberto fuhr das Begleitfahrzeug, Sirio den Kleinbus mit den Jungs, und dann war da noch ein Vater, der unbedingt mitkommen wollte. Doch Robertos Regeln sind unumstößlich: Keine Väter im Tross . Der Typ hat ein bisschen gemault, sich dann aber umgedreht und ist gegangen.
    Väter sind wirklich das Schlimmste, und Roberto hat im Laufe der Jahre einiges erlebt: Väter, die ihre Söhne über ein mitgebrachtes Megafon beschimpfen, ihnen nach einer Niederlage das Abendessen streichen oder eine ganze Woche lang nicht mit ihnen sprechen, wenn sie schlecht

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