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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Lust bekomme, die Treppe runterzuspringen.
    Und wie immer, wenn es mir so richtig gut geht, spielt mir mein Gehirn The Boys Are Back in Town von Thin Lizzy ein. Ich trete auf die Straße und singe den Song zu Ende.
     
    The jukebox in the corner blasting out my favourite song
    The nights are getting warmer, it won’t be long
    Won’t be long till summer comes
    Now that the boys are here again
    Ich singe vor mich hin und gehe zügig. Ich schaue mich nach allen Seiten um und lächle, auch wenn niemand da ist, der sich von diesem Lächeln angesprochen fühlen könnte.
    Dann piept mein Handy noch mal oder vielmehr zweimal. Jetzt sind es schon vier SMS, die ich alle noch nicht gelesen habe.
    Ja, denn der beste Teil des Abends ist zwar vorbei, aber die Nacht ist noch lange nicht zu Ende.

TOD EINES IGELS
    Ich bin jetzt schon fünfundzwanzig Minuten unterwegs, die Füße tun mir weh, ich habe Hunger und Durst, und dieses verdammte Postamt ist immer noch nicht in Sicht.
    Das Postamt ist mein Ziel, weil es so in den SMS steht. Drei habe ich von Giuliano bekommen:
     
    Hey, wir bleiben nicht im Excalibur. Die machen ein Billardturnier, das nervt. (21:16)
     
    Wir sind im Auto. Antwortest du oder was? Bist du bei dieser geilen Tussi? Ich glaubs nicht. (21:17)
     
    Wir fahren zur Post. Stefanino glaubt nicht, dass du sie bumst, weil du nämlich schwul bist. (22:34)
    Und eine von Stefanino:
     
    Stimmt nicht, das hab nicht ich gesagt, Giuliano wars. (22:35)
    Ich antworte erst jetzt. Ich geh die Straße mit dem Gym Center Club lang und tippe die Nachricht ein, ohne auf die Tasten zu schauen. Eine Minute später kommt die Antwort.
     
    Wir sind bei der Post. Beeil dich! (23:15)
    Ich gehe schneller, grinse vor mich hin. Heute Abend bin ich gut drauf, und so ein nächtlicher Spaziergang ist eigentlich was Schönes. Wenn man sich einen Ort nachts anschaut, versteht man ihn besser, im Dunkeln sieht man einfach klarer: die Häuser, die ungemütlich über die Ebene verstreut liegen, die nach Bauarbeiten notdürftig wieder instand gesetzten Straßen, die Müllcontainer, die am Boden angekettet sind seit jenem Sommer vor zwei Jahren, als es plötzlich hip war, damit vom Colle del Cinghiale runterzudonnern: ein Müllcontainerrennen.
    Eine lächerliche Sportart, könnte man meinen, aber es war wahnsinnig aufregend, das mitzuerleben. Es gab immer eine Menge Zuschauer. Dann passierte der tödliche Unfall von Mario Gavazzi, genannt der Blitz, und jetzt sind in Muglione die Container angekettet.
    Als ich jetzt an ihnen vorbeigehe, muss ich lachen. In einem Dorf zu leben, wo die Container angekettet werden müssen, ist auch nicht ohne. Jedenfalls erscheint mir Muglione in dieser Nacht etwas weniger elend als sonst. Heute ist eine schöne Nacht.
    Ich bin zufrieden mit diesem Abend, mit allem, was wir einander erzählt haben, aber vor allem finde ich es klasse, dass Tiziana das mit der verbundenen Hand auch machen will, nachdem sie die Geschichte über meine Freundin gehört hat.
    Ich sage weiterhin »meine Freundin«, auch wenn das nicht stimmt, denn in Wirklichkeit hatte sich meine Mutter die Hand verbunden. Nur dass das in meinen Ohren bescheuert klingt, und wenn ich an den Altersunterschied zwischen mir und Tiziana denke, hätte es mir nicht gefallen, Tiziana sagen zu hören Ich will es so machen wie deine Mutter .
    Vor dem Postamt ist kein Mensch. Neben diesem grauen Kasten fällt jeder sofort ins Auge, aber weit und breit ist niemand zu sehen.
    Oder doch, Moment, an der Ecke neben dem Eingang ist ein dunkler Fleck, der an der Mauer beginnt und sich über den Gehsteig bis zur Straße hinzieht. Er ist direkt unter der Straßenlaterne und glänzt und sieht aus wie etwas Lebendiges, das langsam vorwärtskriecht.
    Ich geh näher ran, und was ich sehe, macht durchaus Eindruck. Vielleicht wegen der Dunkelheit, vielleicht auch weil es ein großer roter Fleck ist und nach Blut riecht. In der Mitte erkenne ich etwas Rundes, Stacheliges, Blutüberströmtes. Ich kapiere nicht sofort, was es ist, aber es ist mit Sicherheit tot.
    Ich weiß, dass diese Blödmänner Giuliano und Stefano hier waren, wegen der Geschichte mit der Anti-Senioren-Gang, und dass sie Blut dabeihatten. Aber bei dem widerlichen Anblick hier krieg ich trotzdem ein bisschen Angst. Vielleicht hat die Bürgerwehr die beiden entdeckt, als sie die Mauer beschmierten, und sie gelyncht. Oder die echte Anti-Senioren-Gang hat sie erwischt und kaltgemacht, obwohl sie gar keine Senioren

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