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Fischer, wie tief ist das Wasser

Fischer, wie tief ist das Wasser

Titel: Fischer, wie tief ist das Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Jemand, der Okka Leverenz genau dorthin bringen konnte, wo sie hingehörte. Damit endlich Schluss war mit diesem Spiel, welches schon längst viel zu ernst geworden war.
    Sie griff zum Hörer. Sie war erleichtert, denn sie hatte die Lösung gefunden. Es konnte sein, dass Okka Leverenz diese Sache nicht heil überstehen würde. Aber sie selbst, Veronika Schewe, musste sich die Hände nicht schmutzig machen.
    «Hallo? Entschuldigen Sie die späte Störung, hier ist Dr.   Schewe von der Liekedeler-Stiftung. Könnte ich Ihren Chef sprechen? Es ist wichtig, sagen Sie ihm, es geht um Henk Andreesen, dann weiß er Bescheid.»
     

10.
    Schade, dachte ich noch, als ich die Insel hinter den weißen Schaumkronen, die das Fährschiff im Meer hinterließ, verschwinden sah. Schade um ein Stück Frieden. Was jetzt kommt, wird nicht friedlich sein, dachte ich.
    Malin Andreesen hatte sich nicht umstimmen lassen. Sie bestand darauf, dass es besser wäre, zur Polizei zu gehen. Und sie wollte nicht, dass Henk in die Sache hineingezogen wurde.
    «Aber ich stecke doch schon mittendrin, Mama», hatte Henk trotzig entgegnet.
    Ich fand, sie beide hatten Recht. Ich konnte Malins Angst verstehen, sehr gut sogar, ich selbst hatte ebenso Panik vor dem, was kam. Doch es war genau, wie Henk es formulierte, auch ich steckte schon viel zu tief drin, als dass ich auf Juist hätte bleiben können, mit hochgelegten Beinen und einer Tasse Tee in der Hand. Ich bin nicht so. Bis vor kurzem dachte ich, dass ich ein bisschen feige sei und in keinem Fall in der Lage, auch nur eine einzige Sache vernünftig zu Ende zu bringen.
    Doch jetzt standen wir hier an Bord des Schiffes und fuhren einem Haufen Ärger entgegen. Malin mit verkniffenem Gesicht, weil Henk sich von ihr nicht hatte sagen lassen, was er tun sollte. Und so sah er aus: stolz und unbeirrbar wie ein Kapitän, der sein Ziel kennt.
    Der Norddeicher Hafen lag nun vor uns und sein Anblick schien ganz plötzlich unsere Ruhe zu verschlucken. Ich hielt Ausschau nach meinem Vater, doch ich konnte weder die vertraute Gestalt noch das verrostete Auto am Hafen ausmachen. Aber er hatte ja gesagt, dass er nicht selbst kommen wollte. Ich schaute mich um.
    Als wir von Bord gingen, schob Henk die eine Hand in meine, mit der anderen hielt er einen Zipfel von dem weiten Gewand seiner Mutter. Er war ein kleiner Junge, blickte in dem Gedränge von ankommenden und abreisenden Passagieren nur gegen Bauchnäbel, Hosengürtel und über die Schulter geworfene Tragetaschen. Doch er schaute sich mit weit geöffneten Augen um, fast mit Begeisterung, schien mir.
    «Schau, Mama, da ist der Papa von Dirk! Den kenne ich!»
    Mein Blick folgte seinem und ich erkannte Herrn van Looden, der in einem hellen Anzug neben der geöffneten Tür eines teuren Autos stand. Ich kannte ihn nur flüchtig, er hatte am Abend des Kartoffelfeuers drei Kisten Limonade vorbeigebracht und war einen kurzen Moment geblieben, um mit Sjard zu reden.
    «Kommt, wir müssen zu meinem Vater, vielleicht wartet er weiter hinten», sagte ich und zog ein wenig an Henks Arm, da fiel mein Blick auf Malin Andreesen, die beunruhigt und blass stehen blieb und zu dem Mann neben dem exklusiven Sportwagen schaute.
    «Was ist los?», fragte ich und wurde ein wenig langsamer. Sofort wurden wir von hinten angestoßen, ein älteres Ehepaar schimpfte, sie müssten den Zug nach Köln noch erreichen und ob es denn nicht schneller ginge.
    Malin ging weiter. Sie schaute nun auf den Boden. «Nichts ist.»
    Henk rüttelte an meinem Arm. «Schaut mal, der Papa von Dirk winkt uns zu, der will was von uns!»
    «Wir wollen aber nichts von ihm», fauchte Malin barsch und ging weiter. Sie war plötzlich nervös, aber Henk blieb stehen. Als sich das Kleid seiner Mutter nicht mehr festhalten ließ, öffnete er die Hand, auch die meine schüttelte er los, dann ging er auf Herrn van Looden zu.
    «Komme gleich, ich will nur sehen, was er von uns will.»
    Ich war für einen kurzen Moment orientierungslos, sollte ich Henk folgen oder seine Mutter aufhalten, die unbeirrt weiterging? Unschlüssig blieb ich stehen, beobachtete, wie der vornehme Herr mit einer freundlichen, fast vertrauten Geste über Henks wirren Haarschopf strich und sich mit ihm unterhielt.
    Henk drehte sich um und gab mir zu verstehen, ich solle zu ihnen kommen. Ein Blick in die andere Richtung zeigte mir, dass Malin bereits von der zum Bahnsteig strömenden Menschenmenge verschluckt worden war, also ging ich zu Henk.
    Herr

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