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Fischer, wie tief ist das Wasser

Fischer, wie tief ist das Wasser

Titel: Fischer, wie tief ist das Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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ein paar Tage! Und jetzt dieses Chaos!»
    Birger Isken hatte mehr als nur schlechte Laune, und Veronika Schewe wusste, dass sich in den letzten vierzig Stunden viele Gründe dafür versammelt hatten. Erst die Sache mit Sjard Dieken, von dessen Arbeit er immer schon beeindruckt gewesen war. Dann wurde die kleine Gesa Boomgarden ins Krankenhaus eingeliefert. Und schließlich fehlte noch jede Spur von der Frau, die sich nun sicher als Gefahr für das gesamte Projekt herausgestellt hatte. Birger Isken war sofort mit einem kleinen Privatflugzeug von Hannover nach Norden gekommen. Und der wohl triftigste Grund für sein grimmiges Gesicht: Er steckte gerade in der Endphase für die neueste Rytephamol- B-Reihe , und diesmal war er sich ganz sicher, dass das Ergebnis so ausfallen würde, wie er es sich wünschte, wie sie es sich schon seit Jahren gemeinsam wünschten. Die verbesserte Formel ließ sie hoffen, dass schon bald die offizielle Testreihe begonnen werden konnte. Von da an war es nur noch eine Frage der Zeit, wann Rytephamol-B auf den Markt gelangte. Durch die Liekedeler-Kinder hatten sie sich die kostspieligen Testreihen gespart. Vergessen waren die teilweise fehlgeschlagenen Experimente. Zum Glück hatten sich die Schäden in Grenzen gehalten, alle Kinder der ersten Probereihe waren inzwischen umgestellt und prophylaktisch gegen die schlimmsten Nebenwirkungen behandelt worden. Nun, die Migräneattacken waren ein Problem, welches ihnen ebenfalls Kopfschmerzen bereitete, doch die grandiosen Ergebnisse von Henk Andreesenbestätigten ihnen dennoch, dass sie grundsätzlich auf dem richtigen Weg waren.
    Veronika Schewe lehnte mit dem Rücken an der Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wusste, es sah aus, als wolle sie sich selbst vor den Angriffen schützen, doch das stimmte nicht. Sie wollte nur die anderen vor dem Schlimmsten bewahren, denn das, was in den letzten Tagen schief gelaufen war, hatte sie allein verbockt. Alles hatte damit angefangen, dass sie sich in Okka Leverenz derart getäuscht hatte. «Wir werden sie bald haben, Birger, verlass dich drauf!»
    «Und wie, wenn keiner von euch hoch qualifizierten Idioten weiß, wo sie steckt?»
    «Wir waren bei ihrem Vater. Gleich nachdem die Polizei heute Morgen da war, um das Verschwinden von Gesa Boomgarden zu klären, haben wir Peter Leverenz einen kurzen Besuch abgestattet.»
    Birger Isken lächelte kalt. «Aber ihr wisst immer noch nicht, wo seine Tochter steckt, habe ich Recht?»
    Ja, damit hatte er natürlich Recht. Doch dies war auch nicht der Grund gewesen, das Haus in der Westerstraße mit dem kleinen, altmodischen Friseursalon zu besuchen. Niemand hatte wirklich damit gerechnet, Okka Leverenz bei ihrem Vater zu finden. Vielleicht ein wenig gehofft. Doch nicht damit gerechnet.
    Und als nach energischem Klopfen und hartnäckigem Klingeln endlich ein etwas ungewaschen wirkender, aber durchaus attraktiver Mann die Wohnungstür öffnete, da war auch ihr, Veronika Schewe, klar gewesen, dass Okka woanders Zuflucht gesucht hatte. Peter Leverenz war kein Vater, zu dem man ging, wenn man in Sicherheit sein wollte. Der eigentliche Anlass für diesen kurzen Ausflug war ein anderer gewesen.
    «Wir haben jetzt die Telefonleitungen angezapft. Es war einKinderspiel, das Haus ist steinalt und die Anlage liegt draußen im Hinterhof. Dein Techniker hat ganze Arbeit geleistet. Während ich mit Herrn Leverenz gesprochen habe, hat er, nun ja   …», Veronika Schewe zeigte auf den Mann, der eingeschüchtert auf einem der Bürostühle saß, «…   er hat ein bisschen manipuliert. Jetzt können wir sämtliche ein- und ausgehenden Telefonate in dem Haus abhören. Mehr konnten wir auch nicht tun, aber ich bin mir sicher, dass sich Okka Leverenz früher oder später bei ihm melden wird.»
    Birger Iskens Gesicht entspannte sich ein wenig. «Und, was habt ihr bislang herausgefunden?»
    Der Mann, der noch immer die Kleidung eines Fernmeldetechnikers trug, obwohl er eigentlich als Mechaniker im Pharmalabor für die Wartung der Apparate zuständig war, setzte sich aufrecht hin. «Es ist nicht viel, Professor, in erster Linie Anmeldungen für Dauerwellen und Blondierungen, wir bekommen ja wie gesagt alle Gespräche über Funk mit. Peter Leverenz hat seitdem nur zweimal telefoniert. Einmal hat er einen Auftrag für eine Reportage abgesagt, ich glaube es ging um, hmm, ich glaube es war Spitzbergen.» Er kratzte sich angestrengt am Kopf. «Und dann bekam er einen Anruf. Von

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