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Fischer, wie tief ist das Wasser

Fischer, wie tief ist das Wasser

Titel: Fischer, wie tief ist das Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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nicht sein. So was merkt man doch, Schatz! Dawürde doch sofort jemand hinterkommen.» Malin blickte mich erschrocken an. «Okka, was weißt du darüber?»
    Nein, ich wusste nichts darüber, aber ich war mir sicher, dass es genauso abgelaufen sein könnte. «Malin, du solltest mit Henk so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen, am besten einen Spezialisten», sagte ich.
    «Einen Spezialisten? Meinst du wirklich, dass alles so gefährlich ist?»
    Ich nickte. Ja, ich glaubte wirklich, dass es so gefährlich war, ich befürchtete sogar, dass noch Schlimmeres dahinter steckte als das, was wir bislang annehmen konnten. Sie hatten ein kleines Mädchen verschleppt, weil sie ihre ärztliche Untersuchung verhindern wollten. Dasselbe konnte auch Henk passieren.
    «Wir müssten zum Festland fahren, nach Emden oder sogar bis nach Oldenburg, ich hab doch keine Ahnung, wo solche Spezialisten zu finden sind», überlegte Malin nervös.
    «Das ist noch nicht einmal das größte Problem, Malin. Es könnte sein, dass wir beobachtet werden, und man weiß auch nie, wo dieser Professor Isken überall seine Leute und Mitwisser untergebracht hat, vielleicht sogar in den Krankenhäusern selbst, damit es nicht an die Öffentlichkeit gerät.»
    «O mein Gott, in was sind wir da hineingeraten!», stöhnte Malin und nahm ihren Sohn fester in den Arm, vergrub ihr Gesicht in seinen Haaren.
    Ich sah sie da stehen, die beiden, Sohn und Mutter. Sie taten mir Leid, sie wurden in eine schreckliche Geschichte hineingerissen, einfach so. Und ich hatte mich als gesuchte Kindesentführerin in ihr Haus eingeschlichen und ihnen Dinge erzählt, die sie vielleicht besser nicht wissen sollten. Sie konnte mit Henk womöglich noch nicht einmal einen Arzt aufsuchen, um vielleicht sein Leben zu retten, weil ich sie in Gefahr gebracht hatte.
    Mein Kopf rotierte, ich musste eine Lösung finden. Zur Polizei konnte ich nicht gehen, ich wurde schließlich gesucht, und die Geschichte von den illegal an Kindern ausgeführten Experimenten war ohne augenscheinliche Beweise viel zu konfus. Wer würde so einer Sache Glauben schenken?
    Henk brachte mir das Telefon, ohne dass ich ihn darum gebeten hatte. «Sie kennen doch so viele Menschen, beim Fernsehen und beim Radio und was weiß ich wo. Fällt Ihnen denn keiner ein, den Sie anrufen könnten, damit er uns hilft?» Als er mir den Hörer in die Hand drückte, glänzten seine hellen Augen voller Überzeugung, dass ich genau wusste, was ich tat.
    Er hatte ja keine Ahnung, wie schrecklich ich mich in diesem Moment fühlte und dass sich die Leute von Fernsehen und Radio wie die Geier auf diesen Skandal stürzen würden, ohne Rücksicht auf die Kinder zu nehmen. Ich lächelte schwach. «Ich kenne jemanden, du hast Recht. Er ist zwar nur bei der Zeitung, aber dafür können wir ihm ganz sicher trauen.»
    Gott sei Dank, nach nur zwei Freizeichen meldete sich die heiser-hitzige Stimme meines Vaters, er schien auf dem Sprung zu sein, wie immer schon halb mit dem Fuß aus der Tür.
    «Papa, ich bin es», sagte ich leise und überlegte nach Worten, die mein Verhalten von heute Morgen entschuldigen könnten. Doch er ließ es gar nicht so weit kommen. Erst dachte ich, er sei mir noch immer böse und wolle mir sagen, dass ich bloß nicht glauben sollte, dass er mir irgendetwas verzeihen würde, doch dann hörte ich die Angst in der Stimme meines Vaters.
    «Um Himmels willen, bin ich froh, dass du dich meldest.» Jedes Wort schien zu vibrieren. «Wo steckst du? Sie suchen dich, hörst du? Nicht nur diese Dr.   Schewe mit ihrem Gefolge hat bei mir vor der Tür gestanden, sondern auch ein paar Leute von der Polizei. Die sagten etwas von Kindesentführung im Krankenhausund sie hatten ein Fahndungsbild dabei, auf dem du abgebildet warst. Eindeutig du. Und morgen wird das Phantombild im
Kurier
erscheinen. Weißt du, was das bedeutet?» Er holte tief Luft und ich nutzte die Gelegenheit, ihn mit ruhiger Stimme zu unterbrechen.
    «Ja, ich werde mich wohl ab morgen früh nicht mehr in Norden und Umgebung blicken lassen können, wenn ich nicht direkt abgeführt werden möchte. Aber du weißt, dass ich mit Sicherheit kein Kind entführt habe, und die Polizei wird es früher oder später auch herausfinden. Wir müssen nur irgendwie Beweise gegen Liekedeler an die Öffentlichkeit bringen, dann haben wir nichts mehr zu befürchten.»
    «Aber sie haben bei mir angerufen. Das heißt, dieses Mädchen hat bei mir angerufen, vor einer halben Stunde etwa,

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