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Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive

Titel: Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Genovesi
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GESCHWISTERN
    »Nein, du spinnst ja, Tiziana, kapier es endlich, da liegst du voll daneben.«
    »Sie hat so komisch geschaut, irgendwas war komisch.«
    »Ach was, sie ist eine einsame alte Frau, die gern ein Kätzchen hätte, damit sie sich nicht so allein fühlt.« Raffaella redet, fährt Auto und schreibt eine SMS, alles gleichzeitig. Sie schaut auf die Straße, zu dir, aufs Handy.
    »Nein, sie war komisch, sie hatte den bösen Blick.«
    In einem Pappkarton auf dem Rücksitz liegen die Kätzchen und hören nicht auf zu wimmern. MIAU-UUUUUUH.
    »Und was machen wir jetzt mit ihnen, Tiziana? Wir wissen doch gar nicht, wohin damit. Da tut uns jemand den Gefallen und will uns eins abnehmen, und du schlägst das Angebot aus.«
    »Ich hab dir doch schon gesagt, die tickt nicht richtig.«
    »Wie, die tickt nicht richtig?«
    »Lach jetzt nicht, aber ich glaube, sie wollte das Kätzchen essen.«
    Raffaellas Kopf schnellt nach rechts, sie starrt dich entgeistert an. Im nächsten Augenblick prustet sie los.
    Das Auto vor euch steht schon eine ganze Weile an der Ampel, Raffaella drückt energisch auf die Hupe, bis sie merkt, dass rot ist. Sie macht eine entschuldigende Geste und behandelt dich weiter wie eine Geisteskranke. »Aber warum sollte sie eine Katze essen wollen?«
    »Von der Krise sind alle betroffen, Raffaella.«
    »Jetzt übertreib mal nicht, wer wird denn Katzen essen?«
    »Viele. Wir nicht, aber die Alten … Sie haben auch damals im Krieg welche gegessen, für sie ist das gar nicht so abwegig. Meine Großmutter hat mir erzählt, dass sie im Krieg Katzen und Igel gegessen hat, und einmal hat sie einen toten Deutschen gefunden und …«
    »Und den hat sie auch gegessen?«
    »Nein, bist du blöd. Der trug einen Ledergürtel, den haben sie gekocht, und als er weich war, haben sie ihn gegessen.«
    »Ist ja richtig eklig, igitt! «
    »Kannst du dir jetzt vorstellen, dass jemand auch ein junges, zartes Kätzchen isst?«
    »Aber sie wollte es doch nur, damit sie nicht so allein ist.«
    »Was du nicht sagst. Und warum hat sie dann so verdächtig reagiert, als du den Trick mit den Geschwistern ausprobiert hast?«
    Der Trick mit den Geschwistern ist ein Klassiker, wenn man kleine Kätzchen loswerden will: Wenn du jemanden gefunden hast, der bereit ist, eines zu nehmen, zeigst du ihm gleich noch ein zweites, möglichst ähnliches, und sagst, dass die beiden unzertrennlich sind, seit ihre Mutter von einem Betrunkenen überfahren wurde und du sie wimmernd neben der toten Katzenmama gefunden hast. Wenn du Glück hast, erbarmt sich der Interessent und nimmt beide.
    Raffaella hat diese Geschichte auch der Alten aufgetischt, und die war sofort bereit gewesen, beide zu nehmen, und wenn es noch eines gäbe, hatte sie schnell hinzugefügt, würde sie auch das noch nehmen. Wahrscheinlich hätte sie den ganzen Katzenkarton genommen.
    »Und deiner Meinung nach wollte sie die alle essen?«
    »Ich glaub schon. Wer weiß, vielleicht wollte sie Gäste zum Essen einladen. Oder sie hätte sie in die Tiefkühltruhe gepackt.«
    »Du bist krank, Tiziana, geh zum Arzt und lass dich untersuchen.«
    »Mir fehlt nichts, du hast ihr nur nicht richtig in die Augen geschaut und …«
    »Tiziana, ich sag es dir noch einmal, du musst lernen, anderen zu vertrauen, zumindest ein bisschen.«
    »Tu ich doch.«
    »Klar, und wie. Du bist offen und vertraust allen.«
    »Ja, genau, ganz genau. Siehst du mich etwa anders?«
    »Ganz anders.«
    »Und wie? Los, sag schon.«
    »Weiß ich nicht. Ich hab dir doch schon gesagt, du bist verrückt. Geben wir der armen Alten doch die Kätzchen. Bestimmt ist sie schon lange allein, und diese Kätzchen würden ein wenig Freude in ihr Leben bringen …«
    »Boh.«
    »Wir geben ihr die Kätzchen, komm schon.«
    »Ich weiß nicht, Raffa.«
    »Aber ich weiß es. Und diesen Heavy-Metal-Typen … den lassen wir auch ran, oder?«
    Raffaella wirft das so hin, ihr schaut euch an und müsst lachen.
    »Du bist blöd!«
    »Nein, du.«
    »Und du erst.«
    »Nein, du hast ’ne Macke, Tiziana. Ich an deiner Stelle würde ihn ranlassen, er gefällt dir doch!«
    »Was redest du da, stimmt ja gar nicht!«
    »Und ich sag dir, dass er dir gefällt. Jedenfalls findest du ihn nicht unattraktiv.«
    »Mensch, er ist neunzehn.«
    »Warum bist du dir da so sicher, vielleicht ist er einundzwanzig und sieht nur jünger aus.«
    »Nein, nein, er ist neunzehn.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Nein, aber ich hab im Internet gesurft und … er geht

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