Fische füttern - Genovesi, F: Fische füttern - Esche Vive
Augen, die ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde.
PROFI FISHING KOMFORT DELUXE
Mariani begutachtet die Schwimmer seit mindestens zwanzig Minuten. Er hält sie gegen das Licht, als könnte er so erkennen, ob sie ihm Glück bringen oder nicht. Roberto liest unterdessen die Zeitung und wartet.
Fiorenzo ist gekommen und schnurstracks in der Kammer verschwunden, wo er Mirko angetroffen hat. Wenig später Gebrüll. Dann ist Mirko rausgekommen, ganz wackelig auf seinen Rennschuhen.
»Warte draußen auf mich, wir fahren gleich«, sagt Roberto zu ihm. Mariani begrüßt den kleinen Champion und wendet sich wieder den Schwimmern zu.
Es ist sein erster Besuch hier im Laden, wahrscheinlich war er noch nie in seinem Leben angeln. Und wenn Robertos Instinkt nicht trügt, hat Mariani auch jetzt nicht die Absicht, damit anzufangen.
Schließlich sagt Mariani: »Na gut, ich nehme die hier«, und wählt zwei Schwimmer, wie sie nach Gewicht und Form unterschiedlicher nicht sein könnten. Er bezahlt. Dann macht er ein paar belanglose Bemerkungen, als wolle er die Zeit überbrücken, bis er das Wechselgeld zurückbekommt.
»Tja, so ist das nun mal, die Angelei ist ein schönes Hobby. Hab ich recht, Roberto?«
»O ja. Vollkommen recht.«
»Ich bin natürlich kein Profi, aber mir macht es Spaß. Und weißt du, was mein größtes Hobby ist?«
»Der Radsport.«
»Genau, der Radsport. Auch da bin ich selbstverständlich Amateur, aber ich bin gar nicht so schlecht. Letztes Frühjahr habe ich mich sogar für den Radmarathon zum Monte Balbano qualifiziert, wusstest du das?«
»Das wusste ich nicht. Bravo.«
»Tja. Aber ich verfolge auch die Profirennen. Ich weiß genau, welche Rennen du gefahren bist, das kannst du mir glauben. Und wie du bei der Coppa Bernocchi als Vierter ins Ziel eingelaufen bist … Ich kann dir auch sagen, wer damals auf dem Treppchen stand.«
»Du hast vielleicht ein Gedächtnis, Mariani, Donnerwetter.«
»Ist halt meine Leidenschaft. Und weißt du, wer diese Leidenschaft von mir geerbt hat? Mein Massimiliano. Gütiger Gott, der kommt gar nicht mehr runter vom Sattel. Er verfolgt alle Profirennen, kein einziges verpasst er. Die Welt des Profiradsports ist ihm jetzt schon vertraut.«
»Das ist schön. Rennen zu fahren, ohne die Rennen der Großen zu verfolgen, ist wie …«
»Wie Trockenschwimmen! Ich weiß, das hast du den Jungs Anfang des Jahres gesagt, und ich hab’s mir gemerkt, weil es so ein schöner Satz ist. Ich traue Massimiliano übrigens einiges zu. Er ist mit Feuereifer dabei und hat den richtigen Kampfgeist. Er ist zwar erst sechzehn, aber schon sehr reif. Und er will unbedingt Radprofi werden. Dabei unterstütze ich ihn hundertprozentig.«
»Gut. Und wir bemühen uns, einen Radprofi aus ihm zu machen.« Roberto antwortet in knappen Sätzen. Merkwürdig, schließlich geht es doch um den Radsport. Aber er hat schon verstanden, worauf Mariani hinauswill.
»Nun ja, dieses Jahr hat er noch kein Rennen gewonnen. In der Altersklasse der Jüngsten war das anders, aber die Klassen ändern sich, das ist nun mal so. Und jetzt, wo du diesen kleinen Champion entdeckt hast … Mein Gott, der geht ja ab wie eine Rakete. Wo hast du den eigentlich aufgegabelt?«
»Ja, Mirko ist stark. Aber Massimiliano ist auch stark, lassen wir ihn noch ein bisschen wachsen.«
»Ja, stimmt, er muss noch wachsen. Aber genau dabei möchte ich eben etwas nachhelfen … Ich wiederhole, wir kennen das Metier, Roberto, wir sind keine Grünschnäbel, und wir sind bereit, alles Notwendige zu tun. Und daher frage ich dich, ganz unter uns, worauf kommt es an?«
Roberto räumt die Kästen mit den Schwimmern auf, er antwortet nicht und schaut nicht vom Ladentisch hoch.
»Hey, Roberto, ich rede mit dir, von Mann zu Mann: Worauf kommt’s an?«
»Auf die Beine kommt es an, Mariani.«
»Ja, sicher, und auf was noch?«
»Auf die Lungen und auf den Kopf.«
»Hey, Roberto, komm schon, nimm mich nicht auf den Arm, du weißt genau, was ich meine.«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Los, komm schon, erzähl mir keine Märchen. Der kleine Champion ist stark, er ist ein Phänomen, aber sag mir nicht, dass du ihn auf Wasser und Brot gesetzt hast. Du gibst ihm doch was, und du hast auch völlig recht damit, das ist ja in Ordnung. Ich hab dir doch gesagt, ich weiß, wie’s in der Branche läuft, und das ist völlig okay. Aber ich frage dich, ob man nicht auch Massimiliano ein bisschen aufpäppeln könnte. Ich wiederhole, ich werde
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