Fischland Mord - Küsten-Krimi
bereits einen Mord begangen hat, um das Problem aus der Welt zu
schaffen?«
»Hast du doch selbst gesagt: Er will nicht, dass er noch mal
erpresst wird«, stellte Kassandra fest.
Violetta ließ das sacken. »Raimund würde niemanden
töten. Niemals«, bekräftigte sie nach einer Weile dennoch
trotzig.
Kassandra versuchte, auf andere Weise weiterzukommen. »Was hat Kind
gewollt, das dein Raimund für ihn tun sollte?«
»Er sollte ein falsches Gutachten erstellen«, rückte Violetta nun
mit der Sprache raus. »Worum es im Detail ging, hat er nicht gesagt.«
Das Gutachten zu dem Partikel-Bild? Nein, zu dem
Auftrag war Degenhard ja erst gekommen, nachdem
Kind tot war. »Sollte er was für echt erklären, was falsch war,
oder umgekehrt?«
Ratlos zuckte Violetta mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
»Wie auch immer.« Kassandra holte tief Luft. »Du musst damit zur
Polizei gehen. Und wenn du hundertmal überzeugt bist, dass Raimund kein Mörder
ist, besteht die Möglichkeit, dass du dich irrst. Das ist auch für dich
gefährlich, falls er auf die Idee kommt, dass du zu viel weißt. Immerhin hat er
dir anvertraut, wer ihn erpresst.«
»Ja, eben. Das hätte er nicht getan, wenn er Kind getötet hätte.«
»War das vor oder nach dem Mord?«, fragte Kassandra.
»Vorher«, antwortete Violetta kleinlaut.
»Also. Geh zur Polizei.«
»Nein.«
»Dann werde ich es tun. Ich bin sowieso heute Nachmittag da.«
Violetta baute sich vor Kassandra auf. »Wenn du das tust, werde ich
alles leugnen, du kannst nicht beweisen, dass ich was mit Raimund habe … hatte
und dass er von diesem Kind erpresst wurde.« Sie machte eine dramatische Pause.
»Die Polizei wird denken, dass du bloß versuchst, deinen Hals zu retten, weil
sie glauben, dass du was mit dem Mord zu tun hast.«
Die Bemerkung versetzte Kassandra einen Stich. »Woher weißt du das?«
»Ich bin nicht blöd, du hast gestern nicht erzählt, was du in
Greifswald wolltest, wahrscheinlich, weil du da gar nichts wolltest, sondern
nach Anklam zur Polizei gefahren bist, du bist jedenfalls nicht in der
Innenstadt gewesen, wie du gesagt hast, sonst hättest du dort geparkt, als du
mich rausgelassen hast, und vorhin, als das Telefon
klingelte, hast du was von Kommissar gesagt, und als du zurück in
die Küche kamst, warst du ganz blass.«
Violetta war wirklich nicht blöd.
»Du hast recht, die verdächtigen mich, weil Kind und Sven früher
miteinander zu tun hatten. Findest du es fair, dass du mich erpresst wie Kind
deinen Raimund?«
»Tu ich doch gar nicht!«
»Doch, tust du. Ich glaube, es ist besser, du gehst jetzt.«
Etwas bedröppelt sagte Violetta: »Wenn du meinst.«
Als Kassandra nichts erwiderte, ging sie tatsächlich.
In Anklam empfing Dietrich sie allein. »Wie schön, dass Sie es
einrichten konnten, Frau … Voß.«
Schon wegen dieser sehr hörbaren drei Punkte hätte Kassandra ihn erwürgen können, da musste er nicht mal besonders unfreundlich
sein.
»Setzen Sie sich.« Dietrich schlug eine Akte auf und
blätterte darin. »Sven Larsen hat ausgesagt, dass er im März und Mai des Jahres
2005 Kontakt zu Josef Kind hatte. Er behauptet außerdem, Sie seien bei einem
der zwei Treffen dabei gewesen, bei denen es um ein Gemälde von …«, er schaute
wieder in die Akte, »… Max Kaus ging. Ihr Exmann hatte auf einem Trödelmarkt
für wenig Geld ein ungerahmtes Bild gekauft und glaubte, es
könne von Kaus sein. Er beauftragte Josef Kind, ein Gutachten zu
erstellen, das die Echtheit bestätigen sollte, was sich als Reinfall
erwies. Das Bild war eine billige Kopie. Allerdings meldete sich
Josef Kind zwei Monate später, weil er einen echten Kaus entdeckt hatte, der
zum Verkauf stand, und erklärte sich bereit, als Vermittler zu fungieren. Er erwarb das Gemälde im Auftrag Ihres Exmannes und brachte es persönlich
bei ihm vorbei. Das war am …«, wieder warf Dietrich einen Blick
in die Akte, »… am fünfundzwanzigsten Mai. Sie waren an diesem
Abend dort. Können Sie mir folgen?«
»Ich bin nicht blöd«, wiederholte Kassandra unbewusst Violettas
Worte.
»Ich kann demnach davon ausgehen, dass Sie sich an das
angesprochene Treffen erinnern?«
»Können Sie nicht. Ich habe Ihnen gesagt, dass ich Josef Kind niemals in meinem Leben begegnet bin. Wenn Sven was anderes behauptet,
lügt er.«
»Warum sollte er das tun?«
»Weil ich dazu beigetragen habe, dass er jetzt ist, wo er ist.«
»Billige Rache also? Finden Sie nicht, dass Sie sich das ein
bisschen zu
Weitere Kostenlose Bücher