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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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Colonna hier rauf, er will der Steigung an die Gurgel wie ein wildes Tier, das sein Opfer zerfleischt.
    Er greift mit der Hand zwischen die Beine, um den härtesten Gang einzulegen. Dieses Fahrrad ist sechstausend Jahre alt, es wiegt so viel wie ein Eisentor und hat die Gangschaltung unten am Rahmen. Signor Roberto ist damit gefahren, als er so alt war wie Mirko, jetzt hat er es ihm für den Alltagsgebrauch gegeben. Wenn Mirko sich daran gewöhnt, sagt er, wird er glauben, er fliegt, wenn er auf das Carbon-Rennrad steigt. Gino Bartali hatte es genauso gemacht, er trainierte die Steigungen mit einem Rucksack voller Ziegelsteine, so dass er dann bei den Rennen – ohne die Steine auf dem Rücken – wie eine Feder hinaufflog.
    Bartali ist vor einer Million Jahren Radrennen gefahren, dann hat er aufgehört, und inzwischen ist er sogar gestorben. Aber für die Leute hier in der Gegend sitzt Bartali immer noch im Sattel. Sie nannten ihn den Mann aus Eisen, weil er weder Kälte noch Wärme spürte und weder Hunger noch Durst kannte. Bartali hängte den Rest des Felds derart ab, dass er manchmal, wenn der Zweite eintraf, schon geduscht hatte und das Rennen im Bademantel verfolgte. Mirko ist in der Provinz Florenz Rennen gefahren, wo Fans Schilder hochgehalten haben mit Sprüchen wie BARTALI, BRING UNS DEN SIEG. Und manchmal, während er allein vor sich hin und auf das Ziel zu fuhr, kam ihm der Gedanke, dass Bartali gleich aus dem Nichts auftauchen und ihn mit einem überwältigenden Sprint links liegen lassen könnte. So etwas wäre vom heutigen Tag an völlig ausgeschlossen. Mirko tut es um Gino Bartali leid, aber von heute an würde er niemanden neben sich dulden.
    Endlich kommen die ersten Serpentinen des San Cataldo, die einem sofort die Beine weghauen. Mirko schaltet runter, zieht durch eine Kurve und hat zwei Amateure vor sich, die mitten auf dem Weg auf ihren Rädern keuchen und taumeln. Und da passiert wieder etwas Neues, Merkwürdiges, das ihm Signor Roberto schon seit Ewigkeiten predigt: Wenn du siehst, dass deine Gegner Schwierigkeiten haben, ist das deine Chance, Mirko. Du musst sein wie der Hai, der Blut gerochen hat. Du musst den Hunger spüren, das Wasser muss dir im Mund zusammenlaufen, verstanden?
    Nein, bis heute hatte Mirko das nicht verstanden. Aber jetzt, verdammt, jetzt spürt er das Prickeln in den Beinen, und mit einem schiefen Grinsen im Gesicht behält er seine Beute im Blick. Im Nu ist er bei ihnen, bleibt einen Augenblick auf gleicher Höhe, um den Moment auszukosten, erhebt sich aus dem Sattel und startet durch, dass die beiden wie angenagelt auf dem Asphalt zurückbleiben.
    Gianni und ich sind einmal den San Cataldo hochgefahren, und plötzlich ist Mirko Colonna höchstpersönlich an uns vorbeigezogen, in normaler Kleidung und mit einem ganz normalen Fahrrad , werden die beiden eines Tages stolz erzählen. Ja, Ehrenwort, er ist abgezischt wie ein Motorrad .
    Genau, wie ein Motorrad. Die Leute denken nämlich, der Unterschied zwischen einem Fahrrad und einem Motorrad bestehe darin, dass das Fahrrad keinen Motor hat, aber Mirko weiß jetzt, dass das Quatsch ist: Das Fahrrad hat einen Motor, und der bist du. Dein Herz pumpt das Blut in den Kreislauf, die Beine kurbeln schnell, die Kette schwingt zwischen Ritzel und Kettenblatt, die Speichen drehen sich sanft und gleichmäßig. Lauter kraftvolle, runde Bewegungen, die ineinandergreifen und zusammenspielen, um zu einer starken, schnellen und lautlosen Maschine zu werden. Der phantastischste Motor, den man sich vorstellen kann.
    Mirko tritt weiter in die Pedale, mit derselben Kraft, mit der er in der Schule gestartet ist. Doch der Sprit, der ihn antreibt, ist nicht mehr derselbe. Vorhin war es die blanke Wut, jeder Tritt in die Pedale war ein Fußtritt auf den Schädel eines dieser Mistkerle in der Schule. Jetzt ist es eine ganz neue Kraft, die mit dem Vorgefallenen nichts zu tun hat. Jetzt ist er nicht mehr auf der Flucht vor etwas, jetzt eilt er einem Ziel entgegen.
    Er schwitzt, er spuckt, er wischt sich mit dem Handrücken über die Augen, er sieht den näher rückenden Berggipfel, spürt aber auch, dass seine Atemstöße kürzer werden, die Lunge brennt und das Herz laut an die Schläfe pocht, um dem Gehirn zu sagen Hey, Blödmann, hör sofort auf, sonst nimmt das noch ein böses Ende  … Ja, genau so, zum ersten Mal in seinem Leben spürt Mirko Colonna, dass er alles gibt, was er hat: Nach so vielen harten Trainingsstunden und wichtigen

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