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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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einfach mal dorthin.
    Draußen auf dem Bürgersteig ist niemand, nicht mal die Alten sind da. Die Tür steht offen, aber ich klopfe trotzdem. Stille. Ich trete ein und werde von der üblichen Katakombenfinsternis eingehüllt.
    »Ciao«, höre ich Tizianas Stimme. Sie sitzt in einer Ecke auf einem dieser Massagesessel, wie sie im Fernsehen verkauft werden. Sie steht ruckartig auf, und im Dunkeln kann ich nicht erkennen, ob sie mich anlächelt. Ich meine schon, oder nein, doch nicht, keine Ahnung.
    »Ciao, Tiziana. Ich … ciao.«
    Das Gute ist, dass man sich in dieser Dunkelheit nur schwer in die Augen sehen kann, so dass mir alles ein bisschen weniger peinlich vorkommt. Fast als würden wir telefonieren.
    Aber die Peinlichkeit ist gleich wieder voll da, als sie mir unvermittelt ihre Frage entgegenschleudert: »Hör mal, warum bist du gestern Abend weggelaufen?«
    »…«
    »Und sag jetzt nicht wieder, du bist nicht weggelaufen. Du hättest dich verletzen können.«
    »Ich weiß, aber in dem Augenblick schien es mir das Beste.«
    »Das Beste für wen?«
    »Für mich vielleicht, aber auch für dich, glaube ich.«
    »Wenn’s dir nichts ausmacht, ich weiß schon selber, was für mich das Beste ist.«
    »Ja, ich wollte auch nicht sagen, dass du … Also, wenn ich’s mir jetzt überlege, schon, aber in dem Moment hab ich nicht lange nachgedacht. Es war dumm von mir.«
    »O ja, sehr dumm«, sagt sie.
    Sie ist aber nicht sauer auf mich. Jedenfalls nicht sehr. Sie geht zum Schreibtisch, öffnet eine Schublade, holt etwas raus und reicht es mir. Es ist die DVD von The Devil’s Nightmare , die ich vorletzte Nacht versucht hatte zu zerstören.
    »Schau dir den Film an und sag mir, wie du ihn findest.«
    »Danke. Ich schau ihn mir an und geb ihn dir dann gleich wieder zurück.«
    »Okay. Und achte auf den Soundtrack und auf das Kleid von Erika Blanc und …«
    »Entschuldige, Tiziana, aber warum schauen wir uns den Film nicht zusammen an? Dann kannst du mich direkt darauf aufmerksam machen. Sonst überseh ich’s vielleicht.«
    Ich sage das, weil es mir wie die logischste Sache der Welt vorkommt. Aber offenkundig nur mir, denn Tiziana verzieht den Mund und sieht mich merkwürdig an.
    »Ja, aber … du kannst ihn dir doch auch allein anschauen, es ist doch nicht …«
    »Komm schon, oder hast du heute Abend schon was vor? Ich komm zu dir, und wir schauen ihn uns gemeinsam an.«
    »Nein, Fiorenzo, heute Abend hab ich was zu erledigen und kann nicht …«
    »Okay, dann eben morgen Abend. Los, nimm die DVD wieder, wir schauen sie uns gemeinsam an.«
    »Ich weiß aber auch nicht, ob ich morgen Abend da bin, wahrscheinlich bin ich …«
    »Dann eben Mittwoch, Mittwoch ist auch gut. Oder Donnerstag oder Freitag oder …«
    »Also, ganz abgesehen von den Verpflichtungen, ich weiß nicht, ob es richtig ist.«
    »Ob was richtig ist?«
    »Dass wir uns wiedersehen.«
    Sie sagt das einfach so, aber für mich ist es ein fürchterlicher Schlag in die Magengrube. Dabei hat sie mich nicht wirklich geschlagen – und falls doch, dann so schnell, dass ich es nicht gesehen habe. Aber es tut so weh wie ein echter Faustschlag. Der Schmerz steigt über den Brustkorb hoch bis zum Hals, durchzieht den ganzen Körper und richtet überall Schaden an.
    »Fiorenzo … ich weiß nicht, es gibt so viele Sachen, über die ich mir erst klar werden muss, und dafür brauche ich Zeit.«
    »Was muss dir denn klar werden?«
    »Vieles, leider, sehr vieles. Für dich mag es einfacher sein, aber ich …«
    »Was soll das heißen, für mich ist es einfacher, es ist überhaupt nicht einfach für mich, für mich gibt es nichts Einfaches!«
    »Na, da kannst du sehen, wie unterschiedlich wir reagieren, was soll ich sagen? Ich sehe eine Menge Probleme und kann nicht so tun, als gäbe es sie nicht. Und ich muss sie lösen, sonst wird das Ganze wirklich …«
    »Das nächste Mal halte ich länger durch, ich schwör’s!«, sage ich. Ich weiß nicht, wieso mir das rausgerutscht ist, aber jetzt ist es gesagt und nicht mehr aus der Welt zu schaffen. »Wenn wir’s das nächste Mal tun, halt ich länger durch.«
    Tiziana schaut mich an, als wäre ich eine dusselige Taube, die durchs Fenster hereingeflogen ist, wieder raus will und dabei sämtliche Vasen im Wohnzimmer zerdeppert.
    »Was redest du denn da, Fiorenzo«, sagt sie. »Was hat das damit zu tun …«
    »Es ist doch so: Beim ersten Mal schafft ein Mann es nur ganz kurz, beim zweiten Mal immer noch kurz, aber

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